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Kinderschutzbund in Langen hilft zerrütteten Familien

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Von: Nicole Jost

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Ein kurzes Treffen zur Übergabe der Kinder: Manche Eltern sind so zerstritten, dass ihnen sogar das schwer fällt. (Symbolbild)
Ein kurzes Treffen zur Übergabe der Kinder: Manche Eltern sind so zerstritten, dass ihnen sogar das schwer fällt. (Symbolbild) © dpa

Der Kinderschutzbund Westkreis Offenbach in Langen sucht Verstärkung für sein Team der Umgangsbegleiter. Diese helfen Familien, bei denen sich die Eltern getrennt haben.

Langen – Das Spielzimmer des Kinderschutzbundes Westkreis Offenbach in den Büroräumen in Langen ist einladend: Ein Kaufladen und eine Kinderküche stehen zum Spielen bereit, am Fußboden und auf weichen Bauelementen warten ein Rennauto, ein Bagger und ein Lastwagen darauf, ein paar Runden zu drehen. Ganz wichtig ist auch ein gemütliches, rotes Sofa, das zum Kuscheln einlädt.

Trennung und Scheidung sind das tägliche Geschäft der pädagogischen Fachkräfte, die für den Kinderschutzbund arbeiten. Manchmal reicht die Beratung alleine nicht aus: Immer wieder gibt es Fälle, in denen Eltern bedauerlicherweise so zerstritten sind, dass die Begegnung bei der Übergabe der Kinder schon zu viel für sie ist. Dann beauftragt das Jugendamt im Kreis Offenbach den Kinderschutzbund, einen betreuten Umgang für die Familien zu organisieren.

So wie bei dem elf Jahre alten Tom. Damit er nicht weiter Zeuge der Streitereien wird und der Junge trotz der Trennung seiner Eltern vor ein paar Monaten seinen Vater in einem harmonischen Umfeld treffen kann, wird er von seiner Mama jeden zweiten Samstag zum betreuten Umgang in die Wiesenstraße gebracht. Dort nimmt ihn eine Umgangsbegleiterin des Kinderschutzbundes in Empfang. Sie überbrückt die Zeit mit Tom, bis sein Papa kommt. Er kann mit ihr spielen, aber auch mal Themen besprechen, die er vielleicht nicht so gerne mit seinen zerstrittenen Eltern bespricht. Bei der Zeit mit dem Vater nimmt sie sich zurück, bleibt aber als Ansprechpartnerin für das Kind dabei.

Sabine Henze (Name von der Redaktion geändert), die schon lange als Umgangsbegleiterin in Langen im Einsatz ist, findet die Arbeit sehr bereichernd: „Wir ermöglichen den Kindern, die Beziehung zu dem getrennt lebenden Elternteil aufrecht zu erhalten oder auch erst aufzubauen. Kinder haben ein Recht darauf, ihre Wurzeln kennenzulernen und nicht unter den Differenzen der Eltern zu leiden. Beide Seiten, Eltern wie Kinder, bekommen von uns ein Gefühl der Sicherheit vermittelt.“ Auch für den umgangsberechtigen Elternteil seien die Stunden beim Kinderschutzbund wichtig, insbesondere dann, wenn das Kind zum Zeitpunkt der Trennung noch sehr klein war. „Das Selbstvertrauen des Elternteils im Kontakt mit dem Kind wird gestärkt. Durch den geschützten Raum und die Unterstützung der Umgangsbegleitung hat er die Möglichkeit, auf den Nachwuchs einzugehen und die Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen. Auch das Erleben von Alltagsmomenten – gemeinsames Spielen, Hausaufgaben machen – bringen die Kinder mit den Eltern zusammen“, berichtet Henze.

Etwas anders ist der Fall der sechsjährigen Zwillinge Luna und Leila. Nach der Trennung der Eltern haben die Mädchen zunächst bei der Mutter gelebt, sie hat sich nicht ausreichend um sie gekümmert, jetzt wohnen sie beim Vater. Alle zwei Wochen treffen Luna und Leila ihre Mama beim Kinderschutzbund. Hier bekommt die Mutter Unterstützung, wie sie die Beziehung zu ihren Kindern wieder aufbaut, wie sie die Bedürfnisse und die Sicherheit der Mädchen im Blick behält. Ein weiterer Fall: Der fünf Monate alte Jonas kennt seinen Papa überhaupt nicht. Als seine Eltern sich trennten, war der kleine Junge noch gar nicht auf der Welt. Hier übernimmt der Umgangsbegleiter die Unterstützung beim Kontaktaufbau, zeigt dem Vater wie er den Säugling wickelt, ihm die Flasche gibt und welche Spielsachen altersgerecht sind.

Kontakt

Weitere Informationen bekommen Interessierte bei Denise Bendrien oder Christiane Wade vom Kinderschutzbund unter 06103 920505 sowie per E-Mail an cwade@kinderschutzbund-wko.de oder dbendrien@kinderschutzbund-wko.de.

Der begleitete Umgang ist zeitlich befristet. In dieser Zeit sollen die Eltern wieder ins Gespräch miteinander kommen – mit dem Ziel, den Umgang wieder selbst regeln zu können. Meistens wissen auch die Umgangsbegleiter nicht, wie die Familiengeschichte weitergeht: „Vor einigen Jahren hatte ich einen besonders problematischen begleiteten Umgang. Ein Vater war mit seiner erst wenige Monate alten Tochter hier. Es war schwierig, wir brauchten viel Geduld. Am Ende des betreuten Umgangs war es ungewiss, ob und wie der Vater seine Tochter weiterhin treffen kann. Viele Jahre später traf ich ihn zufällig auf der Straße. Er erzählte mir, dass er das Mädchen, inzwischen im Grundschulalter, weiter regelmäßig sehe“, freut sich Umgangsbegleiterin Henze über die Erfolgsgeschichte.

Der Kinderschutzbund sucht dringend Verstärkung für sein Team der Umgangsbegleiter. Gesucht werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit pädagogischen Vorkenntnissen, die sich dieser Aufgabe stellen wollen und den Beteiligten durch ihre Begleitung neue Wege des Umgangs miteinander ermöglichen. Treffen zwischen Eltern und Kindern gibt es unter der Woche und an den Wochenenden. Die Fachkräfte des Kinderschutzbundes führen die Umgangsbegleiter in ihre Aufgaben ein und sind auch als Ansprechpartner für sie da. Auch das Team der Umgangsbegleiter trifft sich regelmäßig und es gibt Fortbildungsangebote für diese Arbeit. Die Bezahlung erfolgt auf Honorarbasis. (Nicole Jost)

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