Bruchköbeler lernen neues Stadtzentrum kennen

Bruchköbel – „Es sieht noch wild aus auf der Baustelle“, musste Björn Schutt, der kommissarische Bauamtsleiter Bruchköbels, gestehen. Das sei momentan dem Eröffnungstermin des neuen REWE-Marktes geschuldet. Der Baustellenbetrieb läuft auf Hochtouren, denn der 25. November ist festgelegt und bis dahin müssen Zugänge zum Markt gepflastert sein und die Tiefgarage muss funktionieren.
Ob zur Eröffnung bereits 120 Fahrradstellplätze montiert sind, davon können sich die Bruchköbeler in vier Wochen überzeugen.
Doch nicht der Markt stand im Fokus, sondern vielmehr die Frage, wie die Bürger ihn zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto erreichen können. Sie fragten nach Fuß- und Radewegeverbindungen zum neuen Stadtzentrum, nach Parkgebühren und der künftigen Verkehrsführung auf dem Inneren Ring.
Fachleute geben Antwort
Die Fragen der Bürger beantworteten Bürgermeisterin Sylvia Braun und Andrea Weber, Geschäftsführerin des Stadtmarketings, Christoph Göldner, Baustellenmarke-ting, Bauamtsleiter Björn Schutt sowie der Projektleiter für das Stadthaus Jörg Diemer.
Wie bei den vorangegangenen Führungen war auch am vergangenen Sonntagnachmittag das Interesse riesengroß. Etwa 120 Personen konnten sich in vier Gruppen ein Bild machen vom Baufortschritt im Veranstaltungssaal und Restaurantbetrieb und in der Tiefgarage. Sie erhielten einen Überblick zu geplanten Freiraumprojekten wie die Neugestaltung von Trompe-terstein und Krebsbachpark, die das Stadtzentrum mit den umliegenden Quartieren verbinden und aufwerten sollen. Die Stimmung war überwiegend wohlwollend und positiv. Jetzt, da man einen unmittelbaren Eindruck von dem Bauvorhaben gewinnen konnte, richteten sich viele Fragen auf die Details: Wie fährt man in die Tiefgarage, wo sind die Automaten, wo die Ausgänge?
Während man die Ein- und Ausfahrt zur Tiefgarage über die Hauptstraße bereits er-ahnt, kann man sich den neu-en Inneren Ring noch nicht so recht vorstellen. „Wie ist die Verkehrsführung?“ „Wird es eine Einbahnstraße geben?“ wollten daher einige Bürger wissen. Der Innere Ring bleibt eine Straße mit Gegenverkehr, weil hier täg-lich 200 Busse fahren. Die Fahrspuren werden nur noch 2,65 Meter breit sein, zu-gunsten von Fußgängern- und Radfahrern, die mehr Raum erhalten werden. Es gilt dann eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. Im Bereich des Stadtzentrums wird es vier Kurzparkplätze vor den Ladengeschäften geben. Ein Infoabend soll in Kürze detailliert Auskunft geben über den Umbau des Inneren Rings.
Tiefgarage interessiert besonders
Von der Tiefgarage mit ihren knapp 220 Stellplätzen erhielten die Bruchköbeler bereits einen sehr konkreten Eindruck. Entsprechend de-tailliert wurde nach Zugän-gen und Kosten gefragt. 1,50 Euro pro Stunde müssen sie künftig bezahlen, wenn sie unter dem Stadthaus parken wollen. REWE-Kunden dür-fen 90 Minuten frei parken, die genauen Bedingungen sind noch in Absprache. Für E-Mobilität sind sechs Lade-punkte vorgesehen, ein Aus-bau des Angebots sei mög-lich. Von der Tiefgarage werden Markt und Stadthaus barrierefrei über Aufzüge und Rampe zu erreichen sein. Zur Barrierefreiheit gehört auch, dass die Türen motorisch be-trieben werden.
Stadtverwaltung und Restaurant im Stadthaus öffnen ihre Türen erst im Frühjahr 2022. Veranstaltungssaal, Foyer und Restaurant ermöglichen sehr unterschiedliche Veranstaltungsformate. Der Saal kann vom Restaurant aus betrieben werden, er kann auch solo gemietet werden. Ein externes Catering sei möglich. Fünf Vorschläge für verschiedene Restaurant-Konzepte werden derzeit beraten. Der Betreiber der Gastronomie im Bürgerhaus habe die Option, die Gastronomie nach Vorgaben der Stadt zu betrieben, abgelehnt, erklärte Bürgermeisterin Sylvia Braun auf Nachfrage. Das Restaurant soll künftig auch morgens öffnen.
Barrierefreiheit überall
Wie das Stadthaus werden auch die Außenanlagen barrierefrei gestaltet sein. Zwei Brücken verbinden die an-grenzenden Stadtteile mit dem neuen Zentrum, der Krebsbach wird in diesem Abschnitt deutlich sichtbar werden und soll in seinem Verlauf auch im Park mehr in Erscheinung treten. Mit Blick auf die angrenzenden Gebäude fragten die Bürger, wie es weitergehen soll. Das Fachwerkhaus an der Mühle stehe unter Denkmalschutz und die Hürden, das Areal für Wohnbebauung zu erschließen, seien sehr hoch, konnten die Bruchköbeler erfahren. Auch dass der Leerstand von Ladenflächen in der Innenstadt durchaus als Herausforderung und Aufgabe gesehen werde. Zur Belebung der Innenstadt könne man nicht mehr ausschließlich auf Handel setzen, so Andrea Weber, sondern man beziehe Dienstleistungen, soziale Dienste und Wohnen mit ein. Die Stadt betreibe ein Leerstand-Management und wolle zwei Flächen als Stadtladen und „Coworking-Space“ entwickeln. Zur Förderung der Innenstadt erhält die Kommune Landesmittel aus dem Programm „Zukunft Innenstadt“. Auch für Außenanlagen und die Aufwertung rund um den Krebsbach gebe es Mittel aus dem Städtebauförderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“.
Der Stadtumbau hat einen Prozess in Gang gesetzt, der sich in weiteren Projekten fortsetzen werde. Bürger seien eingeladen, an Ideen und Gestaltung aktiv mitzuwirken, erste Workshops seien bereits in Planung. (Ulrike Pongratz)