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Mit dem Fahrrad von Berlin nach Kopenhagen: Radgruppe legt knapp 700 Kilometer zurück

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Von: Julia Radgen

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Ganz andere Bedingungen für Fahrradfahrer: Die Teilnehmer der ADFC-Reise nach ihrer Ankunft in Kopenhagen.
Ganz andere Bedingungen für Fahrradfahrer: Die Teilnehmer der ADFC-Reise nach ihrer Ankunft in Kopenhagen. © Agenturen

Um sich von der Radinfrastruktur in Kopenhagen selbst zu überzeugen, plant eine Gruppe aus Langen einen Urlaub in der Stadt – zusammen mit ihren Rädern.

Langen – Dänemark gilt als Vorbild in Sachen Radinfrastruktur – vor allem die Hauptstadt Kopenhagen, wo sogar mehr Fahrräder als Autos unterwegs sind. Grund genug für den ADFC Langen/Egelsbach, einen Ausflug in die Rad-Metropole zu organisieren.

14 Mitglieder des Fahrradclubs beteiligen sich an der Reise – die eigentlich schon für 2020 geplant war. Vom Langener Bahnhof aus reist die Gruppe mit zwei ICE-Zügen von Frankfurt nach Berlin. Die Radler müssen sich auf zwei Züge im Stundenabstand verteilen, da es in jedem ICE nur acht Rad-Stellplätze gibt. In Berlin treffen sich alle wieder und radeln an Sehenswürdigkeiten wie dem Holocaust-Denkmal, Brandenburger Tor und Stadtschloss nach Westen.

Erste Etappe geschafft: Von Berlin aus geht es für die Radgruppe aus Langen weiter

An der Havel trifft die Gruppe auf den „Berlin-Kopenhagen“-Radweg“, der hier Havel-Radweg heißt und am Fluss entlang nach Norden führt. „Viel Wald umsäumt den Fluss, das Schilf wiegt sich am Ufer, nur gelegentlich kommt ein Schiff oder Boot vorbei“, beschreibt Werner Weigand vom ADFC. Am Ziegeleipark Mildenberg, der heute ein Technikmuseum ist – hier wurden bis zur Wende Ziegel für ganz Berlin gebrannt und in Schiffe verladen – zeigt den Hessen ein Schild, dass sie auf dem richtigen Weg sind: Allerdings trennen sie noch 581 Kilometer vom Ziel Kopenhagen. Am nächsten Tag radeln die Teilnehmer durch ruhige Kiefernwälder bis zum See Müritz und weiter durch die Landschaft der Mecklenburgischen Seenplatte.

Besonders beeindruckend: Die Brücken nur für Radfahrende und Fußgänger in der dänischen Hauptstadt.
Besonders beeindruckend: Die Brücken nur für Radfahrende und Fußgänger in der dänischen Hauptstadt. © Thomas Krämer

Durch das untere Warnowland führt die Strecke nach Rostock, wo die Gruppe die Fähre nach Dänemark nimmt. Die Fahrräder kommen aufs Lkw-Deck. Vorbei an Warnemünde ging es über die Ostsee nach Gedser. Während der offizielle Berlin-Kopenhagen-Radweg entlang der Ostküste von Falster und über die Insel Mön führt, radeln die Langener über Nykobing bis zur Eisenbahn- und Straßenbrücke zwischen Falster und Seeland nach Vordingborg. So erreichen sie nach einer weiteren Tagesetappe von 80 Kilometern Koge, eine alte Hafenstadt mit mittelalterlichen Fachwerkhäusern. Die Tour über Land zeigt, dass Radfahren nicht nur in Kopenhagen ein Thema ist. „An allen Überlandstraßen mit viel Autoverkehr gibt es seitlich getrennt gute Rad- und Fußwege, meist auf beiden Seiten der Straße. Auch in kleineren Städten fühlt man sich als Radler auf großzügig ausgebauten Radwegen sicher“, resümiert der ADFC nach der Tour.

„Berlin-Kopenhagen-Radweg“: Radgruppe aus Langen fährt knapp 700 Kilometer

Am nächsten Tag erreicht die Gruppe endlich Kopenhagen. Um zu den gesicherten Fahrradabstellplätze zu gelangen, dürfen die Deutschen ihre Räder sogar durch den Frühstücksraum schieben. Am nächsten Morgen holen Erik und Flemming vom Cyclistforbundet – dem dänischen Pendant zum ADFC – die Hessen zu einer Runde durch die Stadt ab. Sie führen die staunenden Langener zu den Brücken nur für Radfahrende, die die Stadtteile verbinden, und erklären ihnen viel zur Radinfrastruktur. Anschließend gibt es in den Räumen des dänischen Radfahrerbundes eine Diskussion zur Verkehrspolitik. Der wurde schon 1905 gegründet: Zunächst ging es um bessere Freizeiteinrichtungen, Hotelausstattungen und Bedingungen für Radfahrende.

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Lange gab es wenig Autos, aber das änderte sich nach dem Krieg. Aber schon in den 1970er Jahren erkennt man die Chancen des Radverkehrs. Seitdem wird die Radinfrastruktur in Kopenhagen und ganz Dänemark systematisch ausgebaut – und angenommen: Die Menschen im Großraum Kopenhagen legen über ein Drittel aller Wege mit dem Rad zurück, im Berufsverkehr sogar über die Hälfte. Heute hat der Cyclistforbundet Forderungen, die sich die deutschen ADFCler nur schwer vorstellen können: Die breiten Radwege müssen noch breiter werden, Radler an mehr Stellen Vorrang haben und Radwege in zweiter Ebene ohne Kreuzungen mit Autostraßen müssen weiter ausgebaut werden.

Radgruppe aus Langen in Dänemark: Der Rückweg wurde nicht geradelt

Schließlich unternimmt die Gruppe einen Abstecher ins südschwedische Malmö, das mit Kopenhagen über die riesige, acht Kilometer lange Öresundbrücke durch eine Eisenbahn- und Autobahnstrecke verbunden ist. Fahrräder müssen im Zug mitgenommen werden. In Malmö führt Herbert, ein deutscher Auswanderer, die Gruppe per Rad durch die Stadt, bevor die Radfahrenden am Abend mit der Fähre den Rückweg eintreten: „Beeindruckend war die Passage bei Dunkelheit mit dem Schiff unter der mächtigen Öresundbrücke, über die man in der Frühe mit dem Zug gefahren war.“

Auf die breiten Fahrbahnmarkierungen für Radelnde nehmen dänische Autofahrer Rücksicht.
Auf die breiten Fahrbahnmarkierungen für Radelnde nehmen dänische Autofahrer Rücksicht. © adfc

Am Morgen wachen die Teilnehmer in Travemünde auf: Ihnen stehen 80 Kilometer über ruhige Nebenstraßen bevor. Leidvoll müssen die Radler den krassen Unterschied bezüglich der Qualität der Radinfrastruktur im Vergleich Schleswig-Holstein zu Dänemark feststellen. Von Hamburg aus geht es wieder mit dem ICE nach Hause: Etwa 700 Radelkilometer liegen hinter den ADFClern. (jrd)

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