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Morddrohung mit Steakmesser: Mann terrorisiert unter Drogen ganzen Bekanntenkreis

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Der ehemalige Barkeeper und Fitnesstrainer aus Langen (Kreis Offenbach) leidet unter einer schweren psychotischen Störung. Ihm wird am Landgericht Darmstadt der Prozess gemacht.(Symbolbild)
Der ehemalige Barkeeper und Fitnesstrainer aus Langen (Kreis Offenbach) leidet unter einer schweren psychotischen Störung. Ihm wird am Landgericht Darmstadt der Prozess gemacht. (Symbolbild) © dpa

Ein Mann aus Langen (Kreis Offenbach) nimmt so extensiv Drogen, dass er halluziniert. Dann greift der Mann zum Messer und droht ganze Familien zu töten.

Langen/Darmstadt – Gedroht, genötigt, beleidigt, geohrfeigt, gestohlen: Eine ganze Serie von Straftaten soll ein 34-jähriger Langener von Juli 2020 bis September 2021 in seinem Bekanntenkreis hinterlassen haben. 13 Fälle stehen bei der 15. Strafkammer des Landgerichts Darmstadt zur Verhandlung.

Die Besonderheit: Der ehemalige Barkeeper und Fitnesstrainer leidet unter einer schweren psychotischen Störung, womöglich unter einer paranoiden Schizophrenie. Mitursächlich bei allen Taten soll ein regelmäßig hoher Pegel an Alkohol, Cannabis und Kokain gewesen sein.

Seit dem 16. September des vergangenen Jahres ist der Kosovare in der Vitos Klinik Haina untergebracht. Dort wird er voraussichtlich auch bleiben. Genaueres wird der Psychologe Michael Fritz im Verlauf des Prozesses durch ein Gutachten erklären. Trotzdem gibt es eine umfassende Beweisaufnahme, bei der sich schon am ersten Verhandlungstag herausstellt, dass einige Widersprüche zwischen den Aussagen des Langeners und der Zeugen aufgeklärt werden müssen.

Prozess in Darmstadt: Täter droht nach Job-Absage mit dem Tod

Allein sieben Fälle betreffen einen ehemaligen Kollegen, der heute einen Friseursalon in der Innenstadt besitzt. Ende Juli 2021 steht der 34-Jährige vor dem Laden, pöbelt herum, schubst den Sohn und droht: „Kommt raus, ich bring euch alle um! Allahu Akbar!“ Zwei Wochen später fordert er den Mann per Instagram auf, zum Jugendzentrum zu kommen, „um uns zu schlagen“. Bei einem anschließenden Videoanruf behauptet er mit einem langen Steakmesser in der Hand, die ganze Familie töten zu wollen.

Trotzdem ist sich der Beschuldigte nicht zu schade, den vermeintlichen Feind via Facebook nach Arbeit zu fragen. Als dieser verneint, droht der Aggressor, ihn zu „vernichten“. Wenige Tage später kommt es zu weiteren Tötungsandrohungen, mehrmals deutet der Langener mit einer eindeutigen Handbewegung einen Kehlschnitt an. Zudem sorgt er für 400 Euro Sachschaden, als er die Hoftür der Friseurfamilie eintritt. Vorm Fenster stehend kündigt er an, die ganze Familie so abzuschlachten „dass das Blut über die Körper fließt“.

„Es stimmt alles, aber den Sohn habe ich nicht angefasst“, behauptet der Angeklagte. „Ich pöbele und drohe, aber handgreiflich werde ich nur, wenn ich selbst angegriffen werden.“ Der Vorsitzende Richter Daniel Kästing entgegnet: „Das Bundeszentralregister spricht aber eine andere Sprache.“ Auch den Messer-Videochat streitet der Mann ab. Er sei rund um die Uhr betrunken und bekifft gewesen.

Mann aus Langen (Kreis Offenbach) leidet unter Wahnvorstellungen

Darüber hinaus gibt es bei der bedrohten Familie einen konkreten Grund für die Ausraster: Der Beschuldigte vermutet, dass sein fünfjähriger Sohn ein Kuckuckskind des Friseurs ist. Auf legalem Weg geklärt hat er die Anschuldigung allerdings nie. Verschont bleibt auch die Ex-Freundin und Mutter der beiden Kinder nicht. Als sie ihm die Wohnungsschlüssel verweigert, steht er betrunken vor der Wohnung und droht, die Tür einzutreten. Die Polizei bringt ihn dann in die Psychiatrie – einer von sechs Transporten innerhalb eines Jahres. „Ich hatte Wahnvorstellungen, fühlte mich verfolgt. Manchmal stand ich in Kontakt zu Putin und Xi Jinping, dachte, ich sei BND-Agent. Stimmen verfolgten mich, ich habe halluziniert“, versichert der Beschuldigte.

Noch vier weitere Personen werden Opfer seiner Ausfälle. Einem türkischen Mitbürger, der in der Nähe des Lutherplatzes auf einer Bank sitzt, verpasst er eine Ohrfeige, versucht einen Kopfstoß. „Er hat mich mit der Hand nur gestreift, es tat nicht weh. Dann bin ich zurückgewichen“, erinnert sich der 50-jährige Zeuge. Einen weiteren Landsmann, der sich ebenfalls dort aufhält, trifft es ungleich härter. „Er hat mir zwei Zähne ausgeschlagen, sieben weitere mussten gezogen werden. Ich war sechs Wochen krankgeschrieben“, berichtet der 52-Jährige. Allerdings kann auch mithilfe eines Dolmetschers nicht abschließend geklärt werden, ob die Zähne nicht eher aufgrund einer Parodontose gezogen wurden.

Zeugen schildern Taten in Langen: „Seine Augen waren verklebt und er war nicht bei sich“

Eine weitere Zeugin erzählt: „Ich habe damals in einer Anwaltskanzlei am Kreisel gearbeitet, habe das Gerangel gesehen, bin runter und habe die Polizei gerufen. Der Schläger hat geschnauft, seine Augen waren verklebt, er war nicht bei sich.“ Auch die 29-Jährige muss sich Beschimpfungen anhören.

In einem Kiosk am Bahnhof stiehlt der Mann zudem drei Bier und eine Schnapsflasche, bedroht den Besitzer. In einer Bar zielt er mit einer Fingerpistole auf Gäste, eine Frau stalkt er und beschädigt ihr Auto. Die drei geplanten Prozesstage wird die Kammer auf jeden Fall brauchen. (Silke Gelhausen)

Erst kürzlich musste sich ein Mann aus dem Landkreis Offenbach vor dem Landgericht in Darmstadt verantworten, nachdem er seine Ex-Partnerin vergewaltigt und bedroht hatte. Laut dem Angeklagten, ist das aber gelogen.

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