Neuer Hausarzt eröffnet Praxis in Langen

Betritt man die Praxis von Mansur Sultan, so springt einem direkt die große Anmeldetheke ins Auge. Sie ist hell und modern, so wie der Rest der Räumlichkeiten in der Bahnstraße 21 – das war dem 35-jährigen Allgemeinmediziner wichtig, der sich nun mit einer eigenen Hausarztpraxis niedergelassen hat.
Langen – „Eigentlich wollte ich gerne ins neue Ärztehaus gegenüber ziehen“, erzählt der gebürtige Langener lachend. Das klappt nicht, aber weil der Kardiologe Wasse Talash dort einzieht, werden dessen alte Räumlichkeiten frei – eine Chance, die Mansur Sultan direkt ergreift. Zwei Monate lang hat der junge Mediziner alles komplett renoviert. „Ich wollte, dass alles modern, schlicht und dennoch elegant ist. Meine Patienten sollen sich hier wohlfühlen“, sagt der neue Hausarzt. Wenn die Praxis am Montag eröffnet, hat Sultan zwar bereits einen kleinen Patientenstamm, aber der Rest muss sich finden. „Ich wollte aber absichtlich von null starten und nicht erst bei einer bestehenden Praxis einsteigen“, erzählt er. Denn dann hätte er das organisatorische System und die Räumlichkeiten übernehmen müssen. „Ich wollte ein hochmodernes, digitales System und möglichst ohne Papier auskommen“, erklärt der Arzt.
Der Langener hat bis zu seinem 18. Lebensjahr in Oberlinden gewohnt. Nach der Schule entschied er sich für ein Medizinstudium in Frankfurt. Anschließend war er im Klinikum Hanau in der Inneren Medizin und dann in einer Hausarztpraxis in Wiesbaden tätig. „Dann hatte ich den Wunsch, mich niederzulassen – in meiner Heimatstadt“, sagt Sultan lächelnd.
Viele Langener Hausärzte sind überfüllt
Und der Rest habe sich dann so ergeben, meint er. Will ein Arzt eine Praxis aufmachen, benötigt er einen Kassensitz. Als sich Sultan bei der Kassenärztlichen Vereinigung für einen Sitz angemeldet hat, waren noch 14 frei erzählt er. Der Bedarf in Langen ist also hoch. „Ich habe den Sitz auch sofort bekommen.“ Er stehe in Kontakt zu den anderen Hausärzten in Langen, manche Kollegen kannte er ohnehin – so war Sultan selbst Patient bei Bernhard Maxeiner in Oberlinden. Es habe auch ein Treffen zwischen den Hausärzten gegeben. „Nahezu alle Ärzte sind hier überfüllt und nehmen fast keine Patienten mehr an“, weiß er.
Sultan startet mit zwei Mitarbeiterinnen. Kollegen hatten ihn gewarnt, dass es schwierig sei, aktuell Medizinische Fachangestellte zu finden. „Ich bin aber ein Mensch, der sich eigentlich nie Sorgen macht“, sagt der Arzt lachend. Auch das habe sich dann von allein gefügt. Der Allgemeinmediziner verfügt über eine Zusatzbezeichnung Notfallmedizin. „Ich fahre auch gerne, wenn es die Zeit erlaubt, notärztlich“, erzählt Sultan. Das würde er auch mit eigener Praxis gerne am Wochenende weitermachen. Außerdem hat der 35-Jährige die Schwerpunkte Chirotherapie und Akupunktur. „Chirotherapie befasst sich ja mit dem menschlichen Bewegungsapparat und den bekanntesten Part – das Einrenken – wende ich tagtäglich an“, sagt Sultan. Deshalb müsse er auch nur sehr selten Patienten zum Orthopäden überweisen. „Chirotherapie und Akupunktur sind für mich wie ein Baukasten – man hat Werkzeuge, mit denen man Patienten behandeln kann, abseits davon, ihnen Schmerzmittel zu verschreiben“. Wichtig ist Sultan auch, die Wartezeit für Patienten möglichst gering zu halten. Niemand solle zwei, drei Stunden in der Praxis ausharren müssen. Deshalb wolle er hauptsächlich mit Terminen arbeiten.
Sultan freut sich auf die Herausforderung der ersten eigenen Praxis. „Es ist natürlich ein Meilenstein in meinem Leben.“ Selbst wenn er seit gut zehn Jahren mit Patienten arbeitet – „selbstständig sein ist natürlich noch mal eine andere Liga und man springt ins kalte Wasser“. Plötzlich müsse man sich über die Medizin hinaus auch mit Themen wie Steuern, Unternehmens- und Personalführung beschäftigen. „Ich lerne sehr viel“, sagt Sultan voller Vorfreude. (Von Julia Radgen)