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Prozess um üblen Nachbarschaftsstreit – Tyrannei im Mietshaus?

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Von: Nicole Jost

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Nachbarschaftsstreit: Die Vorwürfe gegen einen Mann aus Langen wiegen schwer.
Nachbarschaftsstreit: Die Vorwürfe gegen einen Mann aus Langen wiegen schwer. (Symbolbild) © Rolf Poss/Imago

Das Amtsgericht Langen im Kreis Offenbach beschäftigt sich aktuell mit einer Auseinandersetzung zwischen Nachbarn in einem Mehrfamilienhaus – die Vorwürfe sind übel.

Langen – Der eigentliche Streit schwelt schon mehrere Jahre, es geht um gegenseitige Vorwürfe von Kellerdiebstählen und üble Beleidigungen im Treppenhaus. Was genau am Tattag, dem 25. September 2020, in der Westendstraße passiert ist, lässt sich in der ersten Verhandlung nicht abschließend klären.

Der Angeklagte, ein 51 Jahre alter, geschiedener Kommissionierer, der gemeinsam mit seinem erwachsenen Sohn in der Wohnung lebt, wird beschuldigt, mittags um zehn vor eins seine Nachbarin im Treppenhaus als „Schwanzlutscherin“ beleidigt und gedroht zu haben, ihr und ihrem Mann den Hals umzudrehen und sie „zu Hackfleisch zu verarbeiten“. Der Mann bestreitet diese Vorwürfe. „Ich war an dem Tag im Keller und habe bemerkt, dass das Schloss unseres Kellers aufgebrochen war. Ich habe direkt versucht, die Polizei anzurufen, hatte im Keller aber keinen Empfang. Als ich die Treppe hochgelaufen bin, riss diese Frau ihre Tür auf und hat mich direkt angeschrien und bedroht, dass sie mich aus der Wohnung herausekeln werde.“

Prozess in Langen bei Offenbach: Zwei sehr unterschiedliche Versionen

Der Angeklagte sagt aus, dass er seit 1993 in der Westendstraße lebe und es immer ruhig war, bis das Ehepaar mit seiner Tochter unter ihm in die Wohnung eingezogen ist. Er gehe der Familie konsequent aus dem Weg, wolle keinen Ärger und einfach nur seine Ruhe. Vor einigen Jahren habe es bereits schon einmal Kellereinbrüche gegeben, er sei damals beschuldigt worden, der Dieb zu sein. „Ich war es aber nicht und ich wurde auch freigesprochen,“ so der 51-Jährige.

Die 45 Jahre alte Klägerin erzählt die Geschichte im Zeugenstand ganz anders: Sie wollte an diesem Mittag ihre Tochter von der Schule abholen, als ihr Nachbar die Treppe hochkam und sie angeschrien und übel beschimpft habe. „Als er auf mich losgesprungen ist, bin ich schnell in die Wohnung zurück und habe die Polizei gerufen. Er hat dann gegen meine Tür getreten und Sturm geklingelt. Seit Jahren macht er Ärger, bedroht uns, meine Tochter leidet sehr und alle Nachbarn haben Angst vor ihm“, sagt sie vor Richter Horn aus.

Einer der vier Streifenpolizisten, die am 25. September in die Westendstraße kamen, sitzt ebenfalls im Zeugenstand. Der junge Polizist erinnert sich im Amtsgericht Langen, dass der Beklagte an jenem Mittag aufgeregt war, als die Beamten eintrafen und sie kaum zu Wort kamen, um zu fragen, was passiert sei. „Der Sohn war sehr neutral, hat versucht, seinen Vater zu beruhigen“, sagt der Polizist.

Tyrannei im Mietshaus in Langen? Urteil noch nicht gefällt

Der dritte und letzte Zeuge ist der angesprochene Sohn des Angeklagten. Während die gereizte Stimmung zwischen Klägerin und Beklagten während der Verhandlung deutlich zu spüren ist und Volker Horn mehr als einmal zwischen die beginnenden Wortgefechte geht, ist der Student im Zeugenstand sehr sachlich. Er erklärt Richter Horn, dass sein Vater schon aufgeregt war, wegen des aufgebrochenen Kellers, weil er befürchtete, wieder beschuldigt zu werden. Außerdem sagt er aus, dass die Klägerin seinen Vater angeschrien habe, ihn als Penner beschimpft habe, der unter die Brücke gehört.

Richter Volker Horn will sein Urteil nicht alleine auf die bestehenden Aussagen hin fällen. Er will bei einem weiteren Termin weitere Nachbarn und Polizeibeamte vernehmen – nach Möglichkeit auch den Polizisten, der den Anruf der Klägerin an jenem Mittag angenommen hatte. (Nicole Jost)

Ein Mann in Mühlheim terrorisierte seit Jahren die Nachbarn – mit Alexa und Schlagern. Er soll sogar mit Mord gedroht haben. 

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