Obst-Klau im großen Stil in Langen

Beim herbstlichen Spaziergang pflückt so mancher dieser Tage gerne mal einen Apfel vom Baum, manche Obstbaumbesitzer zeigen sogar mit der Aktion „Gelbes Band“, dass Ernten erlaubt ist. Die städtische Umweltberatung beklagt nun aber Obstdiebstahl in ganz anderen Dimensionen auf den Langener Streuobstwiesen – und sucht Zeugen.
Langen – Der Stadtverwaltung ist bekannt, dass sich viele Spaziergänger in der Vergangenheit auf ihren Touren durch die Obstwiesen immer mal wieder das ein oder andere Körbchen für einen Apfelkuchen pflückten oder Fallobst einsammelten, um daraus Apfelkompott oder -mus zu kochen. „Dieser Mundraub ist zwar nicht legal – wie mancher Bürger irrigerweise glaubt –, aber solange er sich in Grenzen hielt, war er noch tolerierbar“, teilt die Stadt nun mit.
Mittlerweile habe dieser Obstdiebstahl jedoch ganz andere Ausmaße angenommen: „Aktuell wurden viele Streuobstwiesen, die sich im Bereich des Albanusbergs (Streuobstwiesen in Richtung Offenthal) befinden und zum Siebenschläfer-Projekt der Stadt gehören, innerhalb eines Wochenendes komplett gemulcht und abgeerntet.“
Wiesen des Siebenschläfer-Projekts
Besonders ärgerlich: Die Stadt, die mit dem Erlös der Siebenschläfer-Produkte – wie Gelee, Soßen oder Ebbelwoi – die Pflegemaßnahmen der lokalen Streuobstwiesen finanziert und somit ihren Erhalt fördert, ging dabei leer aus. Die viele Arbeit, die die Pflege einer Streuobstwiese bedeutet, sie ist nun dahin: Denn die Wiese muss jährlich ein- bis zweimal mit landwirtschaftlichen Geräten gemäht, die Bäume müssen regelmäßig zurückgeschnitten oder nachgepflanzt werden.
Außerdem wurde bei der unsachgemäßen Mahd vielfach die ganze Grasnarbe weggerissen und der Boden beschädigt. „Diese professionellen Diebstähle sind leider keine Ausnahme“, so die städtische Umweltberatung. Auch in der Wetterau, einem klassischen Streuobstanbaugebiet, und im Taunus wurden bereits große Wirtschaftsschäden durch den Diebstahl ganzer Ernten verursacht.
Hinweise gesucht
Zeugen, die beobachtet haben, wer die Obstwiesen am Albanusberg gemäht und abgeerntet oder den Trester in das Laichbiotop geschüttet hat, werden gebeten, sich bei der Stadt per Mail an umwelt@langen.de oder unter 06103 203-391 zu melden.
Aber es geht noch schlimmer: Im Streuobstgebiet „Im Neuen Hain“ gegenüber der Asklepios Klinik wurde nun zwei Jahre in Folge jede Menge Trester (zerquetschte Apfelreste von der Apfelweinherstellung) in ein kleines Gewässer gekippt. Das empfindliche Biotop mit seinen Amphibien wie Fröschen und Molchen kann durch diesen Nährstoffeintrag vollkommen zerstört werden, erklärt die Umweltberatung. Folglich muss die Stadt nun zum wiederholten Male eine Reinigung des Gewässers durch einen Landwirt beauftragen und bezahlen. „Beide Verstöße in den Langener Streuobstwiesen sind keine Kavaliersdelikte, sondern ernsthafte Vergehen gegen Privateigentum und Naturschutzrecht“, heißt es aus dem Rathaus.
Zudem weist die Umweltberatung auch noch einmal darauf hin, dass uneingezäunte Obstwiesen nicht betreten werden dürfen. Denn in Landschaftsschutzgebieten dürfen keine Zäune errichtet werden, um freilebende Tiere bei ihren Wanderungen nicht zu behindern. Das sei vielen Spaziergängern nicht bekannt. „Leute, die mit schwerem landwirtschaftlichen Gerät Wiesen mähen, die ihnen nicht gehören, wissen ganz genau, dass dies nicht erlaubt ist“, so die Umweltberatung. (jrd)