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Zweirad-Kontrollaktion in Langen: Beamte ahnden viele Verstöße

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Von: Manuel Schubert

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Nur 20 km/h erlaubt: Polizeioberkommissarin Sabine Reitz steuert auf dem Parkplatz hinter dem Hallenbad einen Elektroroller durch die mobile Geschwindigkeits-Messanlage.
Nur 20 km/h erlaubt: Polizeioberkommissarin Sabine Reitz steuert auf dem Parkplatz hinter dem Hallenbad einen Elektroroller durch die mobile Geschwindigkeits-Messanlage. © Schubert

Bei einer großangelegten Kontrollaktion hat die Polizeistation Langen Roller, Motorräder und E-Scooter unter die Lupe genommen.

Langen – Als ein nicht ganz alltägliches Gefährt auf den Parkplatz hinter dem Hallenbad einbiegt, machen auch die strengen Kontrolleure große Augen. Es ist ein himmel- und marineblaues Zweirad, eine NSU Quickly T aus dem Jahr 1959, ein echter Oldtimer, mit Speichenrädern und Ledersitz. Während die Polizisten sein außergewöhnliches Gefährt beäugen, zieht der Fahrer, ein älterer Mann, die Papiere des „Fahrrads mit Hilfsmotor“ hervor, wie die offizielle Bezeichnung lautet. Er sei der Erstbesitzer, erzählt der Mann stolz. Er wollte eigentlich einen Freund besuchen, als ihn ein Polizeiauto zum Folgen aufforderte. „Ich war schon fast in Egelsbach.“

Doch die Überprüfung dauert nicht lange, das historische, aber offensichtlich gut gepflegte Gefährt ist im Top-Zustand. „Das Teil ist so alt, das fährt nicht schneller als 40“, raunt einer der Polizisten seinem Kollegen zu – weshalb die Beamten auch auf weitere Kontrollen verzichten. Nachdem der Mann seinen Führerschein und die Fahrzeugpapiere vorgezeigt hat, darf er weiterfahren.

So unkompliziert verläuft nicht jeder Fall. Einen ganzen Tag ist die Polizeistation Langen mit 17 Beamten im Einsatz, um Zweiräder zu kontrollieren. Immer wieder rollen Streifenwagen auf den Parkplatz, im Schlepptau Zweiradfahrer, die sie aus dem Verkehr gezogen haben. Die Polizisten wollen gerade jetzt, wo es wieder wärmer wird und mehr Leute mit Roller, Motorrad, E-Bike oder E-Scooter unterwegs sind, auf die Gefahren eines nicht verkehrstüchtigen Fahrzeugs aufmerksam machen. Polizeioberkommissarin Sabine Reitz, die die Kontrollstelle der Polizeistation Langen leitet, sitzt in einem Kleinbus und überprüft Fahrzeugpapiere. Ein Problem sei, dass es beispielsweise für kleinere Motorroller keinen Tüv gebe, erläutert sie zwischen zwei Kontrollen. „Die Fürsorgepflicht liegt beim Halter, aber viele machen es einfach nicht.“ Dadurch könnten etwa die Drosseln porös werden, der Roller fährt plötzlich schneller und die Bremsen sind nicht für diese Geschwindigkeiten ausgelegt. „Viele denken nicht daran, dass das supergefährlich werden kann“, so Reitz.

Einmal Vollgas geben: Auf dem Prüfstand zeigt sich, ob der Roller schneller fahren kann als zulässig.
Einmal Vollgas geben: Auf dem Prüfstand zeigt sich, ob der Roller schneller fahren kann als zulässig. © Schubert

Deswegen haben die Kontrolleure auch einen mobilen Prüfstand dabei. Hier kann man den Roller aufsetzen, im Stand Vollgas geben und sehen, ob das Gefährt eine höhere Spitzengeschwindigkeit erreicht als jene, auf die es zugelassen ist. Es riecht nach Benzin, als einer der Beamten den silbernen Roller eines Paares, beide um die 40, aufbockt und Gas gibt. Das Tempo passt, doch es gibt ein anderes Problem: Der Mann, Typ Türsteher, hat keine Papiere dabei. „So dürfen wir Sie nicht einfach weiterfahren lassen“, sagt der Polizist.

Und dann steigt plötzlich sein Kollege mit einer weiteren schlechten Nachricht aus dem Polizeiauto: Die Kennzeichen sehen zwar ordentlich aus, sind der Versicherung aber nicht bekannt. Das hat eine kurze Recherche im System ergeben. Der Rollerfahrer zieht nervös an seiner E-Zigarette, seine Freundin sitzt auf dem Bordstein und schüttelt ungläubig den Kopf. Nun müsse geprüft werden, ob die Versicherung einen Fehler gemacht habe oder die Kennzeichen vielleicht sogar gefälscht seien, erklärt Sabine Reitz. „So lange behalten wir den Roller da.“

Das gleiche Schicksal hat einen schwarzen E-Scooter ereilt, der nun im Schatten der Bäume liegt. Er wurde seinem Besitzer abgenommen, nachdem die Polizisten ihn durch ein mobiles Geschwindigkeitsmessgerät gesteuert hatten. Statt der erlaubten 20 Stundenkilometer wurde der Elektroroller mit 24 km/h geblitzt. „Unfälle mit E-Scootern werden immer mehr“, betont Reitz. „Die Fahrer tragen oft keinen Helm und sind sehr jung.“ Umso gefährlicher sei es, wenn der Roller mit einer Geschwindigkeit unterwegs sei, für die er nicht ausgelegt ist. Die Fahrzeuge seien jedoch mithilfe von Apps relativ leicht zu manipulieren, weiß einer der Polizisten.

Am Ende des Tages haben die Beamten 16 Roller, acht Motorräder und drei E-Scooter kontrolliert – und dabei einige Verstöße geahndet. Ein Halter war ohne Fahrerlaubnis unterwegs, einer wurde wegen Fahrens unter Drogeneinfluss angezeigt, bei einem weiteren ergab ein Alkoholtest 0,86 Promille. Drei Betriebserlaubnisse waren erloschen und bei einem Roller zeigte die Tachonadel 78 Stundenkilometer an, obwohl es nur 25 hätten sein dürfen. „Wir waren heute leider sehr erfolgreich“, lautet das Fazit von Sabine Reitz. (Manuel Schubert)

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