„Es macht keinen Sinn“: Politik kapituliert vor Vandalismus am Radschnellweg

Immer wieder werden am Radschnellweg in Langen und Egelsbach Servicestationen und Holzzaun beschädigt. Nun kapitulieren Kommunen und Regionalpark vor der blinden Zerstörungswut.
Langen/Egelsbach – Es könnte so schön sein. Vom südlichsten Zipfel Langens bis zum Wixhäuser Bahnhof erstreckt sich der Radschnellweg mittlerweile. Bis auf drei kleine Stopps – am „Nadelöhr“ in der Goethestraße, am Kreisel an der K 168 und am Erzhäuser Bahnübergang – lässt es sich unbeschwert in die Pedale treten, weit fernab des städtischen Verkehrs und mit toller Naturkulisse. Doch das Bild, das sich den Pedaleuren am Wegesrand bietet, sorgt für Kopfschütteln: Sowohl in Langen als auch in Egelsbach lassen Unverbesserliche immer wieder ihrer blinden Zerstörungswut freien Lauf.
Nun ziehen die Regionalpark RheinMain Südwest gGmbH und die Gemeinde Egelsbach erste Konsequenzen. Die Servicestation südlich des Kreisels an der K 168, an der Radfahrer kostenloses Werkzeug und eine Luftpumpe vorfinden, wird nicht noch einmal instandgesetzt und in Kürze abgebaut. Das teilt Bürgermeister Tobias Wilbrand mit. Das rote, eigentlich sehr robuste Reparaturkit war 2019 das erste, das am Radschnellweg errichtet wurde.
Langen/Egelsbach: „Es macht keinen Sinn, teilweise zwei Mal jährlich die Station zu reparieren“
Doch seitdem musste das Servicemodul bereits gut ein halbes Dutzend Mal instandgesetzt werden, wie der Egelsbacher Rathauschef schildert. Jedes Mal sei Vandalismus die Ursache für die Beschädigung gewesen. Dass die Überdachung der Servicestation von oben bis unten mit Graffiti und Schmierereien überzogen ist, fällt da fast nicht ins Gewicht. „Es macht keinen Sinn, teilweise zwei Mal jährlich die Station zu reparieren, wenn sie bereits nach wenigen Wochen wieder zerstört wird“, bedauert Wilbrand. Eine Videoüberwachung des öffentlichen Raumes sei nicht ohne weiteres möglich, deshalb sei es auch schwierig, den Verursachern auf die Spur zu kommen.
Der Fall hat auch Konsequenzen für die Planung der nächsten Abschnitte des Radschnellwegs und von künftigen Servicestationen. „Wir werden sehr genau hinschauen müssen, ob die soziale Kontrolle an den jeweiligen Standorten ausreicht oder ob wir auf dieses Angebot in Zukunft verzichten müssen“, sagt Regionalpark-Geschäftsführer Manfred Ockel. In Egelsbach ist das Aus besiegelt: „Wenn ein paar Wenige meinen, dieses gut gemeinte Angebot mit Füßen treten zu müssen, dann bleibt uns keine Wahl, als die Servicestation einzustellen, da sonst die Instandhaltung auf Dauer nicht zu bewerkstelligen ist“, so Wilbrand.

Kreis Offenbach: Bilder in sozialen Medien zeigen blanke Zerstörungswut
In Langen gibt es dieselben Probleme. In den sozialen Medien kursierten erst kürzlich wieder Bilder, die zeigten, dass die Servicestation am Leukertsweg komplett aus der Verankerung gerissen wurde. Nun ist sie verschwunden. Wie Ockel auf Nachfrage bestätigt, musste auch sie schon mehrfach ersetzt werden. „Wir haben uns mit der Stadt Langen dazu entschlossen, die Station erst einmal nicht zu erneuern“, teilt der Regionalpark-Geschäftsführer mit. Man überlege derzeit, ob es eine andere Möglichkeit gebe – beispielsweise eine Halterung ohne Werkzeug und Pumpe, mit der man das Rad zumindest aufbocken könne, um einen Reifen zu flicken.
Schon seit dem Frühjahr ist zudem der Holzzaun am Leukertsweg völlig demoliert (wir berichteten). Die – zugegeben nicht gerade stabile – Absperrung wurde ursprünglich auf Anregung der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises installiert und sollte verhindern, dass Spaziergänger das angrenzende Naturschutzgebiet betreten. Nach mehrmaliger Instandsetzung hatte die Stadt bereits im März kapituliert und mitgeteilt, keine weiteren Reparaturen mehr vornehmen zu wollen. „Wir bedauern sehr, dass es bei einigen offensichtlich kein Verständnis und keine Akzeptanz gibt, dass an dieser Stelle aus Naturschutzgründen ein Zaun gestellt wurde. Dieser dient ja dazu, Tieren und Pflanzen Rückzugsräume zu bieten, wo sie nicht von Menschen gestört werden“, sagt Stadt-Sprecher Markus Schaible.
Die Stadt wird die noch vorhandenen Querlatten nun entfernen lassen, die Pfosten bleiben stehen, da sie zumindest ein Befahren des Gebiets verhindern. Man sehe jedoch weiterhin die Notwendigkeit einer dauerhaften Absperrung, so Schaible. Wie genau diese aussehen kann, müsse noch mit der Unteren Naturschutzbehörde geklärt werden. (Manuel Schubert)