Brunnen im Stadtwald fast 300 Jahre alt

Langen - Beinahe 300 Jahre ist es her, dass unweit der Mitteldicker Allee im Langener Stadtwald ein 13 Meter tiefer Brunnen, säuberlich aus Sandstein gemauert, angelegt wurde. Von Marc Strohfeldt
Dass das 1719 in den Boden getriebene Bauwerk seinen runden Geburtstag erlebt, ist zurzeit allerdings mehr als unwahrscheinlich, liegt es doch in jenem einst als besonders schützenswerter Bannwald ausgewiesenen Gebiet, dessen Baumbestand jetzt dem Kiesabbau weichen soll. Direkt am Zaun zum bisher schon abgeholzten Bereich ist der Brunnen, von dem außer dem Schacht auch noch eine von ehemals zwei Brunnenplatten und der Wasserablaufstein erhalten sind, akut von den Baggerschaufeln bedroht.
Die Geschichte des Brunnens freilich ist interessant: Zu einer Zeit, in der die Stallfütterung noch nicht eingeführt war, trieben die Bauern ihr Vieh den größten Teil des Jahres auf die Weide – in den Sommermonaten bevorzugt auf die sogenannte Waldweide. Damit die Tiere dort auch ihren Durst stillen konnten, war eine Wasserversorgung vor Ort dringend notwendig.
Der Langener und der Egelsbacher Wald bildeten bis zum Jahre 1732 eine Markwaldung, welche mit ihren riesigen Eichen und Buchen nicht nur eine vorzügliche Mast durch Eicheln und Bucheckern, sondern durch ihre zahlreichen Lichtungen zusätzlich noch eine formidable Grasweide bot, so beschreibt es ein Bericht aus dem Langener Wochenblatt gegen Ende des 19. Jahrhunderts (siehe separaten Text). Anlass des damaligen Zeitungsberichtes war eine aufwendige Restaurierung des Brunnens im Jahr 1897.
Im 20. Jahrhundert geriet der Brunnen wieder in Vergessenheit, bis er vor einigen Jahren von Langener Jägern neu entdeckt und der Denkmalschutzbehörde gemeldet wurde. Zwar konnte sich das Amt nicht entschließen, die historische Anlage unter Denkmalschutz zu stellen, rief aber den Dreieicher Heimatforscher Dr. Wilhelm Ott auf den Plan, der die Substanz des Brunnens ausführlich untersucht hat und sich seitdem für dessen Erhalt einsetzt.
„Wir konnten immerhin vereinbaren, dass die Steine gesichert und an anderer Stelle, mit einer Informationstafel versehen, wieder aufgebaut werden sollen“, kann Ott nun vermelden. „Möglicherweise findet sich im Schacht auch noch die fehlende Brunnenplatte“, mutmaßt der Experte.