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Historische Druckwerkstatt öffnet ihre Türen

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Von: Julia Radgen

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Noch heute werden die historischen Geräte genutzt: Brigitte Orth an der Radierpresse in der Druckwerkstatt.
Noch heute werden die historischen Geräte genutzt: Brigitte Orth an der Radierpresse in der Druckwerkstatt. © ms

40 Radierungen und Holzschnitte sind am Samstag, 8. Oktober, in der historischen Druckwerkstatt in der Langener Altstadt ausgestellt. In den Räumen voller historischer Geräte kann man eintauchen in die Welt der Drucktechnik und lokale Kunst erstehen.

Langen – Man hört das Meer förmlich rauschen beim Blick auf die Radierung „Sea I“ von Stephanie Kerschner. Eine Welle bricht sich im blauen Wasser, das weiße Papier ist natürlich Teil des Motivs. Für ihr Werk hat die Künstlerin die Absprengtechnik benutzt, wie Brigitte Orth, Leiterin der Druckwerkstatt in der alten Keim-Druckerei in der Langener Altstadt erklärt – eine Schicht Zuckertusche wird mit Lack überzogen, dann wird mit warmem Wasser „abgesprengt“. So entstehen die für dieses Bild charakteristischen Wellenformen. Das Kunstwerk ist eines von rund 40, die die Mitglieder der VHS-Kurse am Samstag in den Ausstellungsräumen präsentieren.

Orth, die als freischaffende Künstlerin und Kunstpädagogin arbeitet, leitet seit einigen Jahren die historische Druckwerkstatt für die Langener Volkshochschule. Jeden Dienstagabend wird in den Räumen der Firma Keim in der Fahrgasse geritzt und gedruckt. „Viele Teilnehmer sind schon lange dabei, aber wir haben auch drei Neuzugänge“, sagt Orth. In der Gestaltung sind die Teilnehmenden sehr frei, Orth gibt keine Themen vor, sondern unterstützt – sowohl bei ersten Gehversuchen als auch neuen Herausforderungen. „Ich helfe jedem, seine Idee umzusetzen“, sagt sie.

Verschiedene Techniken mit ganz unterschiedlicher Wirkung

Die Werke, die nun am Samstag im Rahmen der Verkaufsausstellung, gewissermaßen eines Tags der offnen Tür, in den Räumen der Druckwerkstatt zu sehen sind, stammen von einem halben Dutzend Künstler und dokumentieren gut, wie vielfältig die Druckverfahren sind – und vor allem die Ergebnisse, die man damit erzielen kann. Zu sehen sind abstrakte und gegenständliche Werke, die in ganz unterschiedlichen Techniken entstanden sind. Besucher können die Kunst betrachten und erfahren von den Künstlern natürlich auch die Grundlagen. „Die Radierung ist ein Tiefdruck, der Holzschnitt ein Hochdruck“, erklärt Orth. Künstlern steht aber ein gutes Dutzend unterschiedlicher Techniken zur Verfügung: Aquatinta, Mezzotinto oder Kaltnadelradierung, um nur einige zu nennen – damit lassen sich ganz unterschiedliche Ergebnisse erzielen. Diese den Besuchern näherzubringen ist neben dem Verkauf von Werken Ziel der Ausstellung. Viele Menschen können mit Radierungen und Co. nicht so viel anfangen wie mit anderen Kunstarten. „Dabei ist Drucktechnik so vielfältig, das macht für mich auch die Faszination aus“, erklärt Orth.

Sie ist der Kunst schon seit ihrem Kunstpädagogik-Studium mit Schwerpunkt Grafik in Frankfurt verfallen. An der Wand hängt so etwa ein Holzschnitt von ihr aus dem Jahr 1987. Orth zeigt auch mehrere Werke mit der Carborundum-Technik, einem Material mit sandiger Struktur, das auf die Platte geätzt wird. In ihren Bildern, denen die gleiche Platte zugrunde liegt, finden sich so bunte Kreise. „Durch unterschiedliche Farben entsteht eine ganz unterschiedliche Wirkung“, sagt sie. Durch mehrere Druckplatten erzielt man interessante Farbverläufe. Ihre Künstlerkollegin Ulrike Stark zersägt sogar Druckplatten und schafft so Neues. Christine Erbar, die erst seit einem Semester dabei ist, setzt hingegen auf gegenständliche Schwarz-weiß-Radierungen. Manche Künstler setzen Schnüre oder ähnliches zum Radieren ein. „Die Möglichkeiten sind beinahe grenzenlos“, sagt Orth lächelnd. Trotz der großen Varietät bei der Technik gibt es – wenn auch zufällige – Motivüberschneidungen. „Das hier ist unsere Baum-Ecke“, deutet Orth auf eine Reihe von Werken, die die Gewächse zum Thema haben – mal mit ausladender Krone als feine Radierung, mal als kompakte Kiefer mit Collagetechnik, in die ein Zeitungsausschnitt eingearbeitet ist. Eben ganz unterschiedlich.

Die Ausstellung in der historischen Druckwerkstatt (Fahrgasse 19/Ecke Wassergasse) ist am Samstag von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Wer sich für die Teilnahme an einem Kurs interessiert, kann sich an info@atelierorth.de wenden.

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