Langener Café Beans wird zum Drehort von Musikvideo

Das legendäre Café Beans am Langener Lutherplatz ist bekannt für große Auftritte auf kleiner Bühne. Musik gibt den Ton an – bei der Veranstaltungsreihe „Donnerstags live im Beans“ oder bei Konzerten in und vor der Bar. Jetzt war das Beans auch Drehort eines Musikvideos. Stundenlang wurde gefilmt, um am Ende das passende Material für den drei Minuten und 37 Sekunden langen Song in der Kiste zu haben.
Langen – „Kamera läuft, Szene vier, Take ein, die Zweite und los.“ Die Anweisung von Produzent Martin Bischoff von der Langener Firma Moviebits an seinen Kameramann klingt wie in Hollywood. Alles ist wie bei den Profis der großen Filmstudios professionell vorbereitet. Ein genaues Drehbuch gibt minutiös vor, wie die Szenen des Musikvideos aussehen sollen, beschreibt die Einstellung, erläutert exakt, was in einer der vielen 15-Sekunden-Sequenzen zu tun ist. Für die stundenlange Arbeit hinter und vor der Kamera braucht es einen guten Fahrplan, sonst ist der Zug abgefahren und viele Drehminuten landen auf dem Abstellgleis.
Im Fokus des Abends und immer im Mittelpunkt der Kamera steht Jens-Michael Alfers. Ein außergewöhnlicher Typ, seit 40 Jahren Musiker, Jurist, bis September 2021 Vizepräsident des Landgerichts Oldenburg, jetzt im Ruhestand und doch ziemlich unruhig, weil musikalisch gerade recht viel passiert: Der 69-Jährige wurde im vergangenen Monat für seine kreative Arbeit und seine Songs beim Rock- und Pop-Wettbewerb der deutschen Pop-Akademie gleich dreimal ausgezeichnet: Alfers erhielt den ersten Preis in der Kategorie „Beste Pop-Band“ und zwei Preise in der Kategorie „Singer-Songwriter“.
Mit so viel Ruhm und Ehre hat der ehemalige Richter gar nicht gerechnet, umso größer war die Freude über die Anerkennung. Der Oldenburger tanzt etwas aus der Reihe, ist nicht der typische Musiker, der gern auf Tourneen unterwegs ist und oft Konzerte gibt. Klingt für einen Gitarristen, der erfolgreich sein will, seltsam, doch eigentlich steht er nie auf der Bühne. „Ich spiele meine Musik fast gar nicht.“ Öffentliche Auftritte sind nicht sein Ding. Songs, die er komponiert und textet, studiert er mit befreundeten Musikern ein, die in der ganzen Welt tonabgebend sind. Der Bassist beispielsweise sitzt auf Zypern, der Gitarrist in Italien, am Ende sind alle über das Internet und ihre Liebe zur Musik miteinander verbunden.
Kontakt nach Langen über Filmproduzent
70 bis 80 Songs hat Jens-Michael Alfers mit seiner internationalen Band schon eingespielt. Alle gehen online on air, werden geklickt und geliked und im besten Fall an andere weitergetragen. Einige Texte sind auf Englisch geschrieben, viele auch auf Deutsch. Sein erstes echtes Musikvideo, bei dem man nicht nur die Musiker an den Instrumenten sieht, sondern das eine richtige Geschichte erzählt, hat einen deutschen Text und es scheint so, als sei der Song „Nacht der Träumer“ genau für das Café Beans geschrieben: „Aus der Bar fällt warmes Licht, diesmal gehst Du nicht vorbei, am Tresen stehen sie dicht an dicht, nur Dein Platz ist noch frei. In der Bar bist Du nicht allein, manch’ Fremder wird zum Freund.“ Und weiter: „...heute Nacht bist du nicht allein, die Bar ist außer Rand und Band.“ Typisch Beans.
Doch Alfers hat die Langener Bar mit Inhaberin Silke Bentlin und ihrem Partner, Musiker Markus Striegel, vorher gar nicht gekannt. „Ich pendele zwischen Oldenburg und Mörfelden, wo meine Partnerin wohnt“, sagt Jens-Michael Alfers. Vom Beans erzählt habe ihm Filmproduzent Martin Bischoff, den er auf einer Party von Freunden kennengelernt hat.
Aus der Bar fällt warmes Licht, diesmal gehst Du nicht vorbei, am Tresen stehen sie dicht an dicht, nur Dein Platz ist noch frei.
Nicht nur textlich sind der Song und das Beans kompatibel, auch die Filmkulisse hätte man für das Lied nicht besser kreieren können. Die Bar, 2005 eröffnet und 2015 mit dem Kulturpreis der Stadt Langen ausgezeichnet, gleicht einem musikalischen Museum. Sie ist ein Kunstwerk an sich, ein Sammelsurium skurriler Mitbringsel und Geschenke vieler berühmter Besucher. Beim Rundblick in den rechteckigen Kneipenraum fallen neben den Saiteninstrumenten auch Tourposter, Crashbecken, ein Schlagzeugfell und Bühnenscheinwerfer ins Auge. Wie in einem Wimmelbild gibt es im Beans immer etwas Neues zu entdecken. „Der Himmel hängt voller Geigen“, der Satz soll von Luther stammen und ist literarisch oft verwendet, doch im Beans hängen die Wände voller Gitarren, mal eingerahmt, mal hinter Glas. Alles klingt nach Erinnerung.
Die Showbühne für den Videodreh des Mannes, der früher in Wirtschaftsstrafsachen Delinquenten ins Sing Sing schickte und heute als erfolgreicher Singer-Songwriter seiner Leidenschaft nachgeht, ist nicht konstruiert, sie ist gewachsen. „Das Beans ist fantastisch“, sagt Jens-Michael Alfers und singt an diesem Abend zum x-ten Mal in die Kamera: „Die Nacht gehört den Träumern, den Künstlern und den Streunern... Die Nacht hat Dir Mut gemacht.“ (air)
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