Unappetitlicher Fund auf dem Friedhof: Wildtiere im Verdacht

Beim Besuch des Friedhofs in Langen (Kreis Offenbach) entdeckt eine Frau Tierkot auf einem Grab. Die Friedhofsverwaltung vermutet Wildtiere.
Langen – Die Worte seien ihr weggeblieben, als sie kürzlich das Grab ihrer verstorbenen Mutter und Geschwister auf dem Langener Friedhof besuchte. Denn statt sich wie sonst in aller Gelassenheit um die Dekoration der Ruhestätte zu kümmern und der Toten zu gedenken, machte die Rentnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, eine unappetitliche Entdeckung.
„Ich habe gedacht, das kann doch nicht wahr sein, als ich den Riesenhundehaufen auf der Umrandung des Grabes entdeckte“, schildert sie. Bevor sie das Grab notdürftig mit Wasser und Taschentüchern reinigte, fertigte sie Fotos an. Auch Nachbarn, denen sie diese zeigte, hätten gesagt: „Das ist eine Sauerei.“ Da es ein Verbot für Vierbeiner auf dem Friedhof gebe, dürften solche Situationen eigentlich überhaupt nicht entstehen. Ihr Fazit fällt daher deutlich aus: „Manche Hundebesitzer sind Schweine.“
Friedhof in Langen (Kreis Offenbach): „Wir wollen nicht, dass Hunde zu den Gräbern laufen“
Fragt man bei der Friedhofsverwaltung nach, wird zuerst auf das allgemeine Hundeverbot verwiesen. Dieses gelte auf sämtlichen Friedhöfen bundesweit, auch in Langen werde mit mehreren Schildern darauf hingewiesen. „Dennoch“, sagt Ralf Krupka, Abteilungsleiter Friedhof bei den Kommunalen Betrieben Langen, „sind wir seit einigen Jahren nicht mehr ganz so streng“. Damit meint er, dass geduldet werde, dass Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern den Friedhof von Nord nach Süd durchqueren. „Wenn jemand mit seinem angeleinten Hund vom Parkplatz bis zum Drehkreuz läuft, dann scheuch’ ich den nicht weg“, sagt er.
Schließlich begrüße man es, wenn die Leute den Friedhof auch ein Stück weit als Park verstünden. Was aber gar nicht geht, und da ist Krupka deutlich: „Wenn ein Hund ohne Leine auf dem Gelände unterwegs ist. Wir wollen definitiv nicht, dass Hunde zu den Gräbern laufen.“
Ralf Krupka ist bereits seit über zwei Jahrzehnten bei der Friedhofsverwaltung in Langen. „Ich hab schon vieles gesehen“, sagt er und kann sich daher „nicht vorstellen, dass ein Besitzer seinen Hund ohne Leine auf den Friedhof lässt und der dann an einem Grab sein Geschäft macht“. Diesbezüglich hätten ihn bislang auch noch keine Beschwerden erreicht. Was es hingegen schon häufiger gegeben habe: Bürger, die sich an die Friedhofsverwaltung wenden, um sich über ausgerissene Pflanzen zu beklagen. Doch auch hier sagt Krupka, er könne sich nicht vorstellen, „dass da einfach jemand Blumen von den Gräbern anderer Leute entfernt“.
Friedhof in Langen (Kreis Offenbach): Gegen Wildtiere vorzugehen ist schwierig
Nach einem Blick auf die Fotos vom mutmaßlichen Hundekot auf dem Grab und etwas Recherche zum Thema bringt er noch eine weitere Möglichkeit ins Spiel. Sowohl in diesem konkreten Falle als auch bei zurückliegenden Beschwerden über das Verschwinden von dekorativen Grabzugaben „vermute ich, dass da Wildtiere wie zum Beispiel der Fuchs am Werk sind“. Man habe in der Vergangenheit immer mal wieder Hasen oder Füchse auf dem Gelände gehabt. Gegen diese vorzugehen sei jedoch schwierig, „da wir hier ja nicht einfach einen Jäger beauftragen können“.
Ungeachtet der Tatsache, dass nicht eindeutig geklärt werden kann, welches Tier nun für das unangenehme Erlebnis der Rentnerin verantwortlich ist, beteuert Krupka, dass man nun für das Thema sensibilisiert sei. Mehr noch: „Ich finde es wichtig, dass die Leute sich bei uns melden und beschweren.“ (Joel Schmidt)
Vergangenes Jahr reagierte Langen auf den Trend zu pflegefreien Gräbern. Mit einer Änderung der Friedhofssatzung soll es möglich sein, pflegefreie Gemeinschaftsgrabanlagen für Sarg- und Urnenbestattungen anzubieten.