Langen prüft Schutz vor Überschwemmungen

Nachdem in Langen Gassen überschwemmt wurden und Keller vollgelaufen sind, prüft die Stadt Langen nun Schutzmaßnahmen.
Langen – Vor wenigen Wochen sorgten heftige Regenschauer für überschwemmte Gassen und vollgelaufene Keller in der Langener Altstadt. Die Stadt unmittelbar angekündigt, Gegenmaßnahmen zu prüfen, um so etwas künftig zu verhindern. Nun waren bereits Experten vor Ort.
Die großen Wassermassen, die teilweise binnen Minuten entstanden, konnte die Kanalisation nicht komplett aufnehmen – sie suchten sich andere Wege. So standen in der tief liegenden Borngasse mehrere Grundstücke und Häuser unter Wasser. Zum Glück wurde niemand verletzt, doch der finanzielle Schaden für die Betroffenen ist beträchtlich. Da der Klimawandel absehbar zu immer mehr dieser kurzen, aber heftigen Regenschauer führen wird, kündigte die Stadt umgehend an, den Kanal analysieren zu lassen.
Langen: Überschwemmungen sollen verhindert werden
Stadtverwaltung und Kommunale Betriebe Langen (KBL) wollen alle Möglichkeiten ausloten, wie derartige Überschwemmungen verhindert oder zumindest abgeschwächt werden können. „Eines ist klar: Extremwetterereignisse werden zunehmen und lassen sich – ebenso wenig wie die Folgen – nicht verhindern“, sagte Bürgermeister Jan Werner zu Beginn eines Gesprächs mit betroffenen Anwohnern.
Eine Anwohnerinitiative hatte sich direkt nach dem Unwetter vom 22. August an den Bürgermeister gewandt. „Wir werden es technisch nicht schaffen, unbegrenzt Wassermassen abzuleiten. Aber wir werden alles daran setzen, dass zumindest mittlere und stärkere Regenschauer keine Schäden verursachen“, erklärte Werner den Langenern im nach seinen Worten konstruktiven Gespräch.
Ein Problem in Langen sind die Algen
Mehrere Expertenteams haben sich die Situation vor Ort bereits angesehen. In Trockenwetterzeiten durchfließt der Sterzbach oft nur als kleines Rinnsal die Altstadt. Bei Starkregen können die Wassermengen allerdings stark ansteigen. Um diese abzufangen, haben schon die Langener Vorväter Maßnahmen ergriffen. So wird die Zuflussmenge in die Altstadt schon am Stumpfen Turm durch eine Durchlassverringerung gedrosselt. Zusätzlich wird Wasser auf die Weiherwiese abgeleitet. Allerdings kommt nach dem Stumpfen Turm Wasser von Dachflächen der Bachgasse hinzu.
Ein weiteres Problem sind Algen: Durch die geringe Wassermenge im Sterzbach und das warme Wetter kam es in jüngster Zeit im Bereich der Altstadt zu vermehrtem Wachstum im gemauerten, offenen Buntsandsteinbett des Sterzbachs. Bei den starken Regenfällen wurden die Algen von den Wassermassen weggeschwemmt und verstopften die Gitter vor den Einläufen in den Kanal. So staute sich das Wasser in der Borngasse, so die Stadt.
Langen: Absperrgitter am Schneidhiwwelplatz
Schon nach dem ersten Starkregen hatte die Stadt deshalb umgehend den Auftrag erteilt, die Absperrgitter am Schneidhiwwelplatz und in der Borngasse zu verändern: Bislang waren die Metallstäbe senkrecht angebracht. Inzwischen wurden sie waagerecht eingebaut. So können Pflanzen oder Gegenstände besser abfließen, ohne sich zu verfangen. Da die Arbeiten allerdings erst drei Tage nach dem zweiten Starkregen stattfanden, konnte die Wirksamkeit dieser Maßnahme noch nicht beurteilt werden.
Stadtbrandinspektor Frank Stöcker betont: „Ein Gitter dort muss unbedingt sein, ansonsten könnten Kinder in den unterirdischen Bachlauf klettern oder stürzen.“ Ans Tageslicht tritt der Sterzbach erst wieder an der Rechten Wiese. Rechenwerke und Einläufe werden von den KBL wöchentlich und nach Starkregen kontrolliert. So war ein Mitarbeiter sogar am frühen Morgen vor dem zweiten Unwetter vor Ort.
Langen: Kamerabefahrung des verrohrten Bachlaufs soll vorgezogen werden
Als erste Maßnahme gegen die Algen werden die KBL das gemauerte Bachbett in der Altstadt häufiger als bisher reinigen. „Wir werden die Algen jetzt wöchentlich von Hand abbrechen“, erklärt Gerd Fitterer, Technischer Leiter der Stadtwerke und bei den KBL für den Bereich Entwässerung und Tiefbau zuständig. Von der Stadtverwaltung war bereits geplant, 2022 den verrohrten Bachlauf innerhalb des Stadtgebietes mit einer Kamera zu untersuchen, um Informationen zum Zustand der teilweise Jahrzehnte alten Verrohrung zu erhalten. „Nun werden wir diese Kamerabefahrung schnellstmöglich vorziehen“, verspricht Bürgermeister Werner. So soll überprüft werden, ob etwa Wurzeln oder eingestürzte Decken oder Wände der Verschalung den Ablauf des Wassers behindern.
Aber auch die betroffenen Hausbesitzer können etwas tun: „Wenn Sie kleine Absätze an der Grundstücksgrenze schaffen, kann das Wasser nicht so einfach in den Hof und das Haus laufen“, rät Stadtbrandinspektor Stöcker, in der Stadtverwaltung auch für den Katastrophenschutz zuständig. Gemäß der Entwässerungssatzung der Stadt muss sich jeder Grundstückseigentümer vor Rückstau und Überschwemmungen selbst schützen. Daher appellieren Bürgermeister Werner und Erster Stadtrat Stefan Löbig an die Bevölkerung, vorzusorgen und nicht zu warten, bis die Schäden da sind. Das Team der KBL berate dazu gerne umfassend.
Prüfung: Regenüberlaufbecken erweitern?
Von der Bach- und der Borngasse geht der Blick auch in die Nachbarschaft. „Unter dem oberen Parkplatz des Freibads ist ein altes Regenüberlaufbecken aus der Nachkriegszeit. Wir werden prüfen, ob es Sinn macht, dieses zu erweitern“, sagt Fitterer. Hintergrund ist, dass bei Starkregen Wasser von der Teichstraße in Richtung Sterzbach fließt. Die ursprüngliche Idee, die Weiherwiese durch Umgestaltungen noch stärker zur Speicherung zu nutzen, ist nach seinen Worten jedoch nicht umzusetzen: „Wenn wir dort etwas verändern, schaffen wir nur neue Probleme“, erläutert der Fachmann.
„Es ist klar, dass wir das Problem nicht von einem Tag auf den nächsten lösen werden. Aber wir werden das Thema in den kommenden Wochen umfangreich beleuchten und verschiedene Maßnahmen prüfen“, erklärt Bürgermeister Werner. (jrd)