Traditionsreiches Autohaus Opel Schroth schließt

In der vergangenen Woche hat an der Darmstädter Straße ein Langener Traditionsunternehmen seine Pforten für immer geschlossen. Nach 143 Jahren Firmen- und Stadtgeschichte endet eine Dynastie von Opel-Händlern in der Sterzbachstadt. Das Autohaus-Schroth gehört der Vergangenheit an.
Langen –Es ist eine spannende Geschichte, in der es sich lohnt, ein bisschen zu kramen. Der Langener Schlossermeister Friedrich Adolf Schroth ist 28 Jahre alt, als er 1880 sein Eisenwaren- und Landmaschinengeschäft in der Darmstädter Straße 16 gründet. Zwei Jahre später schließt er einen Vertrag mit Adam Opel aus Rüsselsheim. Die Verbindung kommt nicht von ungefähr: Seine Schwiegermutter ist eine geborene Opel, die Schwester von Adam Opel.
Der später so erfolgreiche Autobauer handelt damals noch mit Nähmaschinen, die Schroth gern in sein Sortiment aufnimmt. 1888 kommen die Opel-Fahrräder Opel Blitz und Victoria Blitz in den Langener Handel. Friedrich Adolf Schroth hat sechs Kinder – vier Töchter und zwei Söhne. Wie es zu dieser Zeit üblich ist, übernimmt der älteste Sohn, Friedrich Adolf II., 1919 den Betrieb nach dem Tod des Vaters. Er verkauft die ersten Opel-Fahrzeuge an der Darmstädter Straße. Opel Schroth ist damit das älteste Opel-Autohaus der Welt – zumindest wird damit immer geworben.

Die Entwicklung geht erfolgreich weiter, der Sohn expandiert: Ohne Benzin keine Autofahrt – deswegen ist es naheliegend, dass es auch Kraftstoff am Autohaus gibt. 1924 eröffnet in Langen die erste Tankstelle zwischen Darmstadt und Frankfurt. Für „Dapolin“ müssen die Langener 37 Pfennig pro Liter bezahlen. 1928 werden Motorräder in das Angebot aufgenommen, im Verkaufsraum stehen jetzt auch Zweiräder von BMW und DKW.
Das Geschäft mit Autos floriert, die Firma vergrößert sich und zieht 1933 an den heutigen Standort an der Darmstädter Straße 54-56. Dort wird „Das vollwertige Volksautomobil“, das Opel 1933 auf den Markt bringt, verkauft. Eine neue Esso-Tankstelle gehört am dortigen Standort ebenfalls zum Betrieb. Ein Jahr später, 1934, steigt Sohn Friedrich Adolf Schroth III. mit 19 Jahren in das Familienunternehmen ein. Autos sind längst nicht mehr wegzudenken. 1960 wird eine neue Instandsetzungshalle errichtet – das Autohaus hat jetzt 15 Mitarbeiter. Es gibt von Auto Schroth herrliche alte Anzeigen, die den Opel Olympia Rekord zeigen oder den Opel Caravan – „Der Wagen für alle Zwecke“ – längst wertvolle Oldtimer.
Nach der fünften Generation ist Schluss
Ein großes Teilelager kommt hinzu. Kraftfahrzeug-meister Günther Schroth, der Urenkel des Gründers, startet 1969 im Autohaus und übernimmt zehn Jahre später die Geschäftsführung. In diesen Jahren wachsen die Firmengebäude weiter. Es kommt eine große Verkaufshalle für 20 Fahrzeuge dazu und ein Verwaltungsgebäude für den Autohandel. 1982 feiert das Unternehmen die 100-jährige Verbindung zu Opel mit einem großen Fest an der Darmstädter Straße – mit dem Opel-Siegerwagen der Rallye Monte-Carlo und 30 Oldtimern. Und natürlich auch mit Rabatten für die Kunden. Im Opel-Jubiläumsjahr beschäftigt das Autohaus 25 Mitarbeiter im Verkauf und in der Werkstatt.
1998 übernehmen die Söhne von Günther Schroth, Frank und Thomas Schroth, die fünfte und jetzt auch letzte Generation, den Langener Opel-Autohandel. Die Zeiten sind nicht leicht: Opel kündigt viele Verträge mit den kleinen Autohäusern europaweit. Die Brüder steigen 2019 in das Geschäft mit E-Bikes ein, sind Ansprechpartner im Motorradhandel und bieten weiter Auto-Service mit elf Mitarbeitern.

Im vergangenen Jahr fällt der Entschluss, das Geschäft zu schließen. „Das war keine leichte Entscheidung und wir tun das auch mit einem weinenden Auge“, sagt Frank Schroth. Ein wichtiger Grund ist, dass die Perspektive im Bereich der Autoindustrie für sie derzeit nicht abschätzbar ist. „Wir wissen nicht, wo es hingeht. Dazu kommt, dass die Kinder meines Bruders schon groß sind und kein Interesse haben, das Geschäft weiterzuführen, und meine Kinder noch klein sind. Wir haben keine Firmennachfolge“, sagt der jüngere der beiden Brüder.
Er wird jetzt in den nächsten Wochen das Geschäft abwickeln, die Übergabe des Grundstücks ist für den 30. Juni terminiert. Geschlossen ist der Betrieb schon jetzt, weil alle zehn Mitarbeiter erfreulicherweise schon einen neuen Job haben. „Was jetzt hier passiert, liegt nicht mehr in unserer Hand. Ich werde mir dann, wenn hier alles über die Bühne ist, auch einen neue Arbeit suchen“, kündigt der Unternehmer an.