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Straßenbahn Langen: Nicht wieder auf die „Schlaf-Schiene“

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Von: Julia Radgen

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Ein Ausschnitt aus der Potenzialanalyse der Straßenbahnverlängerung: Hier wurde der Streckenabschnitt zwischen Dreieich und Langen in einer Variante untersucht.
Ein Ausschnitt aus der Potenzialanalyse der Straßenbahnverlängerung: Hier wurde der Streckenabschnitt zwischen Dreieich und Langen in einer Variante untersucht. © Traffiq/Intraplan GmbH/Habermehl &Follmann

Mit einer fast schon monothematischen und vergleichsweise kurzen Sitzung hat sich der Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr aus der Sommerpause zurückgemeldet. Das große Thema, über das die Stadtverordneten am Mittwochabend im Rathaus diskutieren: die Straßenbahnverlängerung nach Langen.

Langen – Es geht noch nicht um die Streckenführung, sondern erst mal nur um eine formale Planungszusage. Am Ende stimmt der Ausschuss mehrheitlich für die Tram – allerdings nach einer recht hitzigen Debatte.

Nach der abgeschlossenen Potenzialanalyse (siehe Kasten) schlagen die Planer vor, zu untersuchen, ob und wie die Tram zum Langener Bahnhof – hier ist das Fahrgastpotenzial groß genug – geführt werden kann. Dieses Gutachten, speziell für die Langener Trassenführung inklusive Nachfrageschätzung, würde die Stadt 60 000 Euro kosten. Hinzu kommt die generelle Machbarkeitsstudie, die für die weitere Planung nötig ist. Hier beträgt Langens Anteil 90 000 Euro, sodass das Stadtparlament 150 000 Euro im Haushalt 2022 bereitstellen müsste.

Erst mal müssten die Stadtverordneten lediglich entscheiden, ob sie mit der Planung weitermachen wollen, sagt Bürgermeister Jan Werner. „Es geht noch nicht um Millionenbeträge, nur um eine Machbarkeitsstudie.“ Doch der SPD geht das trotzdem zu schnell: „Wir haben jetzt so viele Informationen bekommen, die wir noch nicht hatten und möchten uns gerne noch mal fraktionsintern abstimmen“, sagt Joachim Knapp. Die Sozialdemokraten stellen daher einen Antrag auf zweite Lesung.

Bei Verzögerung warten die anderen Städte nicht auf Langen

Das kommt beim Magistrat gar nicht gut an: „Wenn wir jetzt sagen, wir gehen diesen nächsten Schritt nicht mit, dann werden die anderen Kommunen nicht auf uns warten“, betont Werner. „Wenn Sie heute nicht sagen Ja oder Nein, planen die ohne uns.“ Auch Erster Stadtrat Stefan Löbig betont: „Wir geben erst mal nur Gelder frei, um weiter im Spiel zu bleiben, es geht nicht um Trassenplanung.“ Auf die Frage von Matthias Rohrbach (Linke), ob es eine formale Frist für die Entscheidung gebe, antwortet Werner: „Die anderen Kommunen haben Angst, dass die Fördertöpfe irgendwann leer sind.“ Immerhin sei mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie erst in zwei Jahren zu rechnen.

Die CDU sieht das ähnlich wie der Bürgermeister. Es gebe noch viele Punkte zu besprechen, vor allem was das Zusammenspiel von Zug- und Straßenbahnverkehr am Bahnhof angehe, aber auch etwa was den Wegfall der Buslinien zugunsten der Tram anbelangt, sagt Jörg Nörtemann. „Da haben wir noch viele Fragen bevor es einfach heißt ,Das geht nicht‘“, so der Christdemokrat. „Aber erst mal haben wir nur den Schritt zu beschließen, dass wir weitermachen. Wir haben doch nichts zu verlieren“, so Nörtemann. Schließlich wollten alle Fraktionen die Verkehrswende und mehr Klimaschutz. „Sonst geht es uns im Mobilitätsbereich immer zu langsam, jetzt geht es einigen zu schnell“, meint Nörtemann.

Planerische Überschneidungen bei RTW, Radschnellweg und Tram

Dass sie das Projekt willentlich verzögere, möchte die SPD nicht auf sich sitzen lassen. „Niemand von uns will blockieren oder ist gegen die Straßenbahn. Wir sind großer Fan der Idee“, betont Jasmin Berger. Ihre Fraktion wolle lediglich in Ruhe eine fundierte Entscheidung treffen. Ihr Parteikollege Knapp setzt noch einen drauf: „Entweder oder – das hier grenzt für mich an den Bereich der Nötigung.“

Auch Uli Vogel (FWG-NEV) kritisiert: „Jetzt geht alles wieder ganz schnell!“ Man solle die Trasse vorher festlegen, um unnötige Planungen zu vermeiden. „Vielleicht brauchen wir dann einige barrierefrei umgebaute Bushaltstellen gar nicht mehr oder der Bahnhof muss ganz anders aussehen“, sagt Vogel auch in Hinblick auf den Radschnellweg. Joost Reinke (WiLa) will daraufhin wissen, ob es planerische Überschneidungen der Projekte RTW, Radschnellweg und Tram gebe oder jedes separat geplant wird. Löbig betont, dass die beauftragten Unternehmen teils auch an der RTW-Trasse mitplanen.

Susanne Mönke-Cordts von den Grünen betont, dass auch für ihre Fraktion der Knackpunkt die Kreuzungssituation am Bahnhof sei. „Aber wir begrüßen das Projekt und haben keinen Zweifel, dass es sinnvoll ist, den nächsten Schritt zu tun.“ Auch Rolf Diefenthäler (FDP) ist für die Vorlage. „Es müssen noch viele Fragen beantwortet werden, aber wir sollten Ja sagen – alles weitere ist Beratungssache.“ Angesichts des Wachstums der Stadt sei es eine einmalige Chance, dass das Mobilitätsangebot mitwachse. „Und genau mit solchen Überlegungen wie jetzt haben wir bei der RTW fast alles verschlafen“, gibt Diefenthäler zu bedenken. „Wir sollten uns gut überlegen, ob wir jetzt wieder auf diese Schiene wollen.“

Für den SPD-Antrag auf zweite Lesung stimmt erwartungsgemäß nur die Fraktion selbst. Für die eigentliche Vorlage votieren die Vertreter von CDU, Grünen und FDP, dagegen die NEV. Die SPD enthält sich daraufhin.

Von Julia Radgen

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