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„Pusteblume“ vor dem Aus: Ponyhof in Langen bekommt vom Kreis Offenbach keine Betriebserlaubnis

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Von: Nicole Jost

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Eine Frau aus Langen betreibt einen Ponyhof, der in einem Erholungsgebiet liegt. Damit verstoße sie gegen den Bebauungsplan, sagt der Kreis Offenbach.

Langen - Es ist ein Tier- und Kinderparadies, das sich Katja Mähner-Pfannemüller in den vergangenen drei Jahren auf ihrem Ponyhof „Pusteblume“ im Naherholungsgebiet südlich des Friedhofs in Langen (Landkreis Offenbach) aufgebaut hat. Jetzt ist die Zukunft des Hofs in Gefahr, der Betrieb ist ausgesetzt. Eigentlich kommen unter der Woche rund 25 Kinder regelmäßig zu den Ponys Perla, Lio und Apache. Auch die sechs größeren Pferde haben ihre kleinen Fans. Es ist keine klassische Reitschule, die Katja Mähner-Pfannemüller hier betreibt. „Es geht mir viel mehr um den Kontakt zu den Tieren, die Berührung mit der Natur.

Die Kinder genießen es, die Ponys durch den Wald zu reiten oder zu führen. Wir machen Ponyspiele, organisieren Kindergeburtstage. Meine Tochter ist ausgebildete Reittherapeutin, sie betreut behinderte Kinder“, erklärt die Pusteblumen-Gründerin.

Am Wochenende gibt es einen Ansturm auf die Pony-Schmusekurse, da dürfen schon die Kleinsten ab drei Jahren mit den Ponys kuscheln. 30 Kinder waren in der Vergangenheit jedes Wochenende auf dem Hof. Im Sommer bot die Pusteblume mit Ferienspielen drei Wochen Ganztagsbetreuung.

Der Ponyhof Pusteblume ist in Gefahr: Katja Mähner-Pfannemüller und ihre Tochter Leonie, hier mit Pony Lio, hoffen, dass sie den gemeinsam aufgebauten Hof doch noch in die Zukunft führen können.
Der Ponyhof Pusteblume ist in Gefahr: Katja Mähner-Pfannemüller und ihre Tochter Leonie, hier mit Pony Lio, hoffen, dass sie den gemeinsam aufgebauten Hof doch noch in die Zukunft führen können. © jost

Landkreis Offenbach: Ponyhof „Pusteblume“ in Langen steht vor dem Aus

Mähner-Pfannemüller, übrigens selbst Mutter von fünf Kindern, hat nicht nur ein Herz für junge Menschen und deren Bedürfnis nach Tieren, Kommunikation und Begegnungen in der Natur, sie hat auch das ein oder andere Pferd in ihrer neunköpfigen Herde, das manch ein anderer Pferdebesitzer nicht mehr mit durchfüttern würde. Seit 2018 ist die Pusteblume ihre Lebensgrundlage. Reich wird sie damit nicht, sagt sie, aber für sich, die Kinder und die Tiere reicht es.

2020 bekommt die Unternehmerin zum ersten Mal Besuch vom Veterinäramt des Kreises aus Dietzenbach. Es geht dabei nicht um die Pferdehaltung oder um die 60 Jahre alten Gebäude, für die es keine Baugenehmigung, aber eine Duldung gibt. Katja Mähner-Pfannemüller soll der Behörde einen Sachkundenachweis zur betrieblichen Pferdehaltung vorweisen. „Das habe ich gemacht. Das hat mich rund tausend Euro gekostet. Auch das Gewerbe und die Pferde sind von Beginn offiziell angemeldet. Damit war das Thema für mich vom Tisch“, erklärt Mähner-Pfannemüller.

Kreis Offenbach entzieht Betriebserlaubnis für Ponyhof - Naherholungs- und Freizeitgebiet

Für die Verwaltung im Kreis Offenbach sind nicht alle Voraussetzungen erfüllt. Die Pferdehalterin braucht eine Betriebserlaubnis für ihren Ponyhof, diese Nachricht flattert in der letzten Woche der Sommerferien ins Haus. Seitdem ist Katja Mähner-Pfannemüller verzweifelt. Denn es liegt nicht in ihrer Hand, eine solche Erlaubnis zu bekommen. Auf Anfrage heißt es von der Kreis-Pressestelle, dass es aufgrund der Bestimmungen im Bebauungsplan für den Hof keine Betriebserlaubnis geben kann. Der Planungsbereich, in dem die Pusteblume liegt, ist als Naherholungs- und Freizeitgebiet ausgewiesen, der nur eine nicht-kommerzielle Pferdehaltung gestattet. Das, was Mähner-Pfannemüller betreibt, ist aber ein kommerzieller Ponyhof. „Lediglich die Stadt Langen kann mit einer Änderung des Bebauungsplans eine Rechtsgrundlage schaffen“, heißt es aus dem Kreishaus.

Für Katja Mähner-Pfannemüller bricht eine Welt zusammen. Derzeit ist der Betrieb eingestellt. Schon jetzt, nach nur wenigen Wochen ohne die Einnahmen aus dem Ponybetrieb, wird die Finanzierung der kleinen Herde bei gestiegenen Futterpreisen schwierig. Aber so wie es aussieht, wird es für Mähner-Pfannemüller keine schnelle Lösung geben: Die Stadt sieht die Ponyhofbetreiberin an der jetzigen Misere nicht ganz unschuldig. „Der Betreiberin des Ponyhofs Pusteblume ist bereits seit Jahren bekannt, dass ihr Betrieb auf einem Areal steht, für das der Bebauungsplan nur eine nicht-kommerzielle Nutzung vorsieht. Dennoch hat sie wider besseren Wissens ihre kommerzielle Tätigkeit immer weiter ausgebaut“, erläutert Markus Schaible von der Pressestelle.

Kreis Offenbach sieht Fehler bei Betreiberin des Ponyhofs - Zukunft von „Pusteblume“ als Verein?

Die Stadt Langen habe den Kreis nicht gebeten, das Veterinäramt zur Pusteblume zu schicken. „Das Veterinäramt beurteilt allerdings keine baurechtlichen Belange, sondern begutachtet die Haltung der Tiere. Insofern kann die fehlende baurechtliche Grundlage aus unserer Sicht nicht Anlass für eine Drohung sein, den Betrieb zu schließen“, sagt Schaible weiter. Es gebe derzeit kein Bestreben der Stadt, den Bebauungsplan zu ändern. Dies müsste die Stadtverordnetenversammlung veranlassen. Eine solche Änderung würde mehrere Jahre in Anspruch nehmen, erklärt Schaible abschließend.

Die Betreiberin des Ponyhofs betont, dass sie in diesem Sommer das erste Mal von einer benötigten Betriebserlaubnis gehört hat: „Vor zweieinhalb Jahren ging es ausschließlich um den Sachkundenachweis, den ich erbracht habe.“ Das Tierwohl war indes nie ein Thema – und wurde vom Kreis nicht beanstandet. Den Tieren geht es auf dem Ponyhof Pusteblume gut. Mähner-Pfannemüller will trotz der Probleme die Flinte nicht ins Korn werfen. Sie will jetzt prüfen lassen, ob die Pusteblume als Verein eine Zukunft haben könnte. (Nicole Jost)

Auch der Ponyhof in Dreieichenhain im Landkreis Offenbach steht vor dem Aus - allerdings aus einem anderen Grund als die „Pusteblume“.

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