Wertvolle Hilfe für Mütter und Väter

Im Rahmen der Nachbarschaftshilfe im Langener ZenJA bietet Michael Heller in der Regel zweimal die Woche eine Elterngeld-Beratung an – und konnte vor Kurzem seine 500. Sprechstunde abhalten. Für die Menschen, die zu ihm kommen, ist es wichtige und kostengünstige Unterstützung, für Heller eine erfüllende Tätigkeit.
Langen – Mütter und Väter erhalten nach der Geburt ihres Kindes Elterngeld vom Staat, um sich der Betreuung des Neugeborenen widmen zu können. Logisch! Aber was muss man bei der Beantragung beachten, wann sollte man mit dem Ausfüllen der Formulare beginnen und was genau ist eigentlich Elterngeld Plus? Dabei können sich (werdende) Eltern im Langener Zentrum für Jung und Alt (ZenJA) Hilfe bei Michael Heller holen. „Ich habe meine Bestimmung gefunden“, sagt der 67-Jährige lächelnd.
Er sitzt am großen Tisch im Raum gleich neben dem Eingang des Mehrgenerationenhauses. Vor Heller steht sein Laptop, daneben liegt ein Stapel Formulare. Allein der Gedanke, diese auszufüllen, macht viele andere schon nervös, für Heller jedoch vertrautes Terrain. „Ich kann ganz gut mit Papieren und Behörden“, sagt er lächelnd. Der frühere Postbeamte hat lange am Schalter in der Frankfurter Großmarkthalle gearbeitet. Schon dort haben sich andere Kleinmarkthallen-Mitarbeiter an ihn gewandt, mit Fragen zu Schreiben von Ämtern. „Da kam viel Dankbarkeit und Wertschätzung“, erinnert er sich.
Neue Aufgabe gesucht - und gefunden
Jahre später wechselt er in den gehobenen Dienst, wird in Verwaltungsrecht geschult. „Für die Arbeit hat mir das kaum etwas gebracht, aber für das private Leben.“ Und heute im ZenJA. 2010 geht Heller in Pension. Nachdem er Witwer geworden ist, sucht er eine neue Aufgabe. „2018 beteiligte ich mich dann am freiwilligen Traineeprogramm des ZenJA“, erzählt er. Darin durchlaufen angehende Ehrenamtler verschiedene Bereiche des Mehrgenerationenhauses und können sich dann für einen Einsatzort entscheiden. „Zu dem Zeitpunkt war mir das ZenJA zwar ein Begriff, aber für mich ein unbekannter Ort“, sagt Heller. Nach Abschluss des Programms formuliert er den Wunsch, Formularhilfe zu leisten – und beerbt Katharina Grein bei der Elterngeld-Beratung. Denn da gibt es einiges zu beachten: je nachdem, ob man angestellt oder selbstständig ist, ob beide Partner Elterngeld beantragen, oder auch die pandemiebedingte Kurzarbeit. Natürlich muss sich Heller in der Materie schlaumachen – und sich fortlaufend über Änderungen informieren – aber im September 2018 kann es losgehen.
Hellers Statistik liest sich beeindruckend: Bis zum Jahresende 2018 bietet er ein Dutzend Beratungen an. Im Jahr darauf sind es schon über 50. 2020 knackt er die Hundertermarke und 2021 bietet Heller 185 Elterngeld-Sprechstunden an. In diesem Jahr wird der Wert wohl etwas darunter liegen. Das mag auch an der Pandemie liegen. Heller hat sich aber bereits im ersten Pandemiejahr entschieden, seine Beratung weiter anzubieten – mit Abstand und Hygieneregeln, später für Frischgetestete und Geimpfte. „Zwischendurch war ich hier fast alleine im ZenJA“, erinnert er sich.
Die meisten kommen auf Empfehlung
Neben Elterngeld und einer dem Bedarf gerechten Planung der Elternzeit umfasst Hellers Sprechstunde auch Kinder- und Mutterschaftsgeld sowie die Lösung der bürokratischen Hürden auf dem Weg zur Geburtsurkunde und nicht zuletzt die Bedeutung der Steuer-ID. „Manche Menschen kommen mit konkreten Fragen, andere sind vollkommen unbelastet“, sagt Heller. Teilweise sind es Kleinigkeiten, die er seinen Klienten mit auf den Weg gibt, wie etwa die Unterlagen nicht zu tackern. Das erspart den Sachbearbeitern, die Seiten wieder zu trennen.
Es spricht sich rum, dass seine Unterstützung Gold wert ist. „Zwei Drittel meiner Klienten kommen auf Empfehlung“, weiß Heller durch die entsprechende Angabe in seinem Fragebogen. Teilweise kommen die Leute von weit her zur Sprechstunde – auf den Tipp von Freunden. „Der Dunstkreis ging so bis 100 Kilometer weit weg“, erzählt Heller. Mittlerweile ist die Beratung auf Eltern aus dem Kreis Offenbach, Erzhausen und Mörfelden-Walldorf begrenzt. Auch einige ukrainische Familien sind unter Hellers Klienten.
Für den Langener ist es nicht nur ein schönes Gefühl, anderen zu helfen. Sein Ehrenamt erfüllt ihn sichtlich. „Die Menschen lassen mich ja in ihre persönlichen Verhältnisse reinblicken. Das ist schon ein großer Vertrauensbeweis“, freut sich Heller. Manchmal fehlt beispielsweise der Vater, die Elterngeldstelle verlangt aber dessen Unterschrift – auch solche Fälle hatte das ZenJA-Mitglied schon. Heller findet: „Es ist einfach spannend, kein Fall ist wie der andere.“ Teilweise kommen Frauen auch bei der zweiten Schwangerschaft noch zu ihm. Die schönste Belohnung für seine Unterstützung sind die Bilder von den Neugeborenen, die ihm viele Klienten schicken, manche Familien kommen auch mit dem Nachwuchs vorbei.
Heller möchte auf jeden Fall noch einige Jahre weiter machen. „Als ersten Meilenschritt peile ich meinen 70. Geburtstag an, dann sehen wir weiter.“ Er würde die Beratung gerne auch online per Videotelefonat etablieren. Michael Heller kann jedem nur raten, sich im ZenJA ehrenamtlich zu engagieren und einen Beitrag zu leisten. Das bringe nicht nur Erfahrung und Wertschätzung ein. „Man erlangt auch neue Fähigkeiten und innere Zufriedenheit“, findet er.
Alle Termine und die Möglichkeit zur Anmeldung finden sich auf der ZenJA-Homepage.