Sozialausschuss lehnt Erhöhungen für Bäder-Tickets ab

Erneut diskutieren die städtischen Ausschüsse über die von der Bäder- und Hallenmanagement Langen GmbH (BaHaMa) vorgeschlagenen Preiserhöhungen für die Langener Bäder. Zwei Fraktionen haben eigene Gegenvorschläge erarbeitet. Doch am Ende gibt es ein Votum, das der BaHaMa abermals nicht schmecken dürfte.
Langen – Denn bei der Beratung im Haupt- und Finanzausschuss im Februar hatten sich die Stadtverordneten für eine zweite Lesung ausgesprochen. Nun lag die Vorlage auf den Tischen der Mitglieder des Ausschusses für Soziales, Kultur und Sport – zusammen mit zwei Ergänzungsanträgen der Grünen und der FWG NEV. Beide zielen auf die Erhöhung der Parkgebühren am Waldsee ab. Während der NEV-Antrag auch höhere Preise bei den Schwimmkursen für Erwachsene vorsieht, schlagen die Grünen ein neues System für die Saisonkarten vor: eine Basisversion mit hinzubuchbaren Optionen für die anderen Bäder vor, zudem wollen sie einen Feierabendtarif bei den Einzeleintritten einführen.
„Wir wollen eine neue Idee präsentieren statt einfach linear die Preise zu erhöhen“, erklärt Grünen-Fraktionsvorsitzende Martina Dröll. Die Erhöhung sei das falsche Signal, vor allem für Familien. Deswegen schlägt ihre Basis-Saisonkarte auch nur mit 50 Euro zu Buche, die Preisliste der BaHaMa sieht 95 Euro für die Erwachsenen-Dauerkarte vor. „Bei den Parkgebühren am Waldsee halten wir zehn Euro nicht für überzogen – gerade, wenn man sich ansieht, wie teuer so ein Strandbad-Wochenende für die Stadt ist“, meint Dröll. Die Menschen, die an heißen Wochenenden mit dem Auto zum See fahren, verursachen diese Kosten zum großen Teil – denn Stadt und Ordnungsbehörden müssen die Zufahrtswege kontrollieren lassen. Somit lege man bei den Parkgebühren das „Verursacherprinzip“ zugrunde.
SPD Langen: Rücksicht nehmen auf Menschen mit niedrigem Einkommen
Die NEV stimmt der von der BaHaMa vorgeschlagenen Entgelterhöhung zu – mit Ausnahme für die Schwimmkurse und die Parkgebühren. Die Preise für den Einzelschwimmunterricht für Erwachsene oder auch das Triathlontraining seien zu niedrig, führt Heinz-Georg Sehring aus. Zugleich hält die Fraktion Erhöhungen für den Schwimmunterricht bei Kindern für falsch – vor allem vor dem Hintergrund, dass mehr Kinder schwimmen lernen müssen.
Rainer Bicknase macht es für die Sozialdemokraten kurz und knapp: „Wir lehnen sowohl die ursprüngliche Drucksache als auch beide Änderungsanträge ab“. Die Preiserhöhungen seien ein falsches Signal, findet die SPD. „Menschen mit niedrigen Einkommen werden durch die erhöhten Preise stärker getroffen, darauf müssen wir Rücksicht nehmen“, meint der Fraktionsvorsitzende. Auch diesen Sommer sei – sicher auch aus Preisgründen – für viele Familien Urlaub zu Hause angesagt, da komme bei Besuchen im Strandbad einiges an Kosten zusammen.
Parkgebühren am Langener Waldsee sorgen für Diskussion
Im Saal kommt die Frage auf, ob eine Preisstrategie, wie von den Grünen vorgeschlagen, überhaupt realistisch wäre. „Ist das darstellbar oder wäre der Aufwand zu immens?“, will Stephan Seibel (NEV) wissen. BaHaMa-Geschäftsführer Joachim Kolbe erklärt, umsetzbar sei es. „Aber ob es sinnvoll ist, ist eine andere Frage.“ Der Aufsichtsrat habe die in der Magistratsvorlage vorgeschlagenen Preise bewilligt, da sie auch wirtschaftlich seien – denn die gestiegenen Energiekosten sorgen natürlich auch in den Bädern für große Defizite. „Wenn Sie jetzt keine angemessenen Preise vorschlagen, zahlt die Differenz am Ende die Allgemeinheit – und nicht die Nutzer“, erklärt Kolbe. Zudem merkt der Bäder-Chef zu der Forderung nach höheren Parkgebühren an. „Zehn Euro sind vor allem für unsere Gäste, die unter der Woche für zwei, drei Stunden abends kommen eine Menge Geld. Das wird einen Aufstand geben!“, verspricht er. Zudem könne sich das negativ auf die Beliebtheit des Langener Waldsees auswirken. „Die Leute, die ordnungsgemäß auf unseren Parkplatz fahren, sind doch auch nicht das Problem – und die, die im Wald parken, erreichen die höhren Parkgebühren nicht“, meint Kolbe.
Die WiLA hält die Preiserhöhungen der BaHaMa für moderat. Ayse Yilmaz sieht bei höheren Parkgebühren gleich mehrere Probleme: „Das führt dazu, dass die Leute eher im Wald parken oder ein Bad suchen, das günstiger ist“, meint sie. Zudem seien die Gebühren für Familien viel zu hoch, so Yilmaz.
Mathias Rhiel (FDP) meint ebenfalls: „Wir könnten damit eine ungewollte Dynamik beim Wildparken auslösen und uns einen Bärendienst erweisen.“ Dass die Gebührenerhöhung zur Deckung der Mehrkosten wirtschaftlich nötig sei, leuchte ein. „Bei den neuen Ansätzen der Grünen finde ich es schwierig zu differenzieren“, meint Rhiel. Da sei eine Stellungnahme der BaHaMa wünschenswert, um alle offenen Fragen zu klären. Ansonsten müsse man sich hier und heute enthalten. Auch die CDU will sich enthalten. Beide Änderungsanträge seien nach der Fraktionssitzung eingegangen, sodass sich die Christdemokraten keine Gedanken dazu machen konnten, erklärt Sascha Dussa.
BaHaMa ist für Saisonplanung auf Entscheidung angewiesen
Für die BaHaMa drängt aber die Zeit, wie Kolbe eindringlich betont: Ein Saisonkartenvorverkauf ab April sei nun ohnehin nicht mehr möglich, zuerst müsse das Stadtparlament entscheiden. Vertagen die Stadtverordneten das Votum erneut – um etwa ein neues Gebührensystem vollumfänglich zu diskutieren – werde die Entscheidung erst im Herbst fallen, dann ist die Freibadsaison gelaufen. Zudem gebe es keine rechtliche Grundlage für Online-Parktickets am Waldsee, wenn jetzt keine Entscheidung fällt, betont Kolbe.
Doch die Fraktionen bräuchten mehr Zeit, um eine neue Preisstrategie eingehend zu diskutieren. „Es wäre toll, wenn wir ein System entwickeln könnten, das dann für die Zukunft trägt“, meint Dröll.. Das ist auf die Schnelle nicht machbar und so stimmt keine Fraktion für den Ursprungsantrag, SPD und Grüne sind dagegen, FDP, CDU und NEV enthalten sich. Für die Änderungsanträge votieren jeweils nur die Antragssteller selbst.
Das Thema diskutiert auch der Haupt- und Finanzausschuss in seiner morgigen Sitzung (20 Uhr, Rathaus). Eine endgültige Entscheidung soll das Stadtparlament am 7. April treffen.