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Waldsee Langen: Runder Tisch geplant - „Schnelle und einfache Lösung wird es nicht geben“

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Von: Julia Radgen

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Ungewohntes Bild: das vollkommen leere Strandbad am Langener Waldsee bei bestem Wetter. Am Dienstag hat die Stadt die Reißleine gezogen und das Bad geschlossen. Wann es wieder öffnet, ist fraglich.
Ungewohntes Bild: das vollkommen leere Strandbad am Langener Waldsee bei bestem Wetter. Am Dienstag hat die Stadt die Reißleine gezogen und das Bad geschlossen. Wann es wieder öffnet, ist fraglich. © Strohfeldt

Nach den chaotischen Zuständen am Strandbad Waldsee hatte die Stadt in der vergangenen Woche zunächst den Parkplatz geschlossen, seit Dienstag ist das Bad komplett zu. Das sorgt für Kritik in Langen und in der gesamten Region. Viele meinen, die Stadt hätte die Schließung des beliebten Badesees vermeiden können.

Langen – Ein „Armutszeugnis“ und „Ausdruck von Kapitulation“ sei das, kommentieren Leser unsere Artikel. Man müsse härter gegen die Falschparker durchgreifen, Autos rigoros abschleppen lassen, noch mehr Knöllchen verteilen, fordern sie. Die Schließung des Parkplatzes halten einige für genau die falsche Maßnahme, die die Eskalation erst provoziert hat. Und warum der Waldseebus nicht fährt, wo doch die Stadtbusse normal verkehren, ist so manchem ein Rätsel. Vor allem stellen sich aber die Langener die Frage, ob der Waldsee in dieser Saison überhaupt noch mal öffnen wird.

„Sobald es wieder zu verantworten ist, werden wir das Strandbad öffnen. Aber wann, das ist noch nicht absehbar. Wir beurteilen die Situation gerade jeden Tag neu“, sagt Stadtsprecher Markus Schaible. Das Konzept sei gut gewesen, die zuständigen Fachleute hätten alle Aspekte durchdisktutiert. Aber gefruchtet hat es offensichtlich nicht. „Natürlich sind wir bemüht, das Strandbad wieder zu öffnen“, so der Sprecher Ein bisschen Starkregen ändere aber noch nichts. Damit die Waldbrandgefahr dauerhaft sinkt, müsse es dauerhaft mehr regnen. Normalerweise endet die Saison bereits in einem Monat. Wenn es das Wetter zulässt, wäre aber darüber hinaus noch eine Öffnung denkbar, so Schaible.

Stadt: „Parkplatzschließung war richtiges Signal“

Doch trotz all der Kritik – die Parkplatzschließung sei das richtige Signal gewesen, betont er. „Wir haben gewarnt: Steigen Sie nicht ins Auto, um zum See zu gelangen!“ Die Maßnahme habe die erhoffte Wirkung aber verfehlt. „Weil es zu viele Unvernünftige gab“, so Schaible. „So sehr es uns leid tut, müssen wie nun auch die bestrafen, die sich an die Regeln gehalten haben.“ Mehr als 300 Strafzettel hatte die Polizei am Wochenende ausgestellt. Entlang der B 44 und sogar im Wald hatten Seebesucher ihre Wagen abgestellt. Wie ernst die Gefahr ist, zeigt ein Pkw-Brand (siehe Infokasten).

Feuerwehr warnt vor Waldbränden

Temperaturen über 30 Grad und sehr wenig Niederschlag – die Feuerwehr Langen ist in erhöhter Alarmbereitschaft wegen der Waldbrandgefahr. Deshalb appelliert Stadtbrandinspektor Frank Stöcker: „Im Wald und auf öffentlichen Freiflächen sind Rauchen, offenes Feuer und Grillen grundsätzlich untersagt.“ Das gelte auch auf den Wiesen im Naherholungsgebiet Mühltal. Schon ein kleiner Funke durch eine Zigarette oder eine weggeworfene Glasscherbe könnten bei trockenem Unterholz verheerende Feuer auslösen. „Wer Rauch in Wald und Flur bemerkt, sollte unverzüglich die 112 wählen“, so Stöcker. Dabei sollte man möglichst genaue geografische Angaben machen oder vor Ort bleiben, um die Einsatzkräfte einzuweisen, sich dann aber selbst in Sicherheit bringen.

Auch Bürgermeister Jan Werner betont: „Erst kürzlich kam es durch ein illegal abgestelltes Fahrzeug mit heißem Katalysator in der Nähe des Strandbads zu einem etwa 100 Quadratmeter großen Brand.“ Die Feuerwehr hat durch schnelles Eingreifen Schlimmeres verhindert. „Alle, die ein Feuer durch nachlässiges oder leichtsinniges Verhalten verursachen, handeln unverantwortlich gegenüber Mensch und Natur“, so Werner und ruft Spaziergänger in der Natur auf, besonders aufmerksam zu sein. jrd

Dennoch: Nach der Parkplatzschließung seien deutlich weniger mit dem Auto angereist. „Das Bad war voll mit Radfahrern“, so Schaible. Die kommen erfahrungsgemäß zum großen Teil aus Langen selbst. „Doch der Waldsee ist natürlich auch Ziel für alle aus dem Frankfurter Süden, unser Einzugsgebiet ist circa eine Stunde im Umkreis“, so der Stadtsprecher. Deshalb lasse sich die Situation etwa mit dem Rodgauer Badesee nicht vergleichen. „Wir haben eine verengte Zufahrt und sind direkt am Wald, das ist eine spezielle Situation und nicht einfach übertragbar“.

Forderung nach Onlinetickets für den Langener Waldsee

Immer wieder wird der Vorwurf laut, die Stadt hätte längst Onlinetickets – für das Freibad gibt es sie seit gestern (siehe separater Artikel) – einführen müssen. Doch das hätte gegen die Falschparker nichts gebracht, sagt Schaible. Und die Karten an Parkplätze zu koppeln, diskriminiere diejenigen, die mit dem Rad oder zu Fuß kommen.

Um das Parkplatz-Dilemma zu lösen, will Bürgermeister Jan Werner im Herbst einen Runden Tisch mit allen Akteuren initiieren. Denn schon beim Wald hätten andere Kommunen wie die Nachbarstädte, aber auch etwa Trebur ein Mitspracherecht. „Die Parkplatzsituation ist seit Jahren kritisch, eine schnelle und einfache Lösung wird es nicht geben, aber wir sind dran“, so die Botschaft aus dem Rathaus. Trotz Schließung habe das Personal zu tun. Vor allem am Wochenende werden Mitarbeiter vor Ort kontrollieren, dass niemand für ein illegales Bad über den Zaun steigt. Von Julia Radgen

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