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Müllsammelaktion „Langen räumt auf“ mit Rekord-Teilnehmerzahl

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Fiete Gernandt, Hendrik und Amalia Schader (von links) haben einen kaputten Roller aus dem Gebüsch gefischt.
Fiete Gernandt, Hendrik und Amalia Schader (von links) haben einen kaputten Roller aus dem Gebüsch gefischt. © Kegler

Wer am Samstag durch Langen gelaufen ist, konnte dutzende Menschengruppen erblicken, die mit Müllsäcken und Greifzangen herumziehen, um die Stadt ein Stück sauberer zu machen. Zum 20. Mal veranstaltet der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) zusammen mit Kommunalen Betrieben (KBL) und Stadt die Aktion „Langen räumt auf“– doch dieses Jahr bildet einen besonderen Höhepunkt.

Langen – Auf dem Rathaus stehen zwei große orangene Container. Daneben haben sich einige KBL-Mitarbeiter mit ihren Fahrzeugen versammelt und verteilen Müllgreifer. Rundherum treffen sich immer mehr fleißige Bürger, die aufräumen wollen. Mit dabei sind viele Umweltorganisationen und Vereine aus der Stadt. „Die Zangen sind aus! Wir haben 300 Stück dabeigehabt, doch jetzt sind schon alle weg“, heißt es plötzlich an der Ausgabestation – doch in der Schlange stehen immer noch Menschen, die beim großen Reinemachen unterstützen möchten. Bürgermeister Jan Werner ist von dem Zuspruch begeistert: „Ohne zu zählen, kann ich jetzt schon guten Gewissens sagen, dass so viele Leute noch nie dabei waren.“ Auch Chris Muth, Vorsitzender des VVV, ist überwältigt und muss kurzerhand umdisponieren: „Wir können aufgrund der großen Anzahl an hilfsbereiten Menschen nicht, wie sonst immer, eine Einteilung für die verschiedenen Gebiete machen, sondern alle sollen einfach losziehen.“ Bei fantastischem Sonnenschein gibt er den Startschuss mit den Worten „An die Zangen, fertig, los!“

In alle Himmelsrichtungen machen sich so die vielen Helfer auf den Weg zu Straßenrändern, Gebüschen und Wiesen. „Da hinten gehen so viele Leute lang, da bekommen wir gar nichts mehr ab“, ruft Amalia Schader. Sie ist mit ihrem Bruder Hendrik und Mutter Verena gekommen und hat bereits Erfahrungen beim Müllsammeln. „Im Kindergarten waren wir schon mal unterwegs und haben viele Säcke gefüllt“, erklärt sie. In ihrer Gruppe sind noch Fiete und Franziska Gernandt, die erstmals bei der Aktion mitmachen – sie haben sogar ihre eigenen Zangen und Handschuhe dabei.

Zusammen machen sie sich in Richtung der Rechten Wiese auf, kommen aber nicht weit. Bereits vor der Stadthalle finden sie ein großes Plastikteil, das sie gar nicht in ihren Müllsack bekommen. „Wir stellen es lieber direkt an die Straße“, beschließt die Gruppe. Mitarbeiter der KBL fahren nämlich während der Aktion durch das gesamte Stadtgebiet und sammeln volle Säcke oder größere Teile direkt ein. Nach nicht einmal 50 Metern ist ihr erster Eindruck: „Es ist Wahnsinn, wie viel Müll achtlos weggeworfen wird“, meint Verena Schader. Als eines der größten Probleme identifiziert die Gruppe Zigarettenstummel. „Wir haben jetzt schon mindestens 40 Stück gesammelt“, so die Kinder. Auf dem weiteren Weg stolpern sie noch über eine Möhrenpackung, eine Zeitung, Kaffeekapseln und sogar einen kaputten Kinderroller. „Wer schmeißt denn so etwas weg?“, fragt sich Franziska Gernandt.

Groß und Klein packen mit an: Eine Gruppe des Vereins Lanika holt Müll aus einem Ausläufer des Sterzbachs.
Groß und Klein packen mit an: Eine Gruppe des Vereins Lanika holt Müll aus einem Ausläufer des Sterzbachs. © Kegler

Einige Meter weiter ist eine Gruppe des Fördervereins Lanika am Ufer eines kleinen Baches unterwegs. Die Aktion passe wunderbar in das Konzept, das der Verein in seiner zukünftigen Freien Schule (unsere Zeitung berichtete) vermitteln möchte, sagt Tamara Zieger. „Umweltbewusstsein ist uns dabei sehr wichtig“, meint sie und ergänzt, dass im Unterricht ähnliche Aktionen oder ein Besuch in einer Müllsammelstelle möglich seien.

Mit einer eigenen Gruppe ist auch der NABU Langen-Egelsbach angetreten und begrüßt die Säuberungsaktion. Die zweite Vorsitzende Simone Kiefer mahnt aber auch an, dabei behutsam mit der Natur umzugehen und nicht abseits der Wege nach Abfall zu suchen: „Ab Mitte März sind zahlreiche Vögel mit ihren Vorbereitungen zur Brut beschäftigt und die Setzzeit des Wildes beginnt – dann muss die Natur für den Menschen tabu sein. Im Putzeifer kann hier ganz unbeabsichtigt enormer Schaden angerichtet werden!“

Zwei Container werden dank Langener Helfer randvoll

Auf dem Spielplatz im Birkenwäldchen sucht Familie Schmidt derweil vergeblich nach achtlos weggeworfenem Abfall. Sie war zuvor im Loh zu Gange und hat viele Masken und Alkoholflaschen gefunden. „Hier war wohl schon jemand vor uns und hat für Sauberkeit gesorgt“, sagt Sarah Schmidt.

Manchmal sind die großen Müllberge und illegal entsorgten Abfälle versteckt. Frederik Janik hatte bisher wenig Glück beim Sammeln, kennt aber Problemecken: „Bei den Schrebergärten in der Nähe des Schwimmbaden habe ich große Gegenstände gesichtet, die gar nicht in meinen Müllsack passen würden und sehr schwer sind. Auch mehrere Fensterrahmen waren dabei“, berichtet er und weist darauf hin: „Da würde es sich auch mal lohnen, abseits einer solchen Müllsammelaktion vorbeizufahren.“

Die rund 380 fleißigen Müllsammler waren nach zweieinhalb Stunden sehr erfolgreich. „Die zwei Container am Rathaus sind am Ende randvoll abtransportiert worden – und das war noch nicht mal alles“, freut sich Chris Muth beim anschließenden Snack für alle Helfer im Biergarten hinter der Stadthalle. (Von Moritz Kegler)

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