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Neues Ärztehaus in Langen: Sechs Praxen unter einem Dach

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Von: Manuel Schubert

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Fast fertig: Am Ärztehaus – hier der Blick vom Dach des Salco-Büros – sind nur noch Kleinigkeiten zu erledigen. Auf dem Parkplatz werden gerade die letzten Pflastersteine verlegt.
Fast fertig: Am Ärztehaus – hier der Blick vom Dach des Salco-Büros – sind nur noch Kleinigkeiten zu erledigen. Auf dem Parkplatz werden gerade die letzten Pflastersteine verlegt. © Strohfeldt

Im neuen Ärztehaus in der Langener Bahnstraße sind nun alle Mediziner eingezogen – auch eine Apotheke gibt es

Langen – An der noch unverputzten Wand kleben elf Zettel. „Eingang Ärztehaus“, steht auf einem, dazu ein Pfeil. „Neuropraxis Langen, 2. OG“, steht in Kugelschreiberschrift auf einem anderen. Manches ist noch ein wenig improvisiert am neuen Ärztehaus in der Bahnstraße, doch die Bauarbeiten biegen auf die Zielgerade ein. Arbeiter verlegen die letzten Pflastersteine auf dem Parkplatz und ziehen Linien auf dem Boden der Tiefgarage, auch die schnöde Zettelwand wird noch durch eine schicke Hinweistafel mit einer Übersicht aller Praxen ersetzt. „Bis auf Kleinigkeiten ist das Haus fertig“, sagt Adrian Khalifé, Geschäftsführer des Langener Projektentwicklers Salco, der das Ärztehaus auf dem ehemaligen Posthof in der Bahnstraße errichtet hat.

Am Eingang, der an dem schmalen Weg zwischen Ärztehaus und Rossmann-Filiale liegt, gehen bereits viele Patienten ein und aus. Alle sechs Arztpraxen sind mittlerweile bezogen, auch eine Apotheke im Erdgeschoss gibt es. In den letzten freien Räumlichkeiten im dritten Obergeschoss sind ein Pflegedienst und eine Anwaltskanzlei untergekommen.

Kinderärztin Meryem Dedeoglu
Kinderärztin Meryem Dedeoglu © Strohfeldt

Meryem Dedeoglu ist am längsten vor Ort. Schon im Juni eröffnete die Kinderärztin ihre Praxis im Ärztehaus. „Am Anfang war hier alles noch Baustelle, die Leute haben mich kaum gefunden“, sagt sie und lacht. Dedeoglu sitzt hinter einem großen Schreibtisch, auf dem ein Stethoskop liegt. An die Wand sind blaue Berge und ein Regenbogen gepinselt, im Regal stapeln sich bunte Bauklötze. „Ich durfte die Räume mitgestalten“, freut sich die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, die zuvor in einem medizinischen Versorgungszentrum in Heusenstamm angestellt war, sich aber schon länger niederlassen wollte.

Nach geeigneten Räumlichkeiten für eine eigene Praxis musste sie lange suchen, von der Langener Wirtschaftsförderung bekam sie schließlich den Tipp, dass in der Bahnstraße ein Ärztehaus entsteht. „Für mich als Existenzgründerin ist es natürlich gut, dass hier im Haus viele Leute vorbeikommen“, sagt Dedeoglu. So kämen beispielsweise viele schwangere Patientinnen der Gynäkologie-Praxis im ersten Stock nach der Geburt für die U3-Untersuchung zu ihr. „Und ich habe bei meinen Patienten schon Werbung für die anderen Praxen gemacht und ihnen erzählt, was hier alles noch so reinkommt“, sagt die Kinderärztin.

Wenn jemand akut ein Medikament braucht, schicke ich ihn direkt runter in die Apotheke.

Kardiologe Wasse Talash über die Vorzüge des Ärztehauses 

Mit Treppe oder Fahrstuhl geht es hoch in die anderen Etagen. Im zweiten Stock ist seit dem 1. Oktober die Praxis von Dr. Wasse Talash zu finden. Der Kardiologe war der erste Mediziner, der einen Mietvertrag fürs Ärztehaus unterschrieb. Er ist ein langjähriger Freund der Familie Khalifé, im Gespräch mit den Salco-Verantwortlichen entstand die Idee, den ganzen Neubau mit Arztpraxen zu füllen. „Manche meiner Patienten haben mir erzählt, dass früher in der DDR immer viele Ärzte zusammen in einem Komplex gearbeitet haben“, erzählt Talash. „Da habe ich mir gedacht: Das wäre doch schön.“

Der Kardiologe war vorher direkt gegenüber, in der Bahnstraße 21, anzutreffen. „Wir haben unsere Möbel einfach rübergeworfen“, scherzt er. In der Bahnstraße wollte er unbedingt bleiben. „Ich habe viele ältere Patienten. Für sie ist es am wichtigsten, dass die Praxis zentral liegt.“ Neben der guten Erreichbarkeit und der direkten Nachbarschaft zu anderen Medizinern („Wenn jemand akut ein Medikament braucht, schicke ich ihn direkt runter in die Apotheke“) schätzt auch Talash am Ärztehaus, dass die Praxis nach seinen Wünschen gestaltet wurde. So sind etwa alle Behandlungsräume durch Türen direkt verbunden. „Wenn jemand zum EKG, Ultraschall und Belastungs-EKG muss, braucht er nicht über den Flur gehen und sich jedes Mal wieder aus- und anziehen“, erklärt Talash.

Kardiologe Wasse Talash
Kardiologe Wasse Talash © Strohfeldt

An Beschäftigung mangelt es dem Herz-Spezialisten nicht in seiner neuen Praxis, die er mit eleganten dunklen Holzmöbeln und vielen Grünpflanzen ausgestattet hat. „Wie alle Fachärzte sind wir überlastet“, sagt Talash, der hofft, bald noch einen weiteren Kardiologen zu finden, der bei ihm in der Praxis einzieht. Auch das ist ein Vorteil des Ärztehauses – in Talashs alter, 70 Quadratmeter kleineren Praxis wäre das nicht möglich gewesen.

Über einen Durchgang geht es vom Treppenhaus des Ärztehauses direkt in die Nova Apotheke im Erdgeschoss, die erst vor zweieinhalb Wochen eröffnet hat. „Die Apotheke rundet das Ganze ab“, findet Khalifé. Der Verkaufsraum ist hell und modern gestaltet, mit gepolsterten Sitzgelegenheiten, großer Glasfront und Bildschirmen an der Wand. „Auf der Bahnstraße gibt es schon mehrere Apotheken, da müssen wir uns differenzieren. Deswegen setzen wir voll auf das Digitale“, sagt Inhaber Arwin Mehralivand. Neben einem Online-Shop samt Botendienst kann man auf der Webseite der Nova Apotheke auch E-Rezepte einlösen – und über die App „meineapotheke.de“ sogar mit dem Team chatten und Fragen stellen.

Parkplätze direkt vor der Tür

Im Erdgeschoss des Ärztehauses, Bahnstraße 24, sind die Kinderärztin Meryem Dedeoglu und die Nova Apotheke zu finden. Im ersten Stock sind die Gynäkologin Dr. Yasemin Wardak sowie die Internistische Hausarztpraxis von Dr. Jasmine Skaide angesiedelt. Im zweiten Stock befinden sich die Praxis des Kardiologen Dr. Wasse Talash sowie die Neuropraxis von Anar Asgarov und der Psychologin Dr. Christa Meise. Im dritten Stock sind die Schmerztherapeutin Frederike Zilch-Bratzler, die Rechtsanwälte Mönch & Günter sowie der Pflegedienst PH-Medical untergebracht. „Der ganze Bau ist sehr nachhaltig und auf dem neusten Stand“, sagt Salco-Chef Adrian Khalifé. Es gibt ein begrüntes Dach und eine Luft-Wärmepumpe, alle Räume verfügen über dicke Schallschutztüren, der Boden ist mit medizinischem Vinyl überzogen, das auch dem schärfsten Desinfektionsmittel standhält. Auf dem oberirdischen Parkplatz wird es 32 Stellplätze für Patienten geben, die Tiefgarage ist den Angestellten vorbehalten. Alle Angebote des Ärztehauses werden auf der gemeinsamen Webseite www.ärztehaus-langen.de gebündelt, die demnächst online geht.

Mehralivand kommt aus Mannheim und war an der dortigen Universitätsklinik in der Leukämieforschung tätig, ehe bei ihm der Wunsch reifte, eine eigene Apotheke zu eröffnen. Ein Unternehmensberater stellte den Kontakt nach Langen her, wo Mehralivand nun auch wohnt. „Ich habe mich schon gut eingelebt. Die Leute haben mich freundlich aufgenommen und auf der Bahnstraße herrscht immer viel Trubel“, sagt der 28-Jährige.

Die hohe Apothekendichte im direkten Umfeld habe ihn zunächst abgeschreckt, aber beim Ärztehaus stimme das Gesamtpaket. „Viele Kunden empfinden es als Luxus, dass sie direkt aus der Praxis hierher kommen können“, berichtet Mehralivand. Und wenn sich bei einem Rezept mal ein Fehler eingeschlichen habe oder ein Medikament nicht lieferbar sei, dann gehe er einfach schnell hoch in die Praxis und kläre das auf dem kurzen Dienstweg. (Manuel Schubert)

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