1. Startseite
  2. Region
  3. Langen

Für Kastrationspflicht bei Katzen

Erstellt:

Von: Markus Schaible

Kommentare

Langen - Mit einer Katzenschutzverordnung wollen die Linken gegen „die ansteigende Populationsdichte verwilderter Hauskatzen und unkontrollierte Vermehrung durch verantwortungslose Tierhalter“ vorgehen.

Bei den anderen politischen Fraktionen wirft das aber noch viele Fragen auf – weshalb die Forderung in einen Prüfauftrag umgewandelt werden soll. Die Fraktion der Linken befürwortet eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Katzen mit Freigang in Langen. In Zusammenarbeit mit der Organisation Minka: Mission Katze und dem Tierschutzverein Langen/Egelsbach schlägt sie deshalb eine Katzenschutzverordnung vor. „Beide Tierschutzorganisationen, befragte Tierärzte und die Jägerschaft befürworten und fordern diese Verordnung“, sagt Fraktionsmitglied Marianne Wurm.

Wurm verweist darauf, dass der Zuwachs verwilderter, herrenloser Hauskatzen in der Langener Gemarkung trotz der Maßnahmen wie Einfangen, Kastration und Versorgung erkrankter Tiere durch die Tierschutzorganisationen weiterhin ansteige. Katzen sind bereits im Alter von fünf bis sechs Monaten geschlechtsreif und können drei Mal im Jahr Nachwuchs bekommen, wobei pro Wurf mit bis zu sieben Welpen gerechnet werden muss. Da es für die frei lebenden Tiere keine Gesundheitsvorsorge in Form von Impfungen und Kontrollen auf Parasiten gebe, würden sich Infektionskrankheiten wie Katzenschnupfen, Katzenseuche, „Leukose“ oder „Katzen-Aids“ sehr schnell verbreiten. Zahlreiche Katzen verenden bereits als Jungtiere qualvoll, da sie entweder von Geburt an durch Elterntiere oder von anderen bereits erkrankten Streunerkatzen infiziert werden.

Populationsdichte regelt sich nicht auf natürliche Weise

Anders als bei Wildtieren regele sich die Populationsdichte bei frei lebenden Katzen nicht auf natürliche Weise. Unkastrierte, in menschlicher Obhut gehaltene Katzen würden beim Freigang mit herrenlosen und verwilderten Hauskatzen unweigerlich Kontakt aufnehmen, sodass diese kontinuierlich zur Vermehrung beitragen.

Wurm und Tina Sewing als Vertreterin von Minka und Tierschutzverein sehen bei der Vielzahl von frei lebenden und oftmals auch kranken Tieren die dringende Notwendigkeit für die Verordnung, um weiteres Katzenleid einzudämmen und letztendlich zu verhindern. Die in Langen lebenden scheuen Tiere halten sich nach Sewings Erkenntnis tagsüber sehr gut versteckt vor allem in den Außenbereichen in Gartenanlagen, im Industriegebiet, am Friedhof, Krankenhaus, im Nordend und im Belzborn auf. Eine wesentliche Maßnahme wäre nach ihren Worten die Unterbrechung der Populationskette. Im Sinne des Tier- und Artenschutzes sei ein Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungsgebot angebracht. Mit einer verbindlichen Regelung verhindere die Kastration die Fortpflanzung und wirke damit der Überpopulation entgegen.

Trotz Aufklärungskampagnen durch den Tierschutz seien nicht alle Halter von Hauskatzen in der Lage, ihre Tiere verantwortungsbewusst und artgerecht zu halten. Sämtliche Appelle der Politik hätten bedauerlicherweise nicht gefruchtet. Die Tierheime seien überfüllt und den Tierschützern sei jedes Jahr erneut vor der befürchteten „Kittenschwemme“ bange. Hinzu komme, dass viele Besitzer zunächst versuchen, die Tiere gewinnbringend über Kleinanzeigenportale im Internet zu verkaufen. Gelinge dies nicht, würden sie bestenfalls im Tierheim abgegeben oder einfach ausgesetzt. Nicht selten jedoch landeten Babykatzen als Spielzeug in Kinderzimmern, um später bei nachlassendem Interesse als erwachsenen Tiere auf der Straße sich selbst überlassen zu werden. Auch die Methode, unerwünschten Nachwuchs zu erschlagen oder zu ertränken, werde nach wie vor noch häufig praktiziert, so Sewing.

Ihre Forderung: „Wer seine Katze ins Freie lässt, soll verpflichtet werden, diese bei einem Tierarzt kastrieren zu lassen und mit einer Kennzeichnung, Tätowierung oder Chip zu versehen. Die Kennzeichnung und kostenfreie Registrierung in einem Haustierregister dienen der Identifizierung der Katze. Verirrte, entlaufene oder gefundene Katzen können so schnell und einfach wieder nach Hause finden.“ Dauerhaft führe dies nicht nur zu einer Entlastung der Steuerzahler und Tierschutzorganisationen, sondern auch des Tierheims Dreieich, das bereits in den vergangenen Jahren mehrfach an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen sei.

Im Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstagabend wurde das Ansinnen der Linken kontrovers diskutiert. Dabei wurde klar, dass der überwiegende Teil der Kommunalpolitiker belastbare Zahlen und Aussagen zur Umsetzbarkeit einer solchen Verordnung möchte. Wurm zog deshalb den Antrag für eine Verordnung erst einmal zurück; das Thema soll nun als Prüfauftrag an den Magistrat in der nächsten Sitzungsrunde erneut beraten werden. (ble)

Auch interessant

Kommentare