Langener Schulen: Gegenwind für SPD-Ideen

Der Sozialausschuss diskutiert über die Schul-Vorschläge der Langener SPD. Derweil könnte die Ludwig-Erk-Schule auf dem frei werdenden Dekanatsgrundstück expandieren.
Langen – Losverfahren, Platzmangel, Raumnot – manche Langener Schulen sind bereits am Limit, an anderen dürfte sich die Situation durch den Zuzug in den Neubaugebieten bald verschärfen. Gleich zwei Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung haben sich Gedanken gemacht, wie sich die Situation entspannen lässt. Während die Vorschläge der SPD bei einer fast anderthalbstündigen Diskussion im Ausschuss für Soziales, Kultur und Sport scharf kritisiert werden, erntet die FWG-NEV Zuspruch.
Den Sozialdemokraten schwebt eine große Rochade vor: Zuerst soll eine neue Oberschule zwischen Langen und Egelsbach gebaut werden, in die dann die Dreieichschule (DSL) umziehen würde. Die Ludwig-Erk-Schule (LES) soll das frei werdende DSL-Gebäude übernehmen, während die Grundschule „für eine städtebauliche Weiterentwicklung zur Verfügung stünde“. Eine Erweiterung der Dreieichschule mit einem neuen, aufgeständerten Gebäude – wie in der Vergangenheit auch von der SPD gewünscht – habe sich als „nicht machbar“ herausgestellt, da während der Bauarbeiten Schulhof, Musikpavillon, Fahrradständer und Parkplätze nicht zur Verfügung stünden, erklärt SPD-Fraktionsvorsitzender Rainer Bicknase den Entstehungsprozess des neuen Antrags.
Christian Gött (CDU) hält es für „zynisch“, dass eine Erweiterung der Dreieichschule auf der Fläche des Stadtgartens, auch mit Stimmen der SPD, verhindert wurde – nun aber eine deutliche größere Grünfläche für einen Neubau geopfert werden soll. Außerdem sei die DSL an ihrem jetzigen Standort in der Innenstadt viel besser erreichbar. Und um den jetzigen Standort der Erk-Schule weiterzuentwickeln, müsse ein privater Investor mit ins Boot geholt werden. „Ob das Gebäude dann erhalten werden kann, ist fraglich“, so der CDU-Fraktionschef. Entstünde hier – direkt gegenüber dem Salco-Stadtquartier – noch ein weiterer „großer Kubus“, fürchtet Gött eine „völlige Überfrachtung“.
Martina Dröll (Grüne) sieht es genauso: „Dann haben wir in der Bahnstraße zwei Riesentrümmer, das kann ich mir nicht vorstellen.“ Außerdem sei die LES schon immer Schule gewesen. „Ich würde es ganz grauenvoll finden, wenn das alte Gebäude einem viereckigen Block zum Opfer fällt“, so die Fraktionsvorsitzende. „Zu sagen: Das geben wir für eine städtebauliche Entwicklung auf – das kann ich nicht unterstützen“, stellt auch Heinz-Georg Sehring (FWG-NEV) klar und lästert: „Das wäre eine Option, wenn’s mal keine Kinder mehr gibt.“
Der SPD-Antrag klinge groß, „man könnte sagen visionär“, meint Mathias Rhiel (FDP), der die Vorschläge der Sozialdemokraten aber auch „dezent anmaßend“ findet. „Das Thema gehört für mich in den Kreistag. Wir können hier nicht viel beeinflussen, nur empfehlen“, so Rhiel.
„Alle, die meinen, dass der Vorschlag nichts taugt, sollen selbst einen vernünftigen machen – ohne Container und ohne den Stadtgarten zu opfern“, kontert SPD-Fraktionschef Bicknase. Und zum Vorwurf bezüglich des Flächenverbrauchs im Grüngürtel zwischen Langen und Egelsbach sagt er: „Wir sind bereit, das für eine Schule mitzutragen – für andere Dinge nicht!“ Bei der Abstimmung im Ausschuss fällt der SPD-Antrag dennoch gnadenlos durch: Außer den beiden Sozialdemokraten stimmen alle Fraktionen mit Nein.
Anders ist es mit dem Vorschlag der NEV. Die Einwohnervertreter fordern, auf dem städtischen Grundstück rund um die ehemalige Kita Zimmerstraße eine Mensa und eine Kinderbetreuungseinrichtung zu bauen. Außerdem solle die Stadt prüfen, ob sie weitere, benachbarte Grundstücke in der Zimmerstraße kaufen kann. „Uns geht es vor allem darum, in unserem Besitz befindliche Grundstücke zu sichern“, erklärt Christa Sehring (NEV).
Die Idee einer Erweiterung der Erk-Schule auf dem Grundstück der Kita Zimmerstraße habe Charme, findet Gött. „Das Grundstück ist städtisch, das können wir beeinflussen, und es liegt direkt gegenüber der Schule.“ Bicknase erinnert daran, dass die LES in der Vergangenheit schon eine Betreuung im benachbarten ZenJA abgelehnt habe. „Sie werden nicht zustimmen, wenn die Kinder die Straßenseite wechseln müssen“, so der Sozialdemokrat. „Dass die Kinder über die Zimmerstraße gehen können, traue ich ihnen zu“, erwidert Dröll. Schließlich gebe es dort ja auch eine Ampel.
Schulneubau auch in Egelsbach Thema
Auch in Egelsbach ist ein Schulneubau immer wieder Thema. WGE und FDP haben nun einen gemeinsamen Antrag zum Thema vorgelegt. Darin fordern sie den Gemeindevorstand auf, dem Kreistag den Bau einer weiterführenden Schule zwischen Langen und Egelsbach vorzuschlagen. Außerdem soll sich die Gemeinde mit der Stadt Langen „um ein Einvernehmen bemühen“ und zusammen für das Vorhaben engagieren. „Durch den gemeinsamen Schulbezirk gehen die Egelsbacher Jugendlichen in der Regel auf die weiterführenden Schulen in Langen. Aktuell sind die Belegzahlen überschritten und die Raumkapazitäten erschöpft. Diese Situation wird sich durch die zusätzliche Wohnbebauung, insbesondere in Langen, in Zukunft nicht entspannen“, schreiben die beiden Fraktionen. Die Situation der weiterführenden Schulen im Schulbezirk Langen und Egelsbach bedürfe einer dringenden, nachhaltigen Weiterentwicklung. Der Antrag wird am Dienstag, 24. Mai, in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses (20.05 Uhr, Rathaus) diskutiert. (msc)
Erster Stadtrat Stefan Löbig weist darauf hin, dass Stadt und Kreis erst kürzlich einen Zwei-Jahres-Vertrag über die Nutzung der Kita Zimmerstraße als Flüchtlingsunterkunft geschlossen haben. Auch einen Ankauf der Nachbargrundstücke hält er für unrealistisch: Der Eigentümer des leer stehenden Geschäfts an der Ecke Zimmer-/Bahnstraße (ehemals Wannemacher) wohne in Italien und reagiere seit Monaten nicht auf Anrufe, E-Mails oder Briefe. Auch die Besitzer der drei zwischen Geschäft und Kita befindlichen Häuser werden nicht verkaufen wollen, prognostiziert Löbig, einer habe sein Haus erst kürzlich renoviert. Dennoch wird der Antrag mit Stimmen von NEV, Grünen und CDU angenommen. Die SPD stimmt dagegen, die FDP enthält sich.
Löbig stellt dann noch eine weitere Idee vor, die – zumindest für die Erk-Schule – optimal sein könnte: Stadt und Kreis führen zurzeit Gespräche mit dem Evangelischen Dekanat, das in diesem Jahr aus der Bahnstraße 44 aus- und nach Dietzenbach umzieht. Der Kreis, so der Plan, würde für die Grundschule das Dekanatsgebäude anmieten, dazu den alten Toilettentrakt der Schule abreißen und an der Grundstücksgrenze eine Mensa bauen. Für Schulleiterin Kristina Vatter sei das die präferierte Möglichkeit, berichtet Löbig aus Gesprächen. Die Kita Zimmerstraße lehne Vatter aber „auch nicht rigoros ab“. (Manuel Schubert)