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Verkehrswende-Initiative VILE verteilt Gelbe Karten an Falschparker in Langen

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Von: Manuel Schubert

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Rücksichtslos: Dieser Volvo parkt am Wilhelm-Leuschner-Platz einfach auf dem Gehweg. Mit Kinderwagen gibt es da kaum noch ein Vorbeikommen.
Rücksichtslos: Dieser Volvo parkt am Wilhelm-Leuschner-Platz einfach auf dem Gehweg. Mit Kinderwagen gibt es da kaum noch ein Vorbeikommen. © privat

Die Verkehrswende-Initiative Langen/Egelsbach (VILE) hat Falschparkern symbolisch die Gelbe Karte gezeigt. In einer Stunde entdeckten 100 Aktivisten Verkehrssünder.

Langen – Mitglieder der Verkehrswende-Initiative Langen/Egelsbach (VILE) haben Falschparkern in Langen buchstäblich die Gelbe Karte gezeigt. Innerhalb von nur einer Stunde registrierten die acht Aktivisten nach eigenen Angaben fast 100 Parkverstöße und klemmten den Verkehrssündern einen Flyer an die Windschutzscheibe. Vor allem in der Südlichen Ringstraße sei es an der Tagesordnung, dass Regeln missachtet würden: „Nur mal kurz zum Bäcker, nur mal kurz an den Briefkasten, und das Auto wird auf dem Gehweg oder Radweg abgestellt“, so die Initiative.

Brigitte Putz-Weller von den Naturfreunden Egelsbach/Erzhausen berichtet: „Auf ihr rücksichtsloses Verhalten angesprochen, zeigen sich die wenigsten Autofahrer einsichtig.“ Den meisten Autofahrern sei gar nicht bewusst, dass sie mit ihrem Verhalten schwächere Verkehrsteilnehmer behindern oder gar gefährden würden, wenn diese wegen ordnungswidrig geparkter Fahrzeuge auf die Fahrbahn ausweichen müssen. David Distelmann, Sprecher der Verkehrswende-Initiative, ergänzt: „Uns wurde auch komplettes Unverständnis entgegengebracht. ,Ich muss hier parken, habe doch keine andere Alternative‘ und ,Ich parke doch nur kurz hier‘ waren da noch die freundlichen Antworten.“

Oliver Glindemann, Vertrauensperson für den Radentscheid Langen, führt weiter aus: „Manche Ausreden gehen sogar so weit, der Bürgermeister oder die Polizei hätten gesagt, das sei in Ordnung. Beschimpfungen, Beleidigungen und sogar Bedrohungen sind auch keine Seltenheit.“ Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes würden die Falschparker nicht einmal mehr registrieren, wenn sie mit ihrem Polizeiauto vorbeifahren, kritisiert Glindemann.

Diese Gelben Karten hinterließ die VILE auf den Windschutzscheiben.
Diese Gelben Karten hinterließ die VILE auf den Windschutzscheiben. © privat

Die Aktivisten verweisen auf den „Flächengerechtigkeitsreport“ der Agentur für Clevere Städte, laut dem Kraftfahrzeugen inklusive Parkplätzen circa 60 Prozent der öffentlichen Verkehrsflächen zur Verfügung stünden, während Radfahrer gerade mal drei Prozent des Platzes bekämen. Glindemann: „Es scheint allgemeingültiger Konsens zu sein, dass Autos 20 Mal mehr Verkehrsfläche zugesprochen wird als Fahrrädern. Einigen Autofahrern scheint dieses Ungleichgewicht nicht zu reichen: Sie müssen mit ihren Fahrzeugen noch auf Gehwegen oder Radwegen parken.“

Dort ist das Halten und Parken für Kraftfahrzeuge grundsätzlich verboten. Gehwege müssen nicht nur für Fußgänger, sondern auch für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen nutzbar sein. Radwege sollen für den Fahrradverkehr frei bleiben und dürfen auch nicht vorübergehend von anderen Fahrzeugen blockiert werden. Ein Radweg ist mit Verkehrszeichen gekennzeichnet und oft mit gefärbtem Asphalt, besonderem Belag oder durch einen Bordstein abgegrenzt. Ist ein Radweg durch ein Verkehrszeichen angezeigt, besteht für Radfahrer sogar eine Pflicht, ihn zu nutzen. „Diese Beratung geben wir Ihnen gerne kostenlos, das Ordnungsamt verlangt bis zu 65 Euro und lässt Ihr Kfz unter Umständen kostenpflichtig entfernen“, steht auf dem gelben Karton des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), den VILE verteilt hat.

Auch ein Handwerker, der in der Nördlichen Ringstraße Schutzstreifen und Gehweg zuparkte, wurde verwarnt.
Auch ein Handwerker, der in der Nördlichen Ringstraße Schutzstreifen und Gehweg zuparkte, wurde verwarnt. © privat

Die Initiative fordert die Stadt dazu auf, Falschparker strenger zu kontrollieren. Putz-Weller: „Wir haben mit acht Personen innerhalb einer Stunde rund 100 Verstöße entdeckt. Würde die Kommune Falschparken stärker verfolgen, hätte sie auch mehr Geld, um eine bessere Fahrrad-Infrastruktur zu schaffen und so mehr Menschen zu motivieren, mal wieder oder überhaupt mal mit dem Rad zu fahren.“ (msc)

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