Nahverkehr
Zusätzlicher Haltepunkt auf der Strecke zwischen Hanau und Friedberg im Gespräch
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Ein zusätzlicher Haltepunkt in Bruchköbel auf der Bahnstrecke zwischen Hanau und Friedberg? Das könnte bald Realität werden.
Bruchköbel – „Nächster Halt: Kirlesiedlung.“ Gut möglich, dass diese Durchsage eines Tages im Zug von Hanau nach Friedberg erklingt. Technisch wäre es nach Ansicht von Experten möglich, einen zusätzlichen Haltepunkt im Bruchköbeler Süden einzurichten. Das ist eine Erkenntnis der Studie, über deren Ergebnisse die Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern in dieser Woche Auskunft gab.
Dafür müssten am Streckenabschnitt Kirlesiedlung Bahnsteige, Sicherungstechnik und gegebenenfalls Querungen und Zuwegungen neu hergestellt werden. Das Gutachten war von der IHK, der Kreisverkehrsgesellschaft Main Kinzig (KVG) sowie den Städten Hanau, Bruchköbel, Erlensee und Nidderau bei einem Fachbüro in Auftrag gegeben worden.
Keine Erkenntnisse über haltpunkt in Roßdorf
Bisher hält der Zug nur am Bruchköbeler Bahnhof. Prüfen lassen hatten die Auftraggeber auch, ob es auch in Roßdorf/Niederissigheim einen weiteren Haltepunkt geben könnte. Darüber liegen jedoch noch keine Erkenntnisse vor. Die Studie wird nach Angaben der IHK gerade noch überarbeitet und soll erst in der kommenden Woche der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Mit dem Gutachten haben die betroffenen Städte sowie IHK und KVG vor allem zwei Dinge bezweckt: Sie haben deutlich gemacht, dass beim Ausbau des öffentlichen Schienenverkehrs noch viel Luft nach oben ist. Und: Sie haben den Druck auf die Bahn erhöht, auf der Strecke tätig zu werden.
Das Ergebnis der Studie rief erste Reaktionen hervor. Bruchköbels Bürgermeisterin Sylvia Braun (FDP) meinte, es sei ein guter Anfang gemacht worden. Jetzt gelte es, dran zu bleiben und im Interesse aller Akteure, die die Studie in Auftrag gegeben hätten, dafür zu kämpfen, dass die Pläne auch umgesetzt würden.
Auch Uwe Ringel, Fraktionsvorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, freute sich über das Ergebnis. Allein die Zahl und die Bedeutung der Auftraggeber zeige deutlich auf, wie wichtig eine verbesserte Anbindung für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region sei.
„Bahn hat schon oft erklärt, was alles nicht möglich ist“
Die FDP im Bruchköbeler Stadtparlament begrüßte es, dass „ganz klar die Möglichkeiten, die im weiteren Ausbau des ÖPNV stecken, dargestellt wurden“, so der Ortsverbandsvorsitzende Philipp Rodi. Das Gutachten sei ein gutes Instrument, das die Verwaltung bei zukünftigen Gesprächen und Verhandlungen mit der Bahn unterstützen und diese Gespräche hoffentlich voranbringen werde, meinte der FDP-Ortsvorsitzende.
„Die Bahn hat uns schon so oft erklärt in Gesprächen mit der örtlichen Politik und der Verwaltung, was alles nicht möglich ist, und deswegen ist es gut, dass wir nun einmal ganz unabhängig eine Bewertung der Möglichkeiten vorliegen haben, auch wenn dies natürlich alles Zukunftsmusik ist. Fürs Erste wären wir schon froh, wenn die Bahn endlich unseren Bahnhof umbauen würde, was seit dem Jahr 2016 angekündigt ist“, ergänzt die Fraktionsvorsitzende der FDP Bruchköbel, Katja Lauterbach.
Auch die JuLis Bruchköbel (Junge Liberale) sehen eine bessere Bahnanbindung als große Chance, junge Leute in ihren Heimatstädten zu halten: „Auch wenn wir nah an Frankfurt leben, so sind wir immer noch ländlich strukturiertes Gebiet. Wenn wir den Wegzug junger Menschen verhindern und eine Identifikation mit ihren Heimatstädten schaffen möchten, müssen wir das Angebot auf der Schiene nachhaltig ausbauen“, merkt die JuLi-Vorsitzende Lisa Heck an.
„Noch dicke Bretter zu bohren“
Dass das Projekt nun schnell zur Umsetzung kommt, daran glaubt allerdings keiner. Da seien noch einige dicke Bretter zu bohren, meint Bürgermeisterin Braun, die befürchtet, dass man bei den Menschen Erwartungen geweckt habe, die sich so schnell nicht erfüllen ließen. Erst einmal müsse man nun die Deutsche Bahn davon überzeugen. Und selbst wenn dies gelingt, können noch viele Jahre ins Land gehen, bis überhaupt mit der Arbeit begonnen werde.
Veränderungen im Verkehrsnetz sind langwierig und komplex. Ein Beispiel dafür finden die Bruchköbeler direkt vor ihrer Haustür. Bereits 2016 sollte der Umbau des Bruchköbeler Bahnhofs abgeschlossen sein. Bis heute ist auf dem Bahngelände nichts passiert. Erst im Februar 2024 soll es losgehen, wie eine Bahnsprecherin auf Anfrage unserer Zeitung jetzt mitteilte. Ein Grund ist offenbar der viergleisige Ausbau der Main-Weser-Bahn, durch den derzeit Züge über die Strecke von Friedberg nach Hanau umgeleitet werden. Dadurch wird es schwierig, Sperrzeiten zu finden, die für den Umbau des Bahnhofs in Bruchköbel benötigt werden.
Drei Millionen für den Bahnhofsumbau
Drei Millionen Euro will die Bahn in den Ausbau und die Barrierefreiheit des Bahnhofs investieren. Ein zentrales Element ist der Bau eines Außenbahnsteiges, der den bisherigen Mittelbahnsteig ersetzen soll. Beide Bahnsteige sollen den Plänen zufolge durch eine Personenunterführung verbunden werden. Auch soll durch den Bau zweier Aufzüge eine Barrierefreiheit hergestellt werden. Der Bahnhof, der derzeit nur durch einen Gang innerhalb des in Privatbesitz befindlichen Empfangsgebäudes zugänglich ist, wird darüber hinaus auch noch seitlich des Gebäudes jeweils neue Zugänge erhalten. Dies soll die Laufwege vom Parkplatz merklich verkürzen.
Einen Termin für den Start der Umbauarbeiten gibt es noch nicht.
(Von Holger Weber-Stoppacher)