S-Bahn nach Nidderau? Studie zeigt Potenzial für Bahnverkehr zwischen Hanau und Friedberg

Mehr Menschen zum Bahnfahren zu motivieren, gelingt nur dann, wenn die Bahn auch bessere Verbindungen schafft, heißt es in einer Mitteilung der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern. Ein gutes Beispiel dafür biete die Strecke zwischen Hanau und Friedberg.
Main-Kinzig-Kreis – Für die beiden Landkreise Main-Kinzig und Wetterau stellt der jeweils andere das drittwichtigste Pendlerziel dar – mit fast 6000 Pendlern vom Main-Kinzig-Kreis in die Wetterau und sogar fast 8000 Pendlern in die Gegenrichtung. „Diese werden häufiger mit der Bahn fahren, wenn sie mehr Haltestellen und häufigere Verbindungen vorfinden“, so die IHK.
Um zu prüfen, ob Verbesserungen möglich sind, hatten die Städte Hanau, Bruchköbel, Erlensee und Nidderau gemeinsam mit der Kreisverkehrsgesellschaft Main-Kinzig (KVG) und unter Federführung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern die Koblenzer BPV Consult GmbH mit einem Gutachten beauftragt (wir berichteten). Folgende Ergebnisse hat das Gutachten laut IHK-Mitteilung erbracht:
Taktung Teilstrecke Nidderau–Hanau: Geprüft wurde, ob auf der Teilstrecke Nidderau–Hanau in der Hauptverkehrszeit ein 15-Minuten-Takt realisierbar ist. Das Gutachten hält dies laut IHK-Mitteilung „strecken- und fahrplanseitig“ für grundsätzlich möglich. Allerdings wurde ebenfalls festgestellt, dass für die Wende des Zuges am Bahnhof Heldenbergen zusätzliche Signal-, Leit- und Sicherungstechnik sowie möglicherweise eine Weichenanlage nötig wären. Zwei Züge in 30 Minuten statt nur einer in der Hauptverkehrszeit würden zudem im Hauptbahnhof Hanau zu Engpässen führen. Hier sehen die Gutachter jedoch bahntechnische Möglichkeiten, auch dies in den Griff zu bekommen.
Durchbindung nach Frankfurt: Eine direkte Durchbindung der Regionalbahnlinie 49 von Friedberg über Hanau bis nach Frankfurt Süd/Ost ist wegen der ohnehin starken Auslastung der betreffenden Trassen unrealistisch. Allerdings biete der Bau der Nordmainischen S-Bahn die Möglichkeit, sie über Hanau hinaus bis nach Nidderau fahren zu lassen und so eine direkte S-Bahn-Verbindung zwischen Heldenbergen und Frankfurt zu schaffen.
Umstieg zur Niddertalbahn: Ebenfalls enthalten sind im Gutachten Überlegungen, ob der Fahrplan das Umsteigen zwischen RB 49 und RB 34 (besser bekannt als Niddertalbahn oder „Stockheimer Lieschen“) in Nidderau-Heldenbergen erleichtern kann. Dafür müsste der Fahrplan angepasst werden. Dies erscheint laut Gutachten zwar machbar, könnte aber negative Auswirkungen auf die Umsteigebeziehungen in Friedberg, Hanau und Bad Vilbel haben. „Die geplante Elektrifizierung, Beschleunigung und der abschnittsweise zweigleisige Ausbau der Strecke Bad Vilbel–Glauburg-Stockheim könnten aber ein paar der dringend benötigte Minuten für Fahrzeitverkürzungen schaffen“, teilt die IHK mit. Der Ausbau der Niddertalbahn soll bis Ende des Jahres 2027 vollzogen sein.

Zusätzliche Haltepunkte in Niddatal, Bruchköbel und Hanau: Für alle vier betrachteten zusätzlichen Haltepunkte entlang der Strecke Hanau– Friedberg (Erbstadt-Kaichen, Bruchköbel Kirle-Siedlung, Hanau Innenstadt-Ost und Hanau Sportsfield/Pionier Park) wurden je eine, für die Kirle-Siedlung sogar zwei, aussichtsreiche Varianten herausgearbeitet. Eine Reaktivierung des stillgelegten Haltepunkts Erbstadt-Kaichen wäre die kurzfristig am einfachsten umzusetzende Option. Bei den anderen Haltepunkten müssten jeweils zunächst Bahnsteige, Sicherungstechnik und gegebenenfalls Querungen und Zuwegungen neu errichtet werden. „Für die weitere Entwicklung der Kommunen wären diese Haltepunkte auf jeden Fall eine große Chance“, so die Einschätzung der IHK.
Anschluss Erlensee: Für die Reaktivierung, den Ausbau und die gleichzeitige Elektrifizierung des Gleisanschlusses Erlensee nördlich des ehemaligen Fliegerhorstes mit einem Haltepunkt am Rande des Gewerbegebiets und einem weiteren nahe der Stadt, gegenüber dem Toom-Baumarkt, bestätigt das Gutachten ein bereits 2015 erstelltes städtisches Gesamtkonzept der Stadt Erlensee: Eine Anbindung der beiden Haltepunkte an die bestehende Zugverbindung zwischen Hanau und Friedberg ist möglich, allerdings zu vertretbaren Kosten nur aus und in Richtung Hanau, also nicht direkt in Richtung Friedberg. Die Gutachter regen deshalb eine Zugteilung der RB 49 in Hanau-Nord an: Zwei Zugteile fahren weiter nach Friedberg, einer nach Erlensee.
„Die beteiligten Kommunen stehen nun vor der Aufgabe zu prüfen, welche der beschriebenen Möglichkeiten zur jeweils geplanten Stadtentwicklung passen“, so die Mitteilung der IHK.