Trotz Corona: Stadtwerke Langen schließen 2020 mit deutlichem Gewinn ab

Die Stadtwerke Langen sind gut durch das Pandemiejahr 2020 gekommen. Die Bilanz fällt sogar besser aus als erwartet.
Langen – 2020 war auch für die Stadtwerke ein außergewöhnliches und schwieriges Jahr. Die Bilanz, die Geschäftsführer Manfred Pusdrowski nun bei der Vorlage des Jahresabschlusses zieht, fällt dennoch positiv aus: „Auch wenn die Pandemie die öffentliche Versorgungswirtschaft vor bis dahin nicht gekannte Herausforderungen gestellt hat, haben sich die Stadtwerke Langen als Garant für die sichere Versorgung mit Strom, Erdgas, Wärme und Trinkwasser sowie Stadtbusleistungen bewährt.“ Und dabei ein besseres Ergebnis erzielt als prognostiziert.
Der Fokus lag während des gesamten Jahres vor allem darauf, die Infrastruktur aufrecht zu erhalten, die Belegschaft zu schützen und Hygienekonzepte umzusetzen. „Unsere Maßnahmen waren erfolgreich“, lautet Pusdrowskis Fazit. Der Gewinn liegt mit 7,6 Millionen Euro deutlich über den Erwartungen von 4,5 Millionen. Zu verdanken ist dies einerseits dem Verkauf des „Rodehau-Geländes“, das Teil des Neubaugebiets Liebigstraße ist und vier Millionen Euro brachte. Andererseits sei auch im operativen Geschäft das Ziel von etwa drei Millionen Euro „mehr als erreicht“ worden, wie die Stadtwerke mitteilen.
Wesentliche Gründe sind höhere Umsatzerlöse in den Sparten Strom, Wasser, Wärme und Dienstleistungen (dazu zählt beispielsweise der Betrieb der Straßenbeleuchtung) sowie ein strikter Sparkurs in allen Unternehmensbereichen. „Sehr geholfen haben aber auch die Ausgleichszahlungen des Landes für die heftigen ÖPNV-Einbußen“, erläutert Stadtwerke-Direktor Pusdrowski. „All das hat dazu geführt, dass die Spuren der Pandemie in der Gewinn- und Verlustrechnung überschaubar geblieben sind.“
Die guten Zahlen freuen natürlich auch die Anteilseigner. An sie wird der komplette Gewinn ausgeschüttet – jeweils abhängig von der Höhe der Anteile. Die Stadt ist über die Holding Beteiligungsmanagement Langen GmbH (BML) mit 75,2 Prozent an den Stadtwerken beteiligt, die Gemeinde Egelsbach mit 4,8 Prozent. Jeweils zehn Prozent halten die Entega in Darmstadt und die Energieversorgung Offenbach.
Die Umsatzerlöse sind 2020 erneut gestiegen – um 2,3 auf 53,5 Millionen Euro – ein Plus von 4,5 Prozent. Den größten Anteil daran hat das Stromgeschäft. Zwar sank die verkaufte Menge corona- und marktbedingt um fast sieben Prozent auf 91 Millionen Kilowattstunden. Durch eine Preisanpassung stiegen die Umsatzerlöse aber um 1,8 auf 27,4 Millionen Euro (plus sieben Prozent). Witterungsbedingt nahm die verkaufte Menge beim Erdgas ab, beim Trinkwasser dagegen zu. In der Sparte Erdgas wurden 13,3 Millionen Euro erzielt (minus 1,9 Prozent), die Wassererlöse steigen auch infolge der Preiserhöhung zum 1. Juli um 7,2 Prozent auf 5,9 Millionen Euro.
Deutlich um acht Prozent auf 3,2 Millionen Euro gestiegen sind die Erlöse aus dem Verkauf von Wärme. „Das bestätigt den Wachstumstrend dieser Sparte“, erklärt Pusdrowski. Die Stadtwerke haben dem Rechnung getragen, indem sie das Blockheizkraftwerk (BHKW) am Betriebshof der Kommunalen Betriebe in der Darmstädter Straße um ein Erzeugungsmodul erweitert haben, da die dortige Anschlussquote die Erwartungen weit übertroffen hat. „Weitere Fernwärme-Neuanschlüsse in den Gebieten Belzborn, Leimenkaute und Elisabeth-Selbert-Allee sind Beleg für den Erfolg unserer Fernwärmeangebote“, findet Pusdrowski.
Auch war der Bau der neuen Heizzentrale in der Weserstraße die größte Einzelinvestition 2020. Insgesamt hat das Versorgungsunternehmen im vergangenen Jahr 12,2 Millionen Euro investiert, um Anlagen zur Elektrizitäts-, Erdgas-, Wärme- und Trinkwasserlieferung neu zu errichten oder grundlegend zu modernisieren. Das ist annähernd doppelt so viel wie im Jahr zuvor.
Zuständig sind die Stadtwerke in beiden Kommunen auch für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Dieser Bereich litt besonders stark unter der Pandemie: Durch Corona wurden 403 000 Personen weniger befördert, ein Minus von 28,3 Prozent. Das hatte drastische Auswirkungen auf den Erlös durch Fahrkartenverkäufe: Er sank von 918 000 Euro im Jahr 2019 auf nur noch 449 000 Euro. „Der Verlust dieser Sparte liegt mit über einer Million Euro im tiefroten Bereich, was aber nicht nur der Pandemie, sondern auch dem Tarifabschluss der Busbetreiber geschuldet ist“, sagt Pusdrowski.
Erfolgreich war hingegen die Stadtwerke Langen Immobilien GmbH (SWL-I), eine 100-prozentige Tochtergesellschaft. Trotz niedriger Mieten für bezahlbaren Wohnraum, der insbesondere Bewohnern mit niedrigerem Einkommen zur Verfügung gestellt wird, führte sie aufgrund einer Komplettbelegung in den fünf betreuten Gebäuden und infolge eines konsequenten Werterhaltungsmanagements einen Gewinn von 197 000 Euro an die Mutter ab, 21 000 Euro mehr als im Vorjahr. (msc)
Ladesäulennetz für E-Autos wird ausgebaut
Auch für die Stadtwerke spielt das Thema E-Mobilität eine immer größere Rolle. Bis 2022 hat der Energieversorger ein Stromladesäulen-Ausbauprogramm aufgelegt, da die steigende Zahl von Elektroautos und Plug-in-Hybriden ein wachsendes Ladesäulennetz erfordert. 2020 wurden in Langen neue Säulen an der Nordendstraße, der Feldbergstraße und Am neuen Wald sowie in Egelsbach an der Dr.-Horst-Schmidt-Halle aufgebaut. Außerdem wird der Fuhrpark der Stadtwerke sukzessive auf Elektrofahrzeuge umgestellt. (msc)