Tanzclubs: Zarte Schritte zur Normalität

Die Lockerungen machen es möglich: Auch bei den hiesigen Tanzsportclubs und Tanzschulen nimmt das Training langsam wieder Fahrt auf. Das Kursangebot ist dabei recht unterschiedlich, denn die Vorgaben machen nicht alles in der gewohnten Form möglich. Wir haben uns in Langen und Egelsbach umgehört.
Langen/Egelsbach – Rhythmische spanische Musik steht für Lebensfreude und Spaß. Sie lädt dazu ein, sich zu bewegen. Genau das ist nun endlich wieder im Sportzentrum Nord in Langen möglich. In Paaren stellt sich die Gruppe in einem Kreis auf. Einer ist der Sprecher, der die Ansagen macht. Er gibt das Startsignal und schon fangen alle gleichzeitig an zu tanzen. Ein paar Mal im Grundschritt vor und zurück und dann geht es los: Die Frauen wirbeln zum nächsten Partner, der sie bereits mit einer Hand in Empfang nimmt und in die nächste Figur führt. Alle wissen, was zu tun ist, wenn der Ansager, der Cantante – also Sänger – genannt wird, Kommandos wie „Dame“, „Enchufla doble“ oder „Sententa“ in die Runde wirft. Was von außen manchmal etwas chaotisch aussehen mag, ist ein genau aufeinander abgestimmtes Konzept. Wer einmal nicht mitkommt, setzt einfach bei der nächsten Figur wieder ein.
Kindertanz beim TC Langen weiter nicht möglich
Die Tänzerinnen und Tänzer des TC Blau-Gold Langen genießen es, wieder gemeinsam tanzen zu dürfen. Tänze wie die beschriebene Salsa de Rueda mit Partnerwechseln waren bis vor kurzem nicht denkbar, doch auch der Paartanz oder der Line Dance waren ausgesetzt. Seit Anfang Juni hat der Tanzsportverein das Training wieder aufgenommen. Trotzdem gibt es noch Einschränkungen, die die alte Unbeschwertheit bei den Tanzliebhabern noch nicht ganz wieder aufkommen lassen will. Masken und Abstand, Kontaktverfolgung und Impfnachweise spielen weiterhin eine Rolle. Nicht mehr als zehn ungeimpfte Personen dürfen einen Kurs besuchen. Jedoch sei es schon viel wert, seine Tanzgruppe wenigstens in Teilen wiedersehen zu können, um gemeinsam zu trainieren, sagt die Vorsitzende von Blau-Gold, Elvira Batzer. Alle Kurse können wieder stattfinden, nur das Kindertanzen bleibt weiterhin ausgesetzt. Das bedauert Batzer: „Das Kindertanzen ist leider derzeit nicht mit unserem Hygienekonzept, das mit der Stadt abgesprochen ist und an das wir uns halten, zu vereinbaren.“

Fast umgedreht ist die Situation in der Tanzschule von Uwe Mundt an der Südlichen Ringstraße in Langen. Tanzpartnerwechsel beim Salsa de Rueda gibt es hier aus Sicherheitsgründen noch nicht wieder, aber es besteht neben den Gesellschaftstänzen für Jugendliche und Erwachsene auch ein Angebot für Kinder. Es ist Mundt wichtig, Bewegungsangebote für die ganz Kleinen ab zwei Jahren im Programm zu haben. Die Nachfrage sei groß, wie Mundt erzählt: „Im Kinderbereich sind die Plätze sehr begehrt. Unsere neues Konzept heißt ,Windelflitzer‘, bei dem das Kind mit einem Elternteil mitmacht. Damit die Qualität stimmt, wurde das Programm zusammen mit Physiotherapeuten und Pädagogen entwickelt.“
Außengastronomie für das gesellige Beisammensein nach dem Kurs
Aber nicht nur die Kleinen sind ihm wichtig. Mundt hat die Pause genutzt und ein Luftreinigungssystem in die Tanzschule einbauen lassen, das Keime und Viren herausfiltert. Auch in einen Außenbereich hat er investiert. An den Tischen können sich die Tanzkurse zusammensetzen und noch gemütlich etwas trinken – fast wie vor der Pandemie. Mundt: „Unsere Innengastronomie ist noch geschlossen, weil wir dafür negative Tests von unseren Gästen verlangen müssten. Deshalb haben wir draußen etwas aufgebaut, dort ist kein Test nötig.“
Beim TSC 71 Egelsbach sind die Kinder und Jugendlichen schon wieder voll von ihrem Sport gefangen und trainieren fleißig. Hier konnte das Training für die Jazz- und Modern-Dance-Gruppen schon etwas früher wieder aufgenommen werden. Dank der Unterstützung der SG Egelsbach, die ihr Sportgelände mit den Tänzerinnen teilte, konnte auf ungewohntem Untergrund trainiert werden. „Wir sind sehr dankbar für diese solidarische Unterstützung. Die Freude der Tänzerinnen, wieder gemeinschaftlich trainieren zu können, wenn auch unter Einhaltung der Vorschriften, ist sehr groß“, sagt Lena Rücker, Pressewartin des TSC.
Mittlerweile sind nach der aktuellen Corona-Verordnung in Hessen wieder Stunden in der Halle möglich, trotzdem finden manche Kurse weiter bei der SGE statt. Rücker sieht darin einen positiven Aspekt der Pandemie: „Wir mussten uns umstellen, im Freien und auf Rasen zu tanzen. Das kannten wir nicht. Aber wir haben gemerkt, dass die Scheu vor akrobatischen Übungen auf dem weicheren Boden gesunken ist und die Mädchen trainieren gerne auch mal draußen.“ Damit die Tänzerinnen nicht sofort wieder aus dem Rhythmus kommen, geht es in den Sommerferien weiter. Es ist ein kleines Tanz-Camp geplant: Eine Woche lang kann man jeden Tag trainieren. Danach kann es für die Mädchen auch mal zusammen ins Freibad gehen. So entfaltet sich auch das Vereinsleben wieder Schritt für Schritt in Richtung Normalität.
Von Theresa Ricke