Chillen vertraglich gesichert

Bruchköbel – Chillen ohne Vertrag läuft nicht. Wer künftig im zweiten Geschoss des neuen Jugendzentrums in Bruchköbel ein wenig unbeaufsichtigt abhängen will, der muss zunächst eine Unterschrift leisten. Quasi eine Einverständniserklärung, dass er das Inventar im Obergeschoss pfleglich behandelt und den Raum so verlässt, wie er ihn vorgefunden hat.
„Kein Witz“, sagt David Dieschburg und lacht. Regeln gehören eben zum Leben.
Der Sozialpädagoge steht in dem besagten kärglichen Raum, in dem zurzeit nur zwei Sitzkissen darauf hindeuten, dass das einmal die Chillzone sein wird. Hängesessel, Spielkonsole, Fernseher und eine Sitzecke – das sind die Wünsche der Kids für diesen Platz. Überhaupt sind es vorwiegend die Ideen der Jugendlichen selbst, die derzeit in den neuen Räumlichkeiten an der Bruchköbeler Hauptstraße umgesetzt werden. Dort, wo vor Kurzem noch Pässe ausgestellt wurden, wird seit Tagen fleißig gearbeitet. Schon beim Ausräumen des alten Bürgerbüros haben die Jugendlichen fleißig mitangepackt. Tische und Schränke auseinandergebaut und die alte Empfangstheke aus dem Vorraum mit Hilfe des städtischen Bauhofs zu einer coolen Bar umgebaut, an der man künftig Getränke und kleine Speisen ordern kann.
Schnödes Flair vergessen machen
Stück für Stück sind die Jugendlichen an den Nachmittagen damit beschäftigt, den schnöden Flair des Bürgerbüros vergessen zu machen. „Das geht natürlich nur langsam, da brauchen wir schon ein wenig Geduld“, sagt Dieschburg und zeigt auf die alten Bürolampen, die irgendwann auch ausgetauscht werden sollen.
Um den Tisch von Sozialpädagogin Nicole Lenz bildet sich eine Traube Kids, die mit Farbkarten hantiert. Malern kommt bei den jungen Handwerkern besonders gut an. „Weil sie gleich danach sehen, was sie gemacht haben“, glaubt Dieschburg. Für den nächsten Tag hat er eine Tour in ein Möbelhaus in Hanau geplant. Dort sollen Sitzecken und auch Accessoires ausgesucht werden. Dafür hat man in den letzten Monaten gespart. „Weil wir wussten, dass der Umzug kommt, wurde das Budget nicht gänzlich verausgabt“, sagt er. In den Einkaufskorb müssen nach Ansicht von David, 12 Jahre, unbedingt LED-Lampen. Er hat auch schon eine genaue Vorstellung davon, wo die Beleuchtungen in der Gaming-Zone angebracht werden sollen. Zocken ohne die richtigen Lichteffekte gehe nun einmal nicht. Neben David auf dem Sofa sitzen Hella und Jessica (beide 15) und suchen im Internet nach Lampen mit dem passenden Design. „Wir freuen uns riesige darauf, wenn hier alles fertig ist“. Mit dem neuen Jugendzentrum verbinden sie vor allem eine Hoffnung: „Dass wir hier noch viele weitere Jugendliche kennenlernen“, sagt Hella.
Platz für neue Angebote
David Dieschburg führt derweil weiter durch die Räume, die Platz für neue Angebote bieten. Ein Seminarraum beispielsweise wird mit Beamer und Leinwand ausgestattet. Hier können Filme gezeigt werden. Gleichzeitig dürfen ihn aber auch andere städtische Institutionen nutzen. So zum Beispiel die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Repair-Cafés, die einmal im Monat zusammenkommen. Aber auch für Versammlungen von Vereinen wäre der Raum geeignet, macht Dieschburg klar, dass das Zentrum auch ein Ort der Begegnung sein kann. Der Saal ist durch einen Aufzug erreichbar und garantiert somit auch Barrierefreiheit.
Dieschburg und Lenz werden ihr Büro ebenfalls vor Ort haben und verzichten auf den Umzug ins neue Stadthaus. „Kein Jugendlicher käme zu uns rüber mit einem Problem“, sagt er. „Da müssen wir schon vor Ort sein.“ (Von Holger Weber)
