Aranda-de-Duero-Platz erntet Spott: Bürger schimpfen online über „gruseligen“ Platz

Der Aranda-de-Duero-Platz in Langen (Kreis Offenbach) soll ein Ort für alle Altersgruppen sein, doch kurz vor der Fertigstellung hagelt es massive Kritik.
Langen – Die Bauzäune stehen noch, aber die Arbeiten sind so gut wie abgeschlossen. Der Aranda-de-Duero-Platz an der Elisabeth-Selbert-Allee steht offenkundig kurz vor seiner Fertigstellung, das bemerken auch viele Langener im Vorbeigehen. Die Vorfreude auf die Eröffnung hält sich jedoch in Grenzen: Viele finden das Ergebnis enttäuschend, wie den sozialen Medien zu entnehmen ist.
Der 500 Quadratmeter große Platz soll das neue Zentrum des ebenfalls noch jungen Aranda-Quartiers mit seinen sechs Mehrfamilien- und 82 Reihenhäusern werden. Bei der Vorstellung der Pläne durch die Stadt und den Mainzer Bauträger Emag, der auch das Quartier entwickelt hat, war im Jahr 2019 die Rede von einem Platz, der „alle Altersgruppen zum Verweilen einlädt“ und sich optisch an Langens spanischer Partnerstadt orientiere.
Hier sollten Kinder spielen, Jugendliche sich sonnen und Erwachsene unter schattenspendenden Ahornbäumen Erholung finden. „Dadurch wird unsere künftige Plaza zu einem pulsierenden Herz, wie wir es aus südlichen Ländern kennen“, formulierte der damalige Bürgermeister Frieder Gebhardt euphorisch.
Aranda-de-Duero-Platz in Langen (Kreis Offenbach): Enttäuschung bei Bürgern groß
Glücksgefühle löst der Platz mit seinem heutigen Erscheinungsbild eher nicht aus. Außer Pflaster, Kies, ein paar verteilten Sitzgelegenheiten und einigen noch sehr jungen Bäumen ist wenig zu sehen. In der sehr aktiven Facebook-Gruppe „Unser Langen“, die rund 8 500 Mitglieder zählt, entlädt sich die Kritik. Ein aktueller Beitrag zum Aranda-de-Duero-Platz zählt bereits 119 Kommentare, fast alle empört.
Die Hauptanliegen der Beschwerdeführer: zu viel Beton, zu wenig Grün, wenig einladend für Kinder. Ein „trister, trauriger Platz“ sei das, findet etwa eine Sigrid, während Andrea eine „trostlose Betonlandschaft“ sieht. Und Renate schreibt: „leblos und lieblos“. Kevin lästert: „Gruselig. Sieht aus wie ein Freibad, bei dem die Becken vergessen wurden.“
Etwas sachlicher formuliert es ein User namens Matthias: „Ein paar einzelne Sitzbänke, die weit weg von anderen Aufenthaltsgelegenheiten stehen, noch dazu alle in die gleiche Richtung, und selbst in vielen Jahren noch keine effektiven Beschattungen dieser Sitzgelegenheiten“, zählt er seine Kritikpunkte auf. Und zieht das Fazit: „Ein typisches Beispiel eines völlig überholten städtebaulichen Konzepts des 20. Jahrhunderts, in moderner Architektur verpackt.“ Auch Nutzerin Ine versteht die Welt nicht mehr: „Ich darf meinen Vorgarten nicht teilversiegeln, um drei Parkplätze zu schaffen, aber hier wird ein halber Fußballplatz versiegelt. Das soll mir mal einer erklären!“
Die Stadt betont auf Anfrage, dass der Platz genauso errichtet wurde wie geplant und von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Er sehe nur deshalb nackt aus, da in der Grafik von 2019 die Bäume mit größeren Kronen eingezeichnet worden seien. Das Anwachsen benötige natürlich etwas Zeit. Ein befestigter Boden – teilweise gepflastert und teilweise mit einer wassergebundenen Decke – sei nötig, da der Platz auch für Veranstaltungen genutzt werden soll. Das komplette Niederschlagswasser könne über die Flächen versickern oder werde durch ein Gefälle in die Pflanzbeete geleitet.
Schuld sei der Bauzaun: Rathaus Langen (Kreis Offenbach) weist Verantwortung von sich
Bis auf einige kleine Nacharbeiten sei der Aranda-de-Duero-Platz fertig, heißt es aus dem Rathaus. Die Abnahme solle innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen erfolgen. Auch laufe noch die Abstimmung mit der Partnerstadt, die als Namensgeber die Wand zum Wohngebiet hin gestalten werde. „Ein ,pulsierendes Herz‘ kann der Platz zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch nicht sein, da er noch vollständig mit Bauzäunen abgesperrt ist“, sagt Stadt-Pressesprecher Markus Schaible. „Angedacht war in der Planung, Raum für Quartiersfeste und Begegnung zu schaffen, also eine Quartiersmitte.“
Was genau der ungeliebte Platz gekostet hat, weiß nur die Firma Emag, die, wie im städtebaulichen Vertrag vereinbart, die Fläche bebaut hat und sämtliche Kosten übernimmt. Ein Sprecher konnte die Frage wegen Krankheit des Projektleiters bis zum Redaktionsschluss jedoch nicht beantworten. (Manuel Schubert)