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Die Titanic nimmt Kurs auf Fasching

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Gewaltige Ausmaße: 16 Meter lang und 3,50 Meter breit ist die Issgemer Titanic. Sie ist bereit, um bei den heimischen Karnevalsumzügen in See zu stechen. Die Issgemer Buben haben ganze Arbeit geleistet.
Gewaltige Ausmaße: 16 Meter lang und 3,50 Meter breit ist die Issgemer Titanic. Sie ist bereit, um bei den heimischen Karnevalsumzügen in See zu stechen. Die Issgemer Buben haben ganze Arbeit geleistet. © Sascha Reich
Stabil gebaut: Das Schiff muss vor dem Umzug auch noch vom TÜV abgenommen werden.
Stabil gebaut: Das Schiff muss vor dem Umzug auch noch vom TÜV abgenommen werden. © -

Bruchköbel – „ Keine Panik auf der Titanic. Jetzt trinken wir erst mal einen Rum mit Tee“, singt Udo Lindenberg in „Hoch im Norden“. Und ebenso entspannt und routiniert geht es auf dem Katrin-Hof in Niederissigheim zu. Die Holzkohle im Grill glüht. Das Bier steht bereit. Auf dem Schiff streicht einer der Issgemer Buben fleißig vor sich hin, während der Rest der Mannschaft diskutiert, wie die Vorgaben des TÜV zu implementieren sind.

In Niederissigheim hat die Feinarbeit für den Faschingsumzugswagen begonnen, dessen Vorbild eines der bekanntesten Schiffe weltweit ist: die Titanic. In kleinerem Format und überwiegend aus Holz, dennoch genauso ambitioniert. Für die Faschingswagenbauer, die „Issgemer Buben“, ist dieses Schiff mit einem Gewicht von fast sechs Tonnen, einer Länge von 16 Metern, 3,50 Metern Breite und 7,20 Metern Höhe eines ihrer bisher größten und teuersten Projekte. Wie es zu dieser Idee kam? Mitglied Paul Bernges erklärt es durch die Verbindung des Jubiläumsjahres der Titanic und dem Start der Faschingszeit. Die Titanic wurde vor 111 Jahren fertiggestellt, und am 11.11. begann bekanntermaßen die närrische Zeit. „Das hat einfach gut zusammengepasst.“ Und weitere 1000 Jahre wollten die Bube nicht warten.

Kosten auf rund 11000 Euro gestiegen

Die Titanic zu bauen, die seiner Zeit das größte Passagierschiff der Welt war, war für die Reederei White Star Line eine kostspielige Angelegenheit. Für die Issgemer Bube sieht es nicht anders aus. Paul Bernges zieht Bilanz: „Der Wagen hat sonst immer um die 7000 bis 8000 Euro gekostet. Dieses Jahr sind wir schon bei 10 000, und wenn wir fertig sind werden es bestimmt 11 000 sein.“

Die Größe der Niederissigheimer Titanic, mit ihren vier ausfahrbaren Schornsteinen samt Nebelmaschinen zur Raucherzeugung mag vordergründig der Anlass für den Anstieg der Kosten sein, doch der eigentliche Grund steckt in einem viel kleineren Detail, dem Wurfmaterial. Die Kamelle hat sich im Preis mehr als verdoppelt. Desweiteren muss ein Wagen, der am Faschingsumzug teilnehmen will, vom TÜV geprüft werden, und diese Prüfung lässt sich der Technische Überwachungs-Verein mit 200 Euro vergüten. Das alles finanzieren die Issgemer Bube mit Geldern von Sponsoren und „aus eigener Tasche“.

Trotzdem lassen sie sich die Laune nicht verderben und arbeiten fleißig an der Fertigstellung des Wagens. Denn dieser Faschingsumzug ist der erste seit Beginn der Pandemie. Februar 2020 war das letzte Mal, dass die Issgemer Bube ihren Umzugswagen durch die Reihen der Narren fahren durften. Jetzt, drei Jahre später, wollen sie wieder für Stimmung sorgen und dafür hat man sich schon seit Dezember des vergangenen Jahres an die Arbeiten gemacht.

Die Gruppe von Freunden baute ihren ersten Wagen 2013, und nun, mit einer Dekade an Erfahrung, gehören die Niederissigheimer zu den Veteranen der Wagenbauer. Doch wie bei so vielen Freundeskreisen geht auch an den Buben die Zeit nicht spurlos vorbei.

Acht bis zehn Leute werkeln an dem Schiff

Mit dem Älterwerden kommen neue Verantwortungen. Arbeit und Familie lassen eine selbstständige Freizeitgestaltung manchmal nicht mehr zu. So müssen auch die Issgemer Bube auf den ein oder anderen verzichten. „Der eine macht seinen Meister, ein anderer ist bei der Bundeswehr. Man wird halt älter“, sagt Paul Bernges und lacht. Doch die Bube machen weiter. Ein Qualitätsverlust in ihren Umzugswagen ist nicht abzusehen. „Wir bauen schon seit dem dritten Advent. Jeden Freitag- und Samstagnachmittag treffen wir uns. Acht bis zehn Leute sind wir dann. In dem Schiff stecken mindestens 1000 Arbeitsstunden.“ Das Schiff samt Crew kann bei den folgenden Faschingsumzügen bestaunt werden: am 18. Februar in Dörnigheim, am 19. in Niederissigheim, am 20. in Mühlheim und am 21. in Friedberg. (Von Sascha Reich)

Schornsteine mit Seiten des HA beklebt: Die Aufbauten lassen sich hoch und runter fahren.
Schornsteine mit Seiten des HA beklebt: Die Aufbauten lassen sich hoch und runter fahren. © -

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