„Elend verreckt“: Mehrere Hunde durch Giftköder getötet
Ist in Langen (Kreis Offenbach) ein Hundehasser unterwegs? Zumindest mehren sich dieser Tage Fälle von Vierbeinern, die an Giftködern verendet sind. Die Polizei rät Betroffenen zur Anzeige.
Langen – Basco war der Schatz der Familie, ein tolles, großformatiges Foto von ihm ziert eine Wand im Schlafzimmer. Der Bayerische Gebirgsschweißhund war jagdlich ausgebildet und regelmäßig mit seinem Besitzer Peter Embacher im Revier unterwegs, er konnte hervorragend Spuren von Wild aufnehmen und anzeigen. „Basco war ein so liebevoller und braver Hund. Er hatte bei uns den Himmel auf Erden, wurde verwöhnt und sehr geliebt“, erzählt Carola Embacher und muss sich ein paar Tränen wegwischen.
Basco ist tot. Elend gestorben an einer Vergiftung, die er beim Gassi gehen vermutlich in der Nähe des ehemaligen Kletterwaldes in Langen (Kreis Offenbach) aufgenommen hat. „Irgendein Verrückter legt hier Giftköder aus. Ich glaube nicht an einen gezielten Anschlag auf Basco. Es ist wahrscheinlich ein Mensch, der Hunde im Allgemeinen hasst“, vermutet Peter Embacher, während er auf einer Bank mit kuscheligem Polster sitzt, die er selbst für seinen Basco gebaut hat.
Langen: Giftköder lassen Familie mit Hund Alptraum durchleben
Relativ schnell nach dem Spaziergang merkt das Ehepaar, dass mit dem ein Jahr und sieben Monate alten Jagdhund etwas nicht stimmt. „Er hat stark gesabbert und hatte sichtlich Schmerzen“, berichtet Embacher. Das Paar fährt in die nächstgelegene Tierklinik nach Egelsbach. Kurze Zeit später hat Basco bereits Lähmungserscheinungen, kann sich kaum rühren. Die Tierärzte tun alles, um dem jungen Rüden das Leben zu retten. Er bekommt viele Infusionen, wird zwei Tage lang in der Klinik behandelt.
Zunächst sieht es etwas besser aus. „Als wir ihn besucht haben, hat er sich so gefreut und alles mobilisiert, was er noch mobilisieren konnte. Wir haben ihn dann mit nach Hause genommen“, erzählt der Hundebesitzer aus Langen. Er habe seine Frau und Basco abgesetzt, um anschließend ein paar Besorgungen für den Hund zu machen. „Als ich nach Hause kam, hatte ich den Eindruck, Basco hat nur auf mich gewartet. Er ist dann in meinen Armen gestorben. Ach, was sage ich: Er ist elend verreckt“, muss Peter Embacher schwer schlucken.

Er hat inzwischen Anzeige gegen unbekannt gestellt. Der Langener glaubt nicht an einen schnellen Fahndungserfolg, will aber, dass der Polizei alle Fälle bekannt sind, sollte es wirklich zu einer Häufung kommen. Er appelliert an die Hundebesitzer, Vergiftungen oder Giftköderfunde zu melden.
Die Embachers wollen andere warnen, teilen ihre Geschichte bei Facebook in den Orts- und Hundegruppen. Ein Post wird 900 Mal weiter geteilt, bekommt über 100 Kommentare. Darunter der Hinweis, dass es am gleichen Tag einen Giftköder-Fund an der Winkelwiese gab und dass in den vergangenen Monaten schon mehrere weitere Vergiftungsfälle in Langen bekannt geworden sind. „Wir möchten einfach, dass die Hundebesitzer auf ihre Vierbeiner achten – und auf Menschen, die sich eigenartig verhalten. Es geht so schnell und es ist so ein schlimmes Sterben“, sagt Carola Embacher. Neben der vierstelligen Tierarztrechnung ist es vor allem der Verlust des Hundes, der dem Paar zu schaffen macht.
Hunde aus Langen tot durch Giftköder: „Lieber einmal mehr zum Tierarzt gehen“
Für einen weiteren Vierbeiner aus Langen kommt die Warnung zu spät. Nach Basco ist auch Ice an einer Vergiftung gestorben, wie seine Besitzer in den sozialen Netzwerken veröffentlichen. Er hat das Gift vermutlich in der Nähe des Freibades auf einer Wiese aufgenommen. Die behandelnde Tierärztin, Claudia Bauer aus Dreieich, sagt, sie habe darüber hinaus von einem dritten toten Hund in Langen gehört. „Eine Vergiftung ist eine schlimme Sache, die Hunde leiden sehr“, weiß die Fachfrau. Gerade in Zeiten, in denen es gehäuft zu Vergiftungsfällen in einer Region komme, müssten Hundebesitzer darauf achten, was die Hunde möglicherweise unterwegs aufnehmen. „Im Zweifelsfall lieber einmal mehr zum Tierarzt gehen. Bei Vergiftungen spielt die Zeit eine wichtige Rolle. Wenn ein Hund schmatzend aus dem Gebüsch kommt, kann man ihn mit einem Medikament erbrechen lassen. Auch anhand von Blutwerten sieht man schnell, dass es sich um eine Vergiftung handelt“, erläutert Bauer, warum es auf jede Minute ankommt.
Eine andere Option sei ein Maulkorb gegen Giftköder, der verhindere, dass die Tiere unterwegs etwas fressen. „Das ist eine Herausforderung für die Hunde, weil sie damit nicht mehr so toll schnüffeln können. Aber wenn diese Giftgeschichten akut sind, ist es natürlich eine Möglichkeit, um zu verhindern, dass die Vierbeiner etwas fressen.“
Thomas Leipold, Sprecher des Polizeipräsidiums Südosthessen, empfiehlt ebenfalls, Verstöße gegen das Tierschutzgesetz – das in Deutschland einen hohen Stellenwert genieße – anzuzeigen: „Giftköder auszulegen ist eine Straftat und absolut skrupellos. Nur wenn wir von diesen Fällen erfahren, können wir ermitteln.“ (Nicole Jost)
Immer wieder legen Tierfeinde im Kreis Offenbach Giftköder aus: So beispielsweise auch Anfang des Jahres in Rodgau.