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Ausschuss lehnt Corona-Tests für Kitas ab

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Von: Julia Radgen

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Der Lolli-Test hat sich in vielen Städten bewährt.
Die Langener SPD will freiwillige Corona-Tests (etwa Lollitests wie hier im Bild)  für Kita-Kinder zur Verfügung stellen. Die anderen Fraktionen ziehen nicht mit. © dpa

Die Frage nach Corona-Tests in Kitas wird auch in Langen kontrovers diskutiert. Soll die Stadt kostenlose Tests zur Verfügung stellen oder reichen Bürgertests aus?

Langen – Nicht nur der Kita-Gesamtelternbeirat (GEB) hat eine Corona-Teststrategie gefordert, auch die Langener SPD befürwortet in einem Antrag Corona-Tests für Kinder in Kitas und Tagespflege. Wenn es nach den Sozialdemokraten geht, sollten allen Eltern auf freiwilliger Basis dreimal wöchentlich kostenlose Corona-Tests zur Verfügung stehen.

Die anderen Fraktionen im Haupt- und Finanzausschuss ziehen aber nicht mit: Sie folgen der Argumentation des Magistrats und halten es für sinnvoller, dass Eltern mit ihren Kindern die kostenlosen Bürgertests in Anspruch nehmen.

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Eine gesonderte Stellungnahme zum SPD-Antrag habe der Magistrat nicht abgegeben, denn diese sei inhaltsgleich mit der für den GEB, erklärt Helga Uhl, städtische Fachbereichsleiterin für Zentrale Funktionen und interne Dienste. Dennoch gibt es noch einige Argumente, die nach Ansicht des Magistrats gegen Corona-Tests in Kitas sprechen.

Die vom Elternbeirat angeführten Vorschläge hätten womöglich vor der Omikron-Variante Sinn gemacht, die Studien, auf die sich die Eltern stützen, stammen aber aus der Zeit vor der neuen Variante. „Hinzu kommt die aktuelle Knappheit von PCR-Tests“, sagt Uhl. Das erschwere zum einen die Anbietersuche, zum anderen dauere die Auswertung immer länger, sodass die Tests für den Kita-Betrieb kaum mehr praktikabel seien.

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„Zudem ist es bei Omikron besonders wichtig, dass die Tests fachgerecht vorgenommen werden“, betont Uhl. Sonst steige die Gefahr, dass sich Familien mit falsch-negativen Ergebnissen in trügerischer Sicherheit wiegen. Kita-Kinder seien nicht in der Lage, sich selbstständig zu testen – das habe auch das Sozialministerium erst klargestellt, weshalb das Land eine Test- oder Selbsterklärungspflicht für Kitakinder ablehnt und die Entscheidung über eine Teststrategie den Kommunen überlässt.

Uhl verweist auf die hohe Impfquote bei den Erzieherinnen und Erziehern: „Mehr als 90 Prozent des Personals in Kitas ist vollständig geimpft und testet sich bis zu dreimal wöchentlich“, sagt die Fachbereichsleiterin. Und nennt als weiteres Gegenargument: „Die Einrichtungsleitungen bitten eindringlich darum, dass keine Tests in Kitas vorgenommen werden müssen.“ Somit seien höchstens Selbsttests für zu Hause eine Option, aber der Magistrat plädiert dafür, dass Eltern die kostenlosen Bürgertests nutzen. „In Langen gibt es elf Teststellen und der Vorteil ist, dass dort ein Elternteil dabei ist“, so Uhl.

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Die Antragsteller überzeugt das nicht. „Wir machen uns Sorgen um die Sicherheit der Kinder“, sagt Frank Weber von der SPD. „Wir brauchen eine andere Teststrategie“, betont er, Kitas in anderen Städten machten dies vor. „Wir zweifeln hier am Willen des Magistrats“, so Weber. Die SPD unterstütze die Initiative des GEB und habe das Konzept bewusst offen gehalten. Denkbar wäre, zunächst Antigen-Schnelltests bereitzustellen, später PCR-Pooltests. „Auf jeden Fall müssen wir schnell handeln“, betont Weber. So könne man Eltern ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit geben. An diese Formulierung knüpft Ingo Eberhard (Grüne) an. „Man gibt eben nur ein Gefühl der Sicherheit“, betont er. „Wenn ich meinen Sohn teste, dann dauert das fünf Minuten“, erzählt der Stadtverordnete und verweist auf den hohen zeitlichen Aufwand für Tests in der Kita vor Ort.

Dieser Antrag kommt mir vor wie ein Beruhigungspflaster.“

Ingo Eberhard (Grüne)

Die Eltern zu bitten, ihre Kinder zu Hause zu testen und die Ergebnisse abzufragen – wie es die SPD vorschlägt, um Verbindlichkeit zu erzeugen – sei natürlich möglich, könne aber ein trügerisches Gefühl der Sicherheit vermitteln, meint Eberhard. Deshalb plädieren auch die Grünen dafür, dass Eltern mit ihren Kindern zum Bürgertest gehen. „Hier wird der Test vernünftig abgenommen und man hat eine Chance, die Positiven rauszufischen“, meint er. Alles andere sei nicht praktikabel. „Dieser Antrag kommt mir vor wie ein Beruhigungspflaster“, so Eberhard. Auch Martina Dröll, die für die Grünen im Sozialausschuss sitzt, meint, es laufe gut in den Kitas. Bei näherem Hinsehen sprächen die Argumente gegen Tests. „Wir appellieren an die Eigenverantwortung der Eltern“, so Dröll.

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Ähnlich kommentiert der CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Gött: „Ich kann verstehen, wo man mit dem Antrag hin will, aber dieses Konzept vermittelt nur ein Gefühl der Sicherheit.“ Wenn Erzieher darum bitten, keine Tests vornehmen zu müssen, müsse man das berücksichtigen. Auch die CDU hält Tests, die das Kita-Personal abnimmt, für nicht praktikabel. Gebe man den Eltern Tests für zu Hause mit, erreiche man keine Sicherheit. „Wir sind auf die Mitwirkung der Eltern angewiesen. Der Antrag ist gut gemeint, aber wird die Problematik nicht lösen“, meint Gött.

Claudia Trippel (FWG-NEV) sieht ein logistisches Problem. „Man will sichern, das sich alle Kinder vor dem Kitabesuch testen, aber das kriegen wir nicht hin“, meint sie. Die Bürgertests sind für die NEV der bessere Weg. Die SPD steht also allein da. „Bürgertests sind keine Lösung“, meint Frank Weber und verweist auf den Andrang bei den Teststellen. Sein Fraktionskollege Thorsten Uhl bestätigt, dass er mit seinem Kind neulich morgens eine Stunde angestanden habe – erst dann ging’s mit negativem Test in die Kita. Das sei unzumutbar. Doch den Ausschuss überzeugt das nicht: Nur die SPD stimmt für ihren Antrag, CDU, Grüne und NEV lehnen ihn ab. Endgültig entscheidet die Stadtverordnetenversammlung am 16. Februar. (Von Julia Radgen)

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