Langen – Wohin mit dem Radschnellweg am Bahnhof?

Ein Radweg soll her, doch der Platz dafür am Bahnhof in Langen ist begrenzt. Die Stadt schreibt einen Wettbewerb aus, um die besten Ansätze zu finden.
Langen – Auf dem Bahnhofsvorplatz sind jetzt schon Busse, Autos, Taxen, aber auch Fußgänger und Radfahrer unterwegs. Vorgesehen ist, dass der Radschnellweg am Bahnhof Langen entlangführt. Doch wie soll das funktionieren? Das fragen sich nicht nur unsere Leser, auch der WiLa-Vorsitzende Joost Reinke hat eine entsprechende Anfrage an den Magistrat gerichtet.
Das Thema beschäftigt das Stadtparlament nicht erst seit gestern. Dass eine Route über den Bahnhofsvorplatz Schwierigkeiten mit sich bringt, wurde schon 2019 eingehend diskutiert. Das Schlagwort Shared Space („Geteilter Raum“) kam auf – was bedeutet, dass alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind. Das solle bei der Planung der Raddirektverbindung beibehalten werden, so der Tenor damals. Die Variante ist umstritten, denn sie funktioniert nur, wenn alle am – verkehrstechnischen Nadelöhr – Bahnhof Rücksicht aufeinander nehmen.
Heute, drei Jahre später – zwischenzeitlich wurde mit dem 2,5 Kilometer langen Streckenabschnitt von Egelsbach kommend die erste Langener Etappe eingeweiht – ist die Frage, wie die Schnellverbindung über den Bahnhof geführt werden soll, immer noch nicht abschließend geklärt. Vor Kurzem hatte Manfred Ockel, Geschäftsführer der Regionalpark Südwest gGmbH, die für den Bau des Schnellwegs verantwortlich ist, die Hochschule Darmstadt um eine Besprechung der Gefahrenquellen gebeten.
Dabei hat sich Professor Jürgen Follmann, der die Planungen als fachlicher Experte seit der Grundidee 2013 begleitet, gegen eine Führung der Radschnellverbindung zwischen dem Langener Bahnhofsgebäude und den Bushaltestellen am Europaplatz ausgesprochen, wie der Magistrat berichtet – aus Gründen der Verkehrssicherheit. An diesen Gesprächen sei auch die Kreisverkehrsgesellschaft (kvgOF) beteiligt gewesen, die eigene Vorbehalte hat: Die kvgOF hat weiteren Flächenbedarf für zusätzliche Bushaltestellen sowie für wartende Busse angemeldet. Auf die Zukunft bezogen müssen zudem Flächen für E-Ladestationen für Busse und den geplanten Hopper berücksichtigt werden – sowie das Fahrradparkhaus auf der Ostseite des Bahnhofs mit geplanten 400 Radparkplätzen.
Langen: Der Bau vom Radschnellweg muss auch die Straßenbahn-Pläne berücksichtigen
„Nicht zuletzt müsste bei einem positiven Ergebnis der Machbarkeitsstudie zur Straßenbahn noch eine Endhaltestelle für die Straßenbahn am Bahnhof mit den erforderlichen Kurvenradien berücksichtigt werden“, merkt Bürgermeister Jan Werner in seiner Stellungnahme an. Bei den Gesprächen sei deutlich geworden, „dass es nicht nur um die Frage geht, wie die Radschnellverbindung am Bahnhof entlang geführt werden kann, sondern vielmehr darum gehen wird, den Bahnhofsvorplatz so umzugestalten, dass er allen Ansprüchen für einen zukunftsfähigen zentralen Verknüpfungspunkt zwischen Schiene und dem Busverkehr sowie der Nahmobilität mit innovativer Möglichkeit des Fahrradparkens gerecht wird“, so Werner. Gleichzeitig sollen die Aufenthaltsqualität am Bahnhofsvorplatz sowie die Anbindung an das angrenzende Neubaugebiet Liebigstraße verbessert werden.
Abhängig von Streckenentscheidung in Dreieich
Als nächstes ist der Abschnitt zwischen der Walter-Rietig-Straße und der Westendhalle (Übergang Bahnstraße/Bahnhofsanlage) dran. Derzeit werden laut Magistrat wegen Grundstücksverhandlungen noch Gespräche mit der Deutschen Bahn geführt. Deshalb sei noch nicht sicher, ob die Baumaßnahme in diesem Jahr realisiert wird. Für den Abschnitt zwischen der Westendhalle und dem südlichen Ausbauende der Liebigstraße (Höhe Weserstraße) soll eine provisorische Führung der Radschnellverbindung umgesetzt werden. Zur Zeit stehen dafür verschiedene Varianten zur Diskussion. Mit der Umsetzung will man in der zweiten Jahreshälfte 2022 beginnen.
Die Brücke über die Bahn (Nordende Liebigstraße, Beginn Unterführung zur Paul-Ehrlich-Straße) sowie die Führung im Außenbereich durch die Nordgemarkung sind noch nicht geplant. Gerade letztere sei wesentlich davon abhängig, ob Dreieich seine Strecke durch Sprendlingen oder Buchschlag führen wird. Sobald in Dreieich die Entscheidung gefallen ist, wird dieser Abschnitt in Langen geplant.
Wettbewerb soll das Radweg-Problem in Langen lösen
„Diese komplexe Aufgabenstellung wird nur über einen Wettbewerb zu lösen sein“, betont Werner – darin seien sich alle Beteiligten einig. Vom Verkehrsministerium liegt der Stadt bereits die Zusage vor, dass der Wettbewerb über den Fördertopf „Nahmobilität“ gefördert wird. Jedoch werde dieser erst im Jahr 2023 ausgeschrieben – um das Ergebnis der derzeit laufenden Straßenbahnuntersuchung für Langen abzuwarten.
Das Jahr 2022 will die Verwaltung demnach nutzen, um den Wettbewerb vorzubereiten. Zurzeit stelle der Magistrat alle Behörden, Organisationen, Verbände und Personen zusammen, die zu einer Auftaktsitzung im Sommer eingeladen werden. Dabei sollen die Ansprüche für den Wettbewerb festgelegt werden, neben der sicheren und konfliktfreien Radwegführung, der Ausbau der Radabstellplätze, das Zusammenspiel mit Bussen, Hopper und gegebenenfalls Straßenbahnendhalt, aber auch Anforderungen zu Barrierefreiheit und Umweltschutz. Im Anschluss werden die Themen dann in Workshops detailliert ausgearbeitet. Unabhängig davon, wie der Wettbewerb ausgehe, werde zumindest kurzfristig eine Streckenführung über den Bahnhofsvorplatz keinen Sinn machen, betont der Magistrat. Daher prüfe das Team von Ockel und Follmann aktuell mehrere Interimslösungen. (Julia Radgen)