Vogelviertel: Behutsame Entwicklung angeregt

Die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt, Bau und Verkehr sind sich fraktionsübergreifend einig: Eine Überarbeitung des Bebauungsplans für das Vogelviertel in Oberlinden ist sinnvoll.
Langen – „Wir brauchen eine Regelung, an die sich alle halten müssen“, fordert Rainer Bicknase (SPD). Bei einer Begehung der Straßenzüge in dem Langener Stadtteil mit den Anwohnern hat der Kommunalpolitiker etwas gelernt: „Es gibt verschiedene Interessen. Ein Anwohner, mit dem ich sprach, wünscht sich die Möglichkeit für sein Haus eine Zweigeschossigkeit zu erreichen. Andere wollen durch das Aufsatteln eines Dachs mehr Wohnraum schaffen und andere wiederum träumen von einer Erweiterung in die Fläche“, so Bicknase. Es sei jetzt wichtig, nicht nur auf die Gruppe zu hören, die am lautesten schreie: „Wir sollten uns Zeit nehmen für eine Erhebung unter den Anwohnern. Es sind zirka 70 betroffene Häuser und ein Bestand, der in diesem Areal sehr in sich geschlossen ist. Wir sollten eine gemeinsame Lösung für die Leute finden“, regt Bicknase an, Zeit zu investieren und eine Entscheidung über den jetzt vorliegenden Bebauungsplanentwurf zu vertagen.
Die Christdemokraten haben schon Arbeit in einen Änderungsantrag investiert (unsere Zeitung berichtete), der vor allem die Wohneinheiten auf einem Grundstück auf nur eine begrenzen soll, um damit eine Ausweitung auf bis zu vier Wohneinheiten, wie es der Antrag der Stadt vorsieht, zu vermeiden. Die CDU legt in ihrem Vorschlag auch eine eingeschossige Bebauung mit geneigten Dächern von maximal 30 Grad und Dachgauben fest. Eine „ungesunde Verdichtung“ schaffe Probleme wie Parkdruck und Fragen bezüglich der Wärmeversorgung, die das Viertel nicht verkraften könne. Zudem wachse die vorhandene Infrastruktur nicht mit. Die Christdemokraten wollen mit ihrem Vorschlag den Charakter des Vogelviertels erhalten und auch die von der Stadt vorgesehenen Doppelhaushälften und Reihenhäuser in diesem Areal von Oberlinden verhindern. „Es geht um eine behutsame Erweiterung“, betont CDU-Fraktionschef Jörg Nörtemann. Die Anwohner hätten sich mit einer Unterschriftenaktion schon gegen die Entwürfe der Stadt positioniert: Rund 80 Prozent der Bewohner des Vogelviertels lehnen die Pläne ab.
Gegen eine Verschiebung des Antrags in die nächste Sitzungsrunde hat auch die CDU nichts. Dr. Andreas Keppeler stellte für die Fraktion klar, dass auch sie noch diskussionsbereit sei und niemand mit dem Änderungsantrag überrumpeln wolle. Rainer Schöner erklärte, die Grünen seien ebenfalls der Meinung, dass die Pläne der Stadt einer Überarbeitung bedürfen. Einstimmig entschieden sich die Ausschussmitglieder für eine zweite Lesung der Pläne für das Viertel.
Carsten Weise, zuständiger Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung, regte an, zügig eine Offenlage der Entwürfe mit einer anschließenden Bürgerveranstaltung zu organisieren, um dort auch eine Fragebogenaktion zu starten. Die Entscheidung um die Zukunft des Vogelviertels ist also zunächst verschoben, die Pläne stehen noch einmal zur Diskussion.
VON NICOLE JOST