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300 Mieter in Hochhaus verunsichert: „Die Gerüchteküche brodelt ja nun schon länger“

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Von: Nicole Jost

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Das Sehring-Hochhaus in Langen hat den Besitzer gewechselt. Die Mieter sorgen sich nun um die Zukunft.

Langen – Es ist ein markantes Haus am Ende der Elisabethenstraße: Mit seinen 15 Stockwerken und 118 Mietparteien ragt es seit 1970 in den Langener Himmel. Derzeit herrscht Unsicherheit unter einigen der rund 300 Menschen, die dort zum Teil schon lange leben. Das Haus hat den Besitzer gewechselt. Die Sehring Hochhaus Grundbesitz GbR hat es zum 1. März an das Unternehmen Deutsche Invest Immobilien veräußert.

„Es ist ja das gute Recht eines Immobilienbesitzers, sein Haus zu verkaufen, aber die Art der Kommunikation war nicht so schön für die Mieter und auch für mich als Angestellten“, sagt der ehemalige Hausmeister, der namentlich nicht genannt werden möchte. Erst am 28. Februar kommt ein Brief, der alle Mieter darüber informiert, dass die Elisabethenstraße 67 ab dem 1. März einen neuen Besitzer hat und die Miete auf ein neues Konto überwiesen werden muss. Für den Hausmeister ist es noch ärger, denn er hat mit dem Schreiben seinen letzten Arbeitstag, ist seinen Job los und den kompletten März freigestellt.

Sehring-Hochhaus in Langen: Gerüchte über Verkauf schon seit Wochen

„Die Gerüchteküche brodelt ja nun schon länger. Die neue Hausverwaltung hat mir in einem Gespräch in den vergangenen Tagen gesagt, dass sie eigentlich mit mir schon vorab Kontakt aufnehmen wollte. Aber die alte Hausverwalterin wollte das auf keinen Fall“, berichtet der Hausmeister. Bei ihm habe schon im vergangenen Jahr ein Mann geklingelt, der sich als Architekt vorstellte und sagte, er wolle das Haus besichtigen, da es ja zum Verkauf stünde. „Daraufhin habe ich auch bei der Verwalterin gefragt, ob das Haus verkauft wird. Das wurde damals verneint, es gehe lediglich um eine Sanierung“, berichtet der gekündigte Hausmeister, der sich mehr Transparenz gewünscht hätte.

Das Hochhaus in der Elisabethenstraße 67 hat einen neuen Eigentümer. Die Deutsche Invest Immobilien ist ab sofort Vermieter der 118 Wohnungen.
Das Hochhaus in der Elisabethenstraße 67 hat einen neuen Eigentümer. Die Deutsche Invest Immobilien ist ab sofort Vermieter der 118 Wohnungen. © Strohfeldt

Auch für eine Mieterin kommt der Verkauf des Sehring-Hochhauses, wie es im Volksmund genannt wird, nicht überraschend: „Der Flurfunk hat es in den vergangenen Wochen schon vermuten lassen, dass da etwas im Gange ist. Ich wohne seit vielen Jahren hier und finde es schade, dass die Information von einem auf den anderen Tag kam“, sagt die Frau. Sie hat jetzt eine lange Nummer zugeteilt bekommen, mit der sie ihre Miete überweisen muss. Damit kann sie leben. Aber eine Unsicherheit bleibt: „Am schwierigsten finde ich die Frage, ob das Haus überhaupt stehen bleibt. Wir sind am Rande des großen Neubaugebietes, haben ein großes Grundstück. Ganz abwegig, dass hier alles abgerissen wird und teure Neubauten entstehen, ist es sicher nicht“, so die Mieterin.

Sehring-Hochhaus in Langen: Neuer Eigentümer prüft SAnierung

Stefan Sehring, Vorstand der Sehring AG, erklärt auf Anfrage, die Eigentümer-GbR habe mit Mietern des Hauses weder Gespräche über eine Sanierung noch über die Verkaufsabsichten geführt: „Letzteres ist auch nicht üblich, weil Kaufverträge über eine solch große Immobilie stets unter verschiedenen Bedingungen abgeschlossen werden, vor deren Eintritt – und damit dem Feststehen, dass der Kauf auch tatsächlich vollzogen wird – mit den Mietern nicht kommuniziert wird, um nicht unnötig Verunsicherungen zu schüren“, erklärt Stefan Sehring. Er betont außerdem, dass sich die Eigentümer-GbR, die übrigens nie ein Teil der Sehring AG war, beim Verkauf bewusst für einen Käufer entschieden habe, dem am Bestand der existenten Mietverträge und deren langfristiger Fortsetzung gelegen ist. Alle Mieter des Hochhauses seien mit ihren bestehenden Mietverträgen geschützt, erklärt Sehring weiter, der Verkauf breche nicht die Mietverträge.

Der neue Eigentümer des markanten Hochhauses, die d.i.i. 21. Bestand A GmbH, die ihren Sitz im Münchner Raum hat, kündigt an, dass die Immobilie im Besitz des Unternehmens bleiben soll. Eine Sprecherin von d.i.i. sagt auf Anfrage weiter, dass derzeit die anstehende Sanierung des mehr als 50 Jahre alten Hauses geprüft werde. Für den gekündigten Hausmeister nimmt alles ein gutes Ende: Seine Dienstleistung ist gefragt und er hat inzwischen schon einen neuen Arbeitsvertrag bei einem anderen Unternehmen in der Region unterschrieben. (Nicole Jost)

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