Neuer Wahrnehmungsraum an Janusz-Korczak-Schule

Die Janusz-Korczak-Schule in Langen hat einen neuen Wahrnehmungsraum eingerichtet. Schwerstbehinderte Kinder können dort ihre Sinne gezielt wahrnehmen und in einer geschützten Atmosphäre entspannen.
Langen – Es macht sich sofort ein wohliges Gefühl breit, sobald man den neuen Wahrnehmungsraum betritt. Das gedämmte Licht strahlt eine angenehme Ruhe aus, der sich in den Farben verändernde Lichter-Wasserfall zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Eine Spiegelwand vervielfacht eine blubbernde Wassersäule und die Naturlandschaft, die in vier Jahreszeiten über einen Projektor auf die Wand gespielt wird, verbreitet eine langsame Gelassenheit.
In dem Neubau der Janusz-Korczak-Schule, der Förderschule mit Schwerpunkt geistige Entwicklung für Schüler aus dem Westkreis Offenbach, ist auch ein Wahrnehmungsraum entstanden. Es ist das Projekt der ehemaligen Referendarin Nina Rauch, die die Gestaltung des Raumes gemeinsam mit ihrer Kollegin Julia Eltracher übernommen hat. „Jeder Referendar muss während der Ausbildung ein Projekt betreuen, und die inhaltliche Ausgestaltung war meine Aufgabe“, erklärt Rauch.
Ein Wahrnehmungsraum ist ein wichtiger Ort für eine Förderschule – vor allem für Schüler mit Schwerstmehrfachbehinderung. „Kinder, die wir nicht auf der kognitiven Ebene fördern können, haben hier einen Raum, um ganz in Ruhe, in einer Eins-zu-eins-Betreuung, die eigene Körperwahrnehmung zu erleben“, erläutert Bärbel Podien, stellvertretende Leiterin der Korczak-Schule.
Förderkreis half Janusz-Korczak-Schule Langen mit Spende
So lädt etwa ein gewärmtes Wasserbett dazu ein, Kinder aus dem Rollstuhl zu heben und sie durch unter dem Bett verbaute Boxen die Musik, die Bässe spüren zu lassen. Das Wasser überträgt die Schallwellen besonders gut. „Auch die Lichter und die Ruhe hier auf der bequemen Sitzlandschaft wirken extrem entspannend – das Snoozle-Konzept, für das wir uns entschieden haben, entfaltet seine gewünschte Wirkung“, berichtet Nina Rauch, die von der ausführenden Firma fachlich beraten wurde. „Snoozlen“ bezeichnet einen unterstützenden Weg, Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Sinne gezielt wahrzunehmen und in einer geschützten Atmosphäre zu entspannen. Dabei können sie durch passives oder aktives Erleben Dinge in ihrer Umwelt wieder neu wahrnehmen oder Erfahrungen sammeln. „Es ist eine sehr körpernahe Arbeit, die den Kindern gut tut“, freut sich Podien, dass sich ihre Kolleginnen und Kollegen auch darauf einlassen.
Der neue Wahrnehmungsraum ist über die Arbeit mit den schwerstmehrfachbehinderten Kindern hinaus multifunktional nutzbar, weiß Albrecht Pockrandt, ehemaliger stellvertretender Leiter der Janusz-Korczak-Schule und heutiger Vorsitzender des Förderkreises: „Mit verhaltensoriginellen Kindern ist die ruhige Atmosphäre ein guter Ort, um vorzulesen. Sie kommen hier schön zur Ruhe. Auch für gestresste Mitarbeiter ist das ein guter Platz, um mal zwischendurch zu entspannen“, sagt der Förderpädagoge.
Die Ausstattung des Wahrnehmungsraumes ist nicht ganz günstig. Rund 10 000 Euro hat die Einrichtung gekostet. „Der Förderkreis hat die Finanzierung übernommen“, erklärt Bärbel Podien. Albrecht Pockrandt und seine Mitstreiter unterstützen die sinnvolle Investition gerne: „Wir konnten diesen Betrag stemmen, weil wir einen vereinseigenen Bus verkauft haben, den die Schule nicht mehr brauchte. Und wir haben noch 2 100 Euro vom Dreieicher Weihnachtskalender für dieses Projekt bekommen“, bedankt sich der Förderkreisvorsitzende. (Nicole Jost)