VILE kritisiert zähe Umsetzung von Rad-Themen

Die Verkehrswendeinitiative für Langen und Egelsbach (VILE), hat 2022 – im zweiten Jahr ihres Bestehens – viel erreicht. Sie zeigte mit Aktionen, Veranstaltungen und Fahrrad-Demos Präsenz. Auch für das neue Jahr hat sie einiges vor.
Langen –Das größte Projekt des Zusammenschlusses aus engagierten Bürgern, Mitgliedern des hiesigen ADFC, BUND und der Naturfreunde Egelsbach-Erzhausen, der Radentscheid, ist noch in Vorbereitung. Rund 2 700 Unterschriften muss VILE für ein Bürgerbegehren zum Radverkehr sammeln – und hat schon die Hälfte geschafft. Auf dem Langener Weihnachtsmarkt hatten die Aktivisten noch einmal für ihr Anliegen geworben.
Nach wie vor sieht die Initiative, die sich dem Klimaschutz und dem Ausbau der Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger verschrieben hat, viel Verbesserungspotenzial in Langen und Egelsbach. Ihre Kritik: Vieles geht zu langsam voran. Denn – trotz des Radschnellwegs – konstatiert VILE: Das Radverkehrsnetz in Langen ist nicht gut ausgebaut, Autos und Fahrräder müssen sich den vorhandenen Platz teilen, was zu Konflikten führt. „Da die Fahrradfahrenden viel schlechter geschützt sind, hat der Gesetzgeber Regeln erlassen, die die Sicherheit für Radfahrende fördern“, so Stephanie Merkel von VILE. So ist für das Überholen eines Zweirades ein Sicherheitsabstand von 1,5 Metern vorgesehen, außerorts – oder wenn sich ein Kind auf dem Rad befindet – sogar zwei Meter. Gleichzeitig müssen Radfahrer etwa einen Meter Abstand zu geparkten Autos halten, um nicht in die gefährliche „Dooring-Zone“ zu kommen, in der durch plötzliches Öffnen der Autotür schwere Unfälle passieren können.
Viele Autofahrer halten beim Überholen nicht genug Abstand
Allerdings halten viele Autofahrer den Sicherheitsabstand nicht ein, worauf VILE immer wieder aufmerksam macht. So haben sich Radler etwa Schwimmnudeln auf den Gepäckträger geklemmt, um zu visualisieren, wie viel Überholabstand eigentlich nötig wäre. Ein Problem für Eltern: Sie können ihre jungen Kinder mit dem Rad nicht auf dem Bürgersteig begleiten – wie es vorgesehen und erlaubt ist. „Ich habe neulich versucht, so mit meiner Tochter die Rheinstraße auf dem Gehweg zu bewältigen. Im Lutherplatz nahen Bereich parken Autos weniger in den Parkbuchten als auf dem Gehweg. Mülltonnen, Verkehrsschilder, Stühle und Tische werden abgestellt und machen sicheres Fahren unmöglich“, betont Merkel. VILE wünscht sich, dass die Stadt hier bessere Bedingungen schafft – gerade vor Kitas und Schulen – und auch härter gegen Falschparker auf dem Gehweg vorgeht.
VILE hat Verständnis, dass etwa die weitere Querung für Radfahrer und Fußgänger über die Bahnlinie aus Kostengründen nicht umgesetzt wird – aber es gebe auch Maßnahmen, die die Stadt kaum etwas kosten und Radfahren sicherer machen. Mathias Häbich von VILE nennt hier etwa den Rechtsabbiegepfeil (Grüner Pfeil) für Radfahrer, der es ihnen erlaubt, trotz roter Ampel abzubiegen. Diesen Vorschlag habe man schon vor über einem Jahr in die Politik getragen, der Magistrat habe versprochen, die Umsetzung zu prüfen. „Passiert ist immer noch nichts“, so Häbich. Im Leerwegtunnel standen eine Baustellenampel und eine Höhenbegrenzung mitten auf dem Radweg – eine gefährliche Situation, die mittlerweile auch dank einer Nachricht über den Bürgermelder behoben worden ist. „Aber auch da hat es Monate gedauert, bis etwas passiert ist“, moniert Häbich. Das sei bei vielen Themen so. „Wir würden uns hier mehr Geschwindigkeit wünschen.“
Mehr Veranstaltungen über das Jahr verteilt anbieten
Darüber hinaus hat VILE viel vor: Die Initiative will Veranstaltungen, wie sie in der Fahrradaktionswoche konzentriert waren, 2023 über das Jahr verteilen und noch intensiver für den Radentscheid werben. Zudem möchte VILE mehr mit Magistrat und Politikern reden. „Wir haben inzwischen mit Vertretern fast aller im Stadtparlament sitzenden Parteien und Wählergemeinschaften gesprochen“, sagt Häbich. Die Einsetzung eines/r Radverkehrsbeauftragten begrüße man und beobachte den Prozess. Und es läuft ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Hochschule Darmstadt. Studierende führen eine Umfrage zur Einstellung der Langener zur Verkehrswende durch. Die Teilnahme ist noch möglich.