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Langener Bäder-Chef: „Die Zukunft im Freibad ist digital“

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Von: Julia Radgen

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Online-Ticketing an der Kasse des Langener Waldsee
„Online-Ticketing und Reservierungen sind im Grundsatz für alle Beteiligten komfortabel und nützlich“, hat BaHaMa-Geschäftsführer Joachim Kolbe festgestellt. © Archivbild: Jost

So chaotische Zustände wie im Badesommer 2020 gab es in diesem Jahr am Waldsee nicht. Dennoch hatten Online-Tickets und erhöhte Preise für Kritik gesorgt. Wie Bäder-Chef Joachim Kolbe den zweiten Corona-Freibadsommer bilanziert, erzählt er im Interview.

Herr Kolbe alles in allem, wie lief die Langener Freibadsaison 2021?

Heiter bis wolkig, so würde ich unsere Bäderbilanz überschreiben. Wir sind vor allem glücklich, dass das Strandbad und das Freizeit- und Familienbad seit Mitte Juni betrieben werden durften und für unsere Badegäste, Schwimm- und Tauchsportvereine, Schulen und viele Kinder, die bei uns in den letzten Wochen schwimmen lernten, durchweg offenstanden. Wir hatten auch in dieser Freibadsaison mit wechselnden Corona-Regeln, pandemiebedingten Beschränkungen, Obergrenzen und strikten Hygieneregeln keine Infektionsfälle. Wir hatten einen geordneten, sicheren und unfallfreien Badebetrieb.

Online-Tickets, Gebühren und der Verzicht auf Dauerkarten hatten für Kritik gesorgt und waren sogar Thema im Stadtparlament. Hat das dazu geführt, dass weniger Menschen ins Freibad gegangen sind?

Nein. Wir alle mussten uns in diesen Pandemiezeiten notgedrungen an Terminvereinbarungen und Online-Buchungen gewöhnen. Unsere Kunden haben schnell zu schätzen gewusst, dass wir auf Zeitslots verzichteten und eine familienfreundliche Preisgestaltung hatten, vor allem der Eintrittspreis von einem Euro für Kinder. Dass viele die günstigen Saison- und Jahreskarten vermisst haben, kann ich gut verstehen und ich hoffe, dass der nächste Badesommer ohne Corona, aber wieder mit Dauerkarten und spontanen Badbesuchen über die Bühne gehen wird.

Der Langener Bäder-Chef Joachim Kolbe
Trotz Corona und kälteren Temperaturen zufrieden mit dem Sommer: Langens Bäder-Chef Joachim Kolbe (links). © Archivbild: Strohfeldt

Der Sommer war ja über weite Strecken nass und kalt. Hat das den Besucherzahlen in den Bädern Abbruch getan?

Unterm Strich hatten wir im Strandbad und Freizeit- und Familienbad rund 120 000 Badegäste, dazu die Schulklassen, die Schwimmsportler und die Teilnehmer der Schwimmkurse. Im Juni war die Saison mit einer Hitzewelle furios gestartet, aber das war es dann leider auch mit Badewetter. Die niedrigen Temperaturen und der viele Regen haben diesmal gewiss nicht den Bädern in Deutschland genutzt, wohl aber der Natur, den Wäldern und dem Grundwasser – darüber sollte man sich, weil es so bitter nötig war, freuen.

Stichwort Parken: Im Juni hatte es sich scheinbar noch nicht ganz herumgesprochen, dass man Tickets fürs Parken am Waldsee braucht. Hat sich das schnell gelegt?

Die allermeisten Gäste des Strandbades, die aus der ganzen Rhein-Main-Region anreisen, kamen mit dem neuen System rasch zurecht und die Vorteile sprachen sich schnell herum: keine morgendliche Hetze, stressfreie Anfahrt zum Strandvergnügen und mit Sicherheit einen legalen Parkplatz vor Ort.

Einige Unbelehrbare, die ihr Auto im Wald abgestellt haben, gab es auch dieses Jahr. Aber inwiefern haben die Gegenmaßnahmen Wirkung gezeigt?

In diesem Jahr hatten wir insbesondere an den – wenigen – heißen Wochenenden die Lage im Griff, kontrollierten und steuerten die Zufahrt zum See, sperrten die Waldwege, schützten den Wald vor parkenden Autos und Brandgefahren und ließen illegal abgestellte Fahrzeuge – derer es aus meiner Sicht und Erfahrung sehr wenige gab – schnell und konsequent abschleppen. Das klappte im entschlossenen Zusammenwirken von BaHaMa und ihres Sicherheitspersonals, Ordnungsbehörden, Ordnungspolizei, Forst und Polizei. So machen wir weiter.

Blick in die Zukunft: Könnten Sie sich vorstellen, Online-Tickets dauerhaft am Waldsee zu etablieren, um die Lage zu entspannen – oder soll nach der Pandemie alles beim Alten sein?

Zunächst einmal wünschen wir uns baldigst die Rückkehr zu einer Normalität ohne Sorge und Angst, ohne Mindestabstand, Maskenpflicht und massivem Desinfektionsmitteleinsatz. Es gab aber sehr interessante Versuche, positive Erkenntnisse und Veränderungen in den vergangenen Monaten: Online-Ticketing und Reservierungen sind im Grundsatz für alle Beteiligten komfortabel und nützlich. Klar, man wird in normalen Zeiten wieder Eintrittskarten an der Bäderkasse kaufen können, aber ab jetzt ist die Zukunft beim Badbesuch, beim Parken am Waldsee oder dem Buchen eines Zeltplatzes digital.

Das Gespräch führte Julia Radgen

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