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Prozess am Amtsgericht Langen: Vater und Sohn sollen Taxifahrer geschlagen haben

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Von: Theresa Ricke

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Wer hat wann zugeschlagen? Und wer hat wen beleidigt?
Wer hat wann zugeschlagen? Und wer hat wen beleidigt? © Symbolbild: dpa

Ein Mann und sein Sohn müssen sich vor Gericht verantworten, da sie in Langen einen Taxifahrer geschlagen und beleidigt haben sollen. Doch die Details der Geschichte sind unklar.

Langen – Nach dem ersten Verhandlungstag am Amtsgericht Langen sieht sich Richter Volker Horn damit konfrontiert, dass die Angeklagten und der Nebenkläger zwei voneinander abweichende Geschichten erzählen. Es geht um eine Taxifahrt im Dezember 2019 in Langen, bei der es zu Beleidigungen und Schlägen gekommen ist. Doch wer hat wann zugeschlagen? Und wer hat wen beleidigt? Die beiden angeklagten Fahrgäste – Vater und Sohn – geben die Ereignisse anders wieder als der Taxifahrer.

Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautet so: Am 26. Dezember 2019 stiegen zwei Männer am Nachmittag in Langen in ein Taxi, sie wollten nach Rödermark. Es handelte sich um Vater und Sohn, die gemeinsam gegessen hatten – dabei war auch reichlich Alkohol geflossen. Der Vater setzte sich auf den Beifahrersitz, der Sohn auf die Rückbank. Der Taxifahrer, der im Prozess als Nebenkläger auftritt, fuhr die beiden aber nicht bis an ihr Ziel, sondern hielt an der Südlichen Ringstraße – laut Angaben des Sohnes nach nur etwa 600 bis 800 Metern. Die Begründung: Seine Schicht sei zu Ende, ein Kollege übernehme gleich. Das führte zu Auseinandersetzungen im Wagen. Der 61-jährige Fahrer aus Langen soll von den beiden Insassen als „Hurensohn“ und „Arschloch“ beleidigt worden sein, weil er nicht weiterfahren wollte. Der Vater soll ihn mit dem Handrücken, der Sohn mit der Faust geschlagen haben.

Laut der Schilderung des Fahrers sei er ausgestiegen und erneut angegangen worden. Der Vater habe ihn geschubst, geschlagen und weiter beleidigt. Der Angegriffene stieg daraufhin zurück in sein Taxi, um auf die Polizei zu warten, die er gerufen hatte. Er betont, dass er selbst nicht geschlagen oder getreten habe und ruhig versucht habe, die Situation zu entschärfen, ohne die beiden zu beleidigen. Soweit zur Version des Taxifahrers.

Die Seite der Angeklagten schildert alles etwas anders. Der Vater von vier Kindern, der vorne im Taxi saß, sagt, dass die beiden schnell zu seinem Bruder nach Rödermark wollten. Als der Taxifahrer kurz nach Fahrtbeginn wieder anhielt, habe er sich erniedrigt gefühlt, weil er und der Sohn nach seinem Empfinden im Taxi unerwünscht seien. Er sei laut geworden. Sein Sohn habe zu dem Zeitpunkt geschlafen, er sei sofort nach dem Einsteigen eingenickt. Der Taxifahrer soll ihn schlafend aus dem Auto gezogen und getreten haben, als er auf dem Gehweg lag. „Ich wollte meinen Sohn beschützen“, begründet der Vater, warum er den Taxifahrer angegangen sei. Da er unter einer angeborenen Impulskontrollstörung leide, könne er sich an Einzelheiten aber nicht erinnern. Besonders nach Alkoholkonsum habe er sich nur schwer unter Kontrolle.

Er gibt zu, den Taxifahrer beleidigt zu habe, und entschuldigt sich dafür, dass eine per se harmlose Situation eskalierte. Er leide sehr unter dem Tod seiner Ex-Frau, der sich drei Monate vor dem Vorfall ereignet hat, habe eine Depression. Außerdem ist der gebürtige Frankfurter seit Jahren wegen einer HIV-Infektion in Behandlung. Er wolle daran arbeiten, sich besser zu kontrollieren, und habe seit fünf Monaten keinen Alkohol mehr getrunken.

Sein 29-jähriger Sohn gibt an, während der Fahrt geschlafen zu haben. Nur unterbewusst habe er eine lautstarke Diskussion wahrgenommen. Aufgewacht sei er auf dem Boden eines Gehwegs liegend, von einem Tritt des Taxifahrers gegen sein Knie. Daraufhin sei sein Vater hinter dem 61-Jährigen „hergetrabt“. Er habe die beiden voneinander trennen wollen, weil „ich weiß, wie mein Vater in solchen Situationen ist“. Dabei habe er den Taxifahrer an der Brust weggedrückt, aber hauptsächlich seinen Vater mit Kraft weggeschoben. Es seien Schimpfwörter gefallen, auch vom Fahrer: „Das Wort ,Hurensohn‘ vom Taxifahrer hat sich bei mir eingebrannt. Mein Vater reagiert auf diese Beleidigung gegen seine Mutter sehr empfindlich.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass er den Taxifahrer im Auto geschlagen habe. Doch dass sein Erinnerungsvermögen etwas getrübt ist, verwundert nicht: Der Sohn hatte 2,2 Promille im Blut.

Welcher Angeklagte wann wie viele Schläge abgegeben hat, soll die Aussage des Taxifahrers klären. Doch er tut sich schwer, Details zu nennen. Auch fallen Unterschiede zwischen seinen Aussagen bei der Polizei und vor Gericht auf. Dass der Mann auf Fragen der Verteidiger nicht genau antwortet, führt Richter Horn auf sprachliche Barrieren zurück. Deshalb wird beim nächsten Verhandlungstermin am morgigen Freitag ein Dolmetscher anwesend sein. Dann gibt es einen erneuten Anlauf. (Theresa Ricke)

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