Bruchköbel: Auszeichnung für Chef der Feuerwehr-Kapelle

Bruchköbel – Nach einer über zweistündigen Jahreshauptversammlung gab es zum Abschluss noch eine außergewöhnliche und bemerkenswerte Auszeichnung für den Mann, der den ganzen Abend Verdienstmedaillen und Urkunden übergeben und persönliche Worte für die Geehrten gefunden hatte: Geehrt wurde Rainer Müller. Der Vorsitzende der Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Bruchköbel wurde mit dem Landesehrenbrief ausgezeichnet.
Überreicht wurde die Urkunde von Iris Schröder, Kreisbeigeordneter des Main-Kinzig-Kreises, die in Vertretung von Landrat Thorsten Stolz gekommen war.
Schröder sagte, es hätte dem Landrat sicher sehr gefallen, dass der Ehrungsteil länger gedauert hat als der formale Teil der Versammlung. „"Aus Freude an der Musik", so lautet das Motto des Vereins, und Musik steht hier im Mittelpunkt. Doch ein Verein, das sind die Menschen, die viele Dinge bewegen. Es sind die, die sich nicht unterkriegen lassen und einige besondere Menschen wurden heute hier geehrt.“ Für den Main-Kinzig-Kreis ehre sie heute Abend einen ganz besonderen Menschen. „35 Jahre Vorsitzender des Vereins, lange zweiter Vorsitzender und Zeugwart – das sucht seinesgleichen.“ Als Dank und Zeichen der Anerkennung überreichte Schröder den Ehrenbrief an Rainer Müller. Für den Vereinsvorsitzenden war es ein versöhnlicher Abschluss einer langen Sitzung, an deren Beginn eine bittere Corona-Bilanz stand. Denn die Vereins-Ehrungen und die Ehrungen des Hessischen Musik-Verbandes (HMV), die während der JHV standgefunden hatten, sollten in einem ganz anderen, feierlichen Rahmen erfolgen. Für den 14. März hatte die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr zur akademischen Feier eingeladen. Nach langen Vorbereitungen sollten das 110-jährige Bestehen angemessen und würdig begangen werden. Doch dann wurde die Jubiläumsfeier als eine der ersten Veranstaltungen abgesagt.
Wegen Corona alles abgesagt
Als Rainer Müller den Vorstandsbericht vortrug, wurde das ganze Ausmaß des Corona-Dramas im Zeitraffer sichtbar: monatelange Arbeit, alle Proben, Festvorbereitungen – alles umsonst. Alle Konzerte, Auftritte, die Konzertreise nach Imst – abgesagt. Immerhin, die neue Satzung ist in Kraft gesetzt worden und man hat damit begonnen, Vereinsdaten wie Bilder, Schriftverkehr und Notensätze zu digitalisieren. Ganz bitter für die Kapelle ist jedoch: Das Jugendblasorchester ist nicht spielfähig. Auch dass die Zahl der Vereinsmitglieder von 314 auf 292 gesunken ist und keine neuen Mitglieder gewonnen werden konnten, stimmt nachdenklich. Müller appellierte an alle Mitglieder, an der „Herkulesaufgabe Jugendarbeit und Jugendorchester“ mitzuwirken. Nach dem formalen Teil durften zahlreiche Mitglieder Ehrenurkunden des Vereins und des Hessischen Musikverbandes (HMV) sowie des Bundesverbandes in Empfang nehmen. Christof Degen, Vorsitzender des HMV, überreichte an zwölf Mitglieder Verdienstmedaillen in Gold mit Diamant, in Gold und in Bronze sowie Ehrenurkunden. Rainer Müller ehrte die Mitglieder für ihre 25-, 40- und 50-jährige Vereinstreue und Mitarbeit.
Seit 65 Jahren bereits ist Horst Zöllner ein treues Mitglied des Vereins. Vor 70 Jahren trat Klaus Gericke als Posaunist in das Jugendorchester ein. Von 1977 bis 2002 wirkte er als Chefdirigent und hat nach dem Dirigat als Posaunist den Wiedereinstieg in das Orchester gefunden. Bis heute steht Gericke am Volkstrauertag als Dirigent zur Verfügung. Zu den treuesten Mitgliedern gehören auch Ernst Jedlitschka, der zwölf mal das Amt des Revisors innehatte und Werner Zimmermann, von 1958 bis 1965 Kassierer des Vereins. Er spielt nicht nur Waldhorn, sondern ist unabkömmlich bei Festschriften, Plakaten oder der Gestaltung der Vereins-Ehrennadeln, die er entworfen und gezeichnet hat.
Braun: Besondere Herausforderungen auch neue Chancen
Bürgermeisterin Sylvia Braun ging in ihrem Grußwort zunächst auf die großen Enttäuschungen ein. Besondere Herausforderungen bedeuteten aber auch neue Chancen, so Braun. Die ehrenamtliche Jugendarbeit sei eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe für die Jugend, die von der Stadt geschätzt werde. Dennoch bat Vorstand Rainer Müller die Bürgermeisterin, Stadtrat Oliver Blum und Stadtverordnetenvorsteher Guido Rötzler, sich Gedanken über einem Kulturbeauftragten zu machen.
Der Ausblick in das kom-mende Jahr immerhin mache Mut: Zum Konzert am 28. Mai wird Komponist Kurt Gäbler erwartet. Unter seinem Dirigat wird – im neuen Stadthaus zum 111-jährigen Bestehen – das Musikstück zur Aufführung kommen, das er für den 110. Geburtstag komponiert hatte. (Ulrike Pongratz)