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CDU und FDP kritisieren Vorstoß von Stolz

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Von: Holger Weber-Stoppacher

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Kann das Schulzentrum Nord in Bruchköbel den Mangel an gymnasialen Plätzen lösen? Das ist eine Frage, die seit Längerem diskutiert wird. Landrat Thorsten Stolz hat die Diskussion jetzt befeuert.
Kann das Schulzentrum Nord in Bruchköbel den Mangel an gymnasialen Plätzen lösen? Das ist eine Frage, die seit Längerem diskutiert wird. Landrat Thorsten Stolz hat die Diskussion jetzt befeuert. © Axel Häsler

Bruchköbel – Steigende Einwohner- und Schülerzahlen machen nach Ansicht von Heiko Kasseckert ein weiteres gymnasiales Angebot im Westkreis notwendig – daran habe er keinen Zweifel, so der CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag. Insofern sei die CDU vom „unabgesprochenen Alleingang des Landrates“ überrascht, der sich zur Zukunft der Heinrich-Böll-Schule in Bruchköbel und der Integrierten Gesamtschulen insgesamt am Freitag geäußert hatte.

Für diese Frage sei durch die beiden Koalitionspartner eine Facharbeitsgruppe eingerichtet worden, der neben den Kreispolitikern auch schulische Fachleute angehören, so die CDU in einer Pressemitteilung. Schon jetzt sei absehbar, dass spätestens Mitte der 20er Jahre die gymnasialen Plätze im Westkreis auch in Zusammenarbeit mit der Stadt Hanau nicht mehr ausreichen würden. Dies sei allen insbesondere in der letzten Sitzung der Facharbeitsgruppe nach Vorstellung der aktuellen Zahlen durch den zuständigen Dezernenten Winfried Ottmann (CDU) klar geworden. An dieser Sitzung habe auch Landrat Stolz teilgenommen, so Kasseckert.

Containerlösungen erhöhen Druck

Ottmann hat nach Darstellung der CDU deshalb bereits im vergangenen Jahr Kontakt mit der Stadt Hanau zur vorzeitigen Verlängerung der bis 2024 geltenden Vereinbarung aufgenommen, um Planungssicherheit für bis zu 350 Plätze in gymnasialen Bildungsgängen an Hanauer Schulen zu erhalten. „An dieser Vereinbarung wollen wir festhalten“, macht Kasseckert deutlich. Allerdings können die Hanauer Plätze in naher Zukunft nur durch Containerlösungen an bestehenden Schulen bereitgestellt werden, was den Druck zur Schaffung eines erweiterten gymnasialen Bildungsangebotes im Westkreis aus Sicht der Christdemokraten erhöht. „Die Unterbringung in Schulcontainern kann nur das letzte Mittel sein, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken. Sie darf keine Dauerlösung werden.“

Die CDU fordert deshalb schon jetzt in der Facharbeitsgruppe eine eigene Lösung im Kreisgebiet. Der von Ottmann bereits eingeleitete Ausbau des Albert-Einstein-Gymnasiums in Maintal auf insgesamt neun Züge schaffe Linderung, reiche aber noch nicht aus. „Es ist die Aufgabe der Facharbeitsgruppe hierfür geeignete Vorschläge zu unterbreiten. Dabei werden die Integrierten Gesamtschulen (IGS) von der CDU grundsätzlich nicht infrage gestellt. Aber die Schullandschaft wird sich verändern“, erklärt Kasseckert. Entweder begegne man dem Bedarf mit einem neuen Gymnasium oder einer neuen Kooperativen Gesamtschule (KGS), wie etwa an der Otto-Hahn-Schule. In einer KGS sind Hauptschule, Realschule- und Gymnasium unter einem Dach ab Klasse 5 vereint.

CDU möchte an der HBS nichts verändern

Beide Konzepte, darin ist sich Kasseckert sicher, würden sich aber stark auf die vier Integrierten Gesamtschulen in Nidderau, Bruchköbel, Erlensee und Langenselbold auswirken. Insofern sei die Facharbeitsgruppe gut beraten darüber nachzudenken, ob an einer bestehenden IGS eine Entwicklung zu einer KGS möglich sei. Hierzu habe Ottmann bereits Vorschläge in die Gespräche eingebracht, die nun weiter fachlich erörtert würden. „Was mit der CDU nicht geht, ist die Überlegung, dass Schülerinnen und Schüler mit gymnasialem Leistungsniveau gegen den Elternwillen auf die Integrierten Gesamtschulen umgelenkt werden“, macht der CDU-Fraktionsvorsitzende deutlich. In der Verbindung der Heinrich-Böll-Schule mit dem LOG in Bruchköbel sieht er diese Schule aber bereits gut aufgestellt, sodass auch von Seiten der CDU keine Überlegungen angestellt werden, dort etwas zu ändern.

Kasseckert ist zuversichtlich, dass die Verantwortlichen in der Facharbeitsgruppe zu einer langfristig tragfähigen Lösung kommen werden, auch wenn der Landrat „unzuständigerweise während der laufenden Gespräche plötzlich in die Diskussion eingreift und damit mehr Unruhe als Klarheit gestiftet hat“, so Kasseckert.

Auch die FDP reagierte auf den Vorstoß des Landrates „Wir sehen dunkle Wolken in der Großen Koalition aufziehen“, so die Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Kreistag, Anke Pfeil. „Während alle Fraktionen darauf warten, dass der bereits Ende 2020 vorgelegte Entwurf des Schulentwicklungsplans nach seiner Zurückverweisung an den Bildungsausschuss endlich wieder zur Beschlussfassung vorgelegt wird, übt sich der Landrat im Alleingang, als habe er seinem Dezernenten das Thema Schulentwicklung weggenommen“, kommentiert Pfeil.

FDP: Passende Schufom für jedes Kind

Das nötige zusätzliche gymnasiale Bildungsangebot zwingend über die Integrierten Gesamtschulen sicherstellen zu wollen, unterbindet aus Sicht der FDP-Fraktion die erforderliche politische Debatte. Es zeuge dabei in erster Linie von ideologischer Getriebenheit, die dabei außer Acht lasse, dass es häufig dem Wunsch der Eltern entspreche, ein reines Gymnasium für ihre Kinder wählen zu können. „Wir sollten uns deshalb darauf konzentrieren, ein breit gefächertes Angebot für den gymnasialen Bildungsgang zur Verfügung zu stellen. Schließlich soll jedes Kind genau die Schulform auswählen können, die am besten zu ihm passt“, so Pfeil. Dieser Ansicht schloss sich auch die FDP Bruchköbel an, die sich für ein Vollgymnasium am Standort Bruchköbel starkmacht.  (how)

Heiko Kasseckert
Heiko Kasseckert © -
Fraktionschef der CDU
Fraktionschef der CDU © -

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