„Elektrifizierende“ Kooperation mit Vorbildcharakter

Bei den aktuellen Spritpreisen wird das Elektroauto für viele Menschen attraktiver. Immer mehr Autofahrer steigen auf E-Mobilität um, der Anteil der Neuzulassungen wächst stetig. Aber ein großes Manko ist noch immer die Ladeinfrastruktur. In Langen bauen die Stadtwerke seit Jahren das Netz an Stromtankstellen im Stadtgebiet aus. Nun wird es dank einer besonderen Kooperation enger geknüpft: Zusammen mit der Deutschen Flugsicherung (DFS) und mit Unterstützung des Landes stellt der Energieversorger weitere Ladesäulen bereit.
Langen – Die DFS – mit rund 3 000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in Langen – will ihrer Belegschaft auf dem Unternehmenssitz im Wirtschaftszentrum Neurott klimafreundliche Alternativen für den Arbeitsweg anbieten. Da die Nachfrage nach arbeitsplatznahen Lademöglichkeiten laut Unternehmen enorm ist, begannen im vergangenen Jahr Überlegungen, wie eine Ladeinfrastruktur für E-Autos sinnvoll möglich ist. „Die zwingende Nutzung von Ökostrom, kein interner Verwaltungsaufwand sowie möglichst geringe Kosten für Aufbau, Wartung und Betrieb der E-Ladesäulen wurden als Rahmenbedingungen festgelegt“, teilt die DFS mit. Da die Flugsicherung ihr Gelände über ein eigenes Blockheizkraftwerk mit Energie versorgt, erschien die Umsetzung innerhalb der eigenen Infrastruktur unter den genannten Prämissen kompliziert und kaum möglich.
Öffentlich zugänglicher Parkplatz der Flugsicherung in Langen
Zusammen mit den Stadtwerken konnten die Verantwortlichen aber ein Betriebsmodell entwickeln, das für beide Partner Vorteile bot. Denn die Stadtwerke betreiben bereits mehrere öffentliche E-Ladesäulen, die laut Geschäftsführung sehr gut angenommen werden. Im Gewerbegebiet rund um den DFS-Unternehmenssitz gab es jedoch bislang keinen öffentlicher Parkraum, der entsprechend genutzt werden kann. So stellte die DFS nun Stellplätze auf einem eigenen, aber öffentlich zugänglichen Parkplatz mietfrei zur Verfügung, auf dem die Stadtwerke fünf E-Ladesäulen mit zehn Ladepunkten als Teil der öffentlichen E-Ladeinfrastruktur betreiben.
Da die Parkplätze seit Längerem nicht vermietet werden konnten, können diese nun sinnvoll genutzt werden. Investition, Stromanschluss, Betrieb und Wartung der E-Säulen liegen bei den Stadtwerken. Die DFS beteiligte sich mit einem Zuschuss. „Auf Basis unserer langjährigen Partnerschaft mit den Stadtwerken hat sich die Chance geboten, Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge zu schaffen. Davon profitieren unsere Mitarbeiter, aber auch Anwohner und Unternehmen in der Nachbarschaft“, sagt Friedrich-Wilhelm Menge, Geschäftsführer Technik der DFS.
Unterstützung vom Land
Auch das Land würdigt diese besondere Kooperation und übernimmt 40 Prozent der Investitionskosten im Rahmen der Innovationsförderung. Für Nutzer von E-Fahrzeugen sei das Laden am Arbeitsplatz und an öffentlichen Parkplätzen attraktiv, da nicht alle zu Hause über eine entsprechende Ladeinfrastruktur verfügen, betont Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. Dafür stelle Hessen insgesamt rund 5,1 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung. E-Mobilität habe maßgeblichen Einfluss auf den Verkehr in Ballungszentren. „Der einfache Zugang zu Lademöglichkeiten ist ein wichtiger Beitrag, um die Elektromobilität voranzubringen“, so der Minister.
Auch Uwe Linder und Manfred Pusdrowski, die Geschäftsführer der Stadtwerke, sind zufrieden: „So konnten wir unser örtliches E-Ladenetz erweitern, ohne dafür den ohnehin knappen öffentlichen Parkraum weiter einzuschränken“. Nach etwa zwei Monaten Betrieb lässt sich nach Angaben der Stadtwerke trotz vermehrtem pandemiebedingten Homeoffice der Mitarbeiter eine gute Auslastung der Säulen erkennen. „Durchschnittlich vermerken wir sieben Ladevorgänge am Tag, was angesichts der Pandemie und der Kürze des Betriebs ein sehr gutes Ergebnis ist“, sagt Pusdrowski. Diese Zusammenarbeit sei ein Erfolgsmodell, das auf andere Kommunen oder Unternehmen übertragbar ist. (jrd)