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„Im Verein ist das Geschlecht egal“: Auszeichnung für Judoka aus Langen

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Von: Joel Schmidt

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Die Leidenschaft für den Kampfsport lernte Jessica Spelten beim Judo-Verein Langen, heute steht sie in der Bundesliga auf der Matte.
Die Leidenschaft für den Kampfsport lernte Jessica Spelten beim Judo-Verein Langen, heute steht sie in der Bundesliga auf der Matte. © Ernst Zimmerer

Zum Judo ist Jessica Spelten durch Zufall gekommen. Mittlerweile tritt sie in der Bundesliga an, das Land Hessen zeichnet sie für ihr ehrenamtliches Engagement aus.

Langen – „Ich war immer der Meinung, dass Judo nur etwas für Jungs ist und wollte das nie machen“, erinnert sich Jessica Spelten. In ihrer Jugend, so erzählt es die 22-Jährige, hat sie neben der Schule Theater gespielt, Musik gemacht und sich in der Kirche engagiert. An Kampfsport sei damals jedoch nicht zu denken gewesen. Was den Sport angeht, weckte nur das Tanzen ihr Interesse. Und dennoch hat sie heute den schwarzen Gürtel, tritt seit diesem Jahr für die Bad Homburger Turngemeinde 1846 sogar in der Judo-Bundesliga der Frauen an.

Wie sie zu dem Sport gefunden hat, den sie heute mit so einer Leidenschaft betreibt? „Beim Tag der Vereine im Langener Freibad konnte man alle möglichen Sportarten ausprobieren und an den jeweiligen Stationen Sticker für ein Gewinnspiel sammeln“, erinnert sie sich. Das Reinschnuppern ins Judo-Training habe ihrem jüngeren Bruder damals so viel Spaß gemacht, „dass ich es dann doch mal ausprobieren wollte“, beschreibt sie den Beginn ihres sportlichen Werdegangs im Jahr 2008.

Ihr Bruder ist mittlerweile zwar längst nicht mehr dabei, „aber ich mache das jetzt seit 13 Jahren“. Wobei sie seit über einem Jahrzehnt nicht nur als kämpfende Judoka aktiv ist. Denn schon von Anfang an begann sie damit, sich im Judo-Verein Langen auch ehrenamtlich zu engagieren, bereits mit 13 Jahren stand sie als Co-Trainerin auf der Matte.

Judo-Verein Langen: In Jugendarbeit und Vereinsvorstand engagiert

In den folgenden Jahren unterstützte sie die Jugendarbeit des Vereins, half bei der Organisation und Ausrichtung diverser Turniere und übernahm ihre eigene Trainingsgruppe. Seit 2018 ist sie Beisitzerin im Vorstand des Judovereins und engagiert sich darüber hinaus als Betreuerin des Hessischen Judoverbandes. Erst kürzlich hat sie vom hessischen Minister für Inneres und Sport, Peter Beuth (CDU), das Dr.-Horst-Schmidt-Jugendstipendium verliehen bekommen: als Anerkennung ihres ehrenamtlichen Engagements, ihrer Trainerinnentätigkeiten sowie für ihren sportlichen Werdegang.

Im Sportverein ist es egal, wer du bist oder welches Geschlecht du hast, weil alle durch dieselben Interessen vereint sind.

Jessica Spelten

Das Stipendium hält ihr auch bei ihrem Studium der Medizintechnik an der Technischen Universität Darmstadt den Rücken frei, sodass sie nicht länger einem Nebenjob nachgehen muss. Wobei viel Zeit für einen solchen in Jessica Speltens Alltag seit ihrem Umzug nach Bad Homburg und dem Einstieg in die höchste nationale Klasse des Leistungssports sowieso nicht bliebe. „Ich trainiere eigentlich jeden Tag“, sagt sie. Der Schritt in die Bundesliga habe ihr gezeigt, dass sie sich jetzt auf einem ganz anderem Niveau bewege. „Mein allererster Kampf war direkt gegen die italienische Meisterin – der hat nicht sehr lange gedauert“, gibt sie freimütig zu. „Aber es war trotzdem sehr lehrreich, um mir ins Gedächtnis zu rufen, was meine Ziele sind.“ Neben der Bundesliga möchte sie irgendwann ebenfalls an internationalen Wettkämpfen teilnehmen.

Langenerin will mehr als „reine Kampfkunst lehren“

Ergänzend zum Judo stellen Ausdauer- und Kraftübungen wichtige Bestandteile ihres Trainingsplans dar. Dabei sind es längst nicht nur die Stärkung von Koordinationsfähigkeit, Körpergefühl und Kraft, die sie an der Sportart begeistern. Ein hoher Stellenwert komme auch der Vermittlung von Werten zu. Um Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft und Wertschätzung geht es dabei genauso wie um Ehrlichkeit, Respekt und Selbstbeherrschung. „Judo hat extrem viel mit Persönlichkeitsentwicklung zu tun“, weiß Spelten – aus ihrer eigenen Erfahrung als langjährige Judoka und Trainerin.

Zu Schulzeiten waren es insbesondere die Jungen, die darüber lachten, dass sie einem Kampfsport nachging. Blieb die Anerkennung für ihr Interesse an dem Sport in der Schule aus, wusste sie dennoch stets, „dass ich am Nachmittag Leute treffe, die ebenfalls das machen, was ich liebe“. Daher hält sie Sportvereine auch heute noch immer für enorm wichtig: „Da ist es egal, wer du bist oder welches Geschlecht du hast, weil alle durch dieselben Interessen vereint sind“, schwärmt sie.

Wenn sie heute acht- bis zwölfjährige Kinder trainiert, möchte sie diese daher auch nicht einfach nur die reine Kampfkunst lehren, sondern ihnen auch etwas fürs Leben mitgeben. „Mir ist nicht wichtig, dass meine Sportler zu Weltmeistern werden. Wichtig ist mir, dass sie durch ihren Sport all die Dinge lernen, die sie brauchen, um ihre Welt zu meistern“, fasst die 22-Jährige zusammen. (Joel Schmidt)

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