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Serie zum Jugendforum: Ida ist Delegierte des Tennisklubs

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Von: Manuel Schubert

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Sportlich: Ida Borkenhagen spielt seit sieben Jahren Tennis beim TK Langen. Im Jugendforum bringt sie aber nicht nur die Interessen ihres Vereins ein, sondern auch ihre eigenen.
Sportlich: Ida Borkenhagen spielt seit sieben Jahren Tennis beim TK Langen. Im Jugendforum bringt sie aber nicht nur die Interessen ihres Vereins ein, sondern auch ihre eigenen. © Strohfeldt

45 Kinder und Jugendliche vertreten als Langener Jugendforum die Interessen der jungen Bevölkerung in der Stadt. Nun steht die Neubesetzung des Gremiums an – das geschieht über drei Wege. Stellvertretend für jeden stellen wir ein aktuelles Mitglied des Jugendforums vor, das aus dem Nähkästchen plaudert und nach zwei Jahren Engagement ein wenig Resümee zieht. Diesmal mit Ida Borkenhagen, die als Delegierte des TK Langen im Jugendforum sitzt.

Langen - Die 15-Jährige ist schon seit 2019 im Nachwuchsparlament dabei. Damals erhält sie einen Brief von der Stadt und geht zu einer Infoveranstaltung. „Ich dachte, das klingt ganz interessant“, erinnert sich Ida, die in Frankfurt geboren ist und seit ihrem sechsten Lebensjahr in Langen lebt. Sie bewirbt sich als Interessierte, hat zunächst kein Losglück, zieht dann aber bald als Nachrückerin doch noch ins Jugendforum ein. Die ersten Monate findet sie „ein bisschen überfordernd – ich war ja noch ziemlich klein“.

Doch mit der Zeit kommt die Dreieichschülerin immer besser zurecht. Auch ihr Interesse an der Politik wächst. Nicht nur in der Schule ist „PoWi“ (Politik und Wirtschaft) – neben Kunst – ihr Lieblingsfach, auch privat beschäftigt sie sich immer mehr damit. Über das mittlerweile berühmte Video „Die Zerstörung der CDU“ des Youtubers Rezo entdeckt sie auf der Plattform andere spannende Formate für junge Leute, etwa den Interview-Kanal „Jung & Naiv“ von Tilo Jung. Auch bei Twitter meldet sie sich an. „Eigentlich wollte ich mir vor der US-Wahl 2020 nur aus Spaß Trumps Tweets anschauen“, erzählt sie und lacht. Doch mit der Zeit folgt sie auf dem Kurznachrichtendienst immer mehr Politikern unterschiedlichster Parteien. „Ich mag es, mir alle Richtungen anzuschauen und mir eine persönliche Meinung zu bilden.“

Erst kurz vor Ende ihrer ersten Legislaturperiode im Jugendforum hört sie erstmals von der Möglichkeit, auch als Delegierte – als Vertreterin von Verein, Schule oder Kirche – einen Platz zu ergattern. Diesen Weg wählt sie beim Besetzungsverfahren 2021: Sie spielt seit sieben Jahren Tennis beim TK Langen und versucht, als Vertreterin ihres Vereins ins Parlament einzuziehen. Das nötige Formular füllt ihr Jugendwart für sie aus.

Diesmal zieht sie direkt ein: „Es gibt immer sehr wenige Delegierte, weil viele gar nicht davon wissen“, sagt sie. In ihrer zweiten Legislaturperiode übernimmt Ida dann auch mehr Verantwortung. Bei den wöchentlichen Treffen donnerstagabends im Pavillon auf der Bahnstraße ist sie fast immer dabei. Zeitweise bringt sie sich in der Umwelt-AG ein, deren Mitglieder sich gegen Schottergärten und für Insektenhotels einsetzen, in Langen Blumen aussäen oder Müllsammelaktionen organisieren. Auch beim Stand des Jugendforums auf dem Weihnachtsmarkt packt sie mit an. Und sie wird zu einer von zwei Personen gewählt, die das Jugendforum im Haupt- und Finanzausschuss vertreten. Dort meldet sich die Neuntklässlerin auch manchmal zu Wort, etwa um zu betonen, dass die jungen Leute die Einbahnregelung auf der Bahnstraße begrüßen – weil sie mehr Platz und Sicherheit für Fußgänger bedeutet. „Ein bisschen Überwindung“ brauche es schon, als 15-Jährige vor erwachsenen Politikern zu sprechen, gibt Ida zu. „Aber am Ende sind es ja auch nur Menschen. Viele sind sehr nett und man kann sich hinterher ganz locker mit ihnen unterhalten.“

Gefragt nach den größten bisherigen Erfolgen des Jugendforums, nennt sie die Freizeitfläche, deren Spendensammlung sich auf der Zielgeraden befindet. „Das ist das beste Beispiel, dass man was verändern kann“, sagt Ida. „Mittlerweile haben wir schon eine Planung für das Gelände, das wird echt cool.“ Auch dass der Antrag des Jugendforums, die Altersgrenze auf 21 Jahre heraufzusetzen, angenommen wurde, hält sie für „unfassbar wichtig“. Manchmal brauche es eben auch ältere Leute, die etwas strukturierter seien. „Und auch mit 21 ist man durchaus noch Teil der Jugend.“

Das sind die drei Besetzungswege

Das Jugendforum vertritt seit 2019 alle Kinder und Jugendlichen in Langen. Es hat die Aufgabe, sich um die Interessen junger Leute zu kümmern und diese in die Stadtpolitik einzubringen. Dort können 45 Mitglieder aktiv und direkt die Zukunft der Stadt mitbestimmen. Im März wird es neu besetzt.

Das geschieht über drei Wege: 15 Plätze werden verlost („Goldenes Ticket“). Dazu wurden kürzlich 150 junge Menschen per Zufallsgenerator ausgewählt und zu einem Info-Treffen eingeladen. Dort erfahren sie alles über das Jugendforum und können danach entscheiden, ob sie mitmachen wollen. 15 Plätze werden über Delegationen vergeben (Schulen, Vereine und Religionsgemeinschaften) – Abgabefrist für Meldebögen ist der 15. Februar –, weitere 15 an alle, die sich bis 26. Februar aktiv bewerben. Das geht formlos unter Angabe von Name, Kontaktdaten und Geburtsdatum an jugendforum@langen.de oder über ein Online-Formular. Bei mehr als 15 Interessierten entscheidet das Los.

Mehr Infos gibt es auf der Stadt-Homepage und auf Instagram.

Persönlich liegt ihr das Thema Umweltschutz ganz besonders am Herzen. „Ich würde gerne noch ein bisschen auf der Erde leben, so wie sie jetzt ist“, sagt Ida. Sie ist gespannt, wie die Ampel-Regierung mit dem Klimawandel umgeht. „Aber bis jetzt sieht es nicht so gut aus, wenn man zum Beispiel nach Lützerath schaut.“ Die Teenagerin hat das Gefühl, dass die Politik das Thema nicht ernst genug nimmt. „Das finde ich ein bisschen respektlos der Jugend gegenüber.“

Das Jugendforum ist für sie eine gute Möglichkeit, zumindest im Kleinen etwas zu bewegen. Ihre Bewerbung für die nächste Legislaturperiode hat Ida bereits ausgefüllt, sie möchte wieder als Delegierte des Tennisklubs ins Jugendforum einziehen. „Ich bin zuversichtlich und würde mich natürlich freuen, wenn es klappt“, sagt sie. „Aber wenn nicht, lande ich eben auf der Nachrückerliste. Ich würde es auch anderen gönnen, einen Einblick zu bekommen.“

Gleichaltrigen kann sie die Mitarbeit im Jugendforum nur empfehlen: „Es ist ein bisschen anders als man sich das vorstellt – nicht so mega-politisch, sondern meistens ziemlich entspannt“, sagt sie. „Wenn man politisch interessiert ist und in seiner Stadt etwas verändern will, ist es die beste Sache, die man machen kann.“ (Manuel Schubert)

Im nächsten und letzten Teil unserer Serie stellen wir Sarah Henßel vor, die sich als Interessierte für das Jugendforum beworben hat. Der erste Teil drehte sich um Niklas Manoutchehri-Rad, der über das Goldene Ticket ins Jugendforum kam.

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