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Bruchköbeler Eltern frustriert

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Von: Holger Weber-Stoppacher

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Für Kinder gibt es nicht nur in Bruchköbel keine ausreichende Zahl an Erzieherinnen und Erziehern. In der Stadt wird der Konflikt jedoch besonders heftig ausgetragen.
Für Kinder gibt es nicht nur in Bruchköbel keine ausreichende Zahl an Erzieherinnen und Erziehern. In der Stadt wird der Konflikt jedoch besonders heftig ausgetragen. © dpa

Bruchköbel – Gut war das Verhältnis zwischen der Elternvertretung der Bruchköbeler Kindertagesstätten sowie dem Fachbereich im Rathaus schon vorher nicht. Jetzt ist es jedoch gänzlich zum Bruch gekommen. Der Vorstand des Gesamtelternbeirats, der alle Elternbeiräte der acht Bruchköbeler Kindertagesstätten vertritt, hat rund zwei Monate vor den ohnehin anstehenden Neuwahlen die Brocken hingeworfen.

Dies geht aus einem Protokoll der letzten Sitzung des Gremiums hervor, das unserer Zeitung vorliegt. „Da der Vorstand in der derzeitigen, enttäuschenden Arbeit mit dem Fachreferat keine Zukunft mehr sieht, legt dieser seine Ämter geschlossen und mit sofortiger Wirkung nieder“, heißt es darin.

Fragenkatalog nicht beantwortet

Was war passiert? Der Tropfen, der bei den Elternvertretern das Fass zum Überlaufen gebracht hat, war nach deren Darstellung die Weigerung des Fachreferats, einen Fragenkatalog des Gesamtbeirats schriftlich zu beantworten. Darin ging es um die aktuellen Probleme wie beispielsweise den Personalmangel in den Kindertagesstätten, das Fehlen von Hortplätzen und vieles mehr. Insgesamt umfasste der Katalog 14 Punkte. „Die Antworten, die wir uns schriftlich erhofft hatten, sollten eigentlich dazu dienen, künftig Missverständnisse zu vermeiden und die Interpretationsspielräume beider Seiten zu verringern“, so der bisherige Vorsitzende des Gesamtelternbeirats, Frank Gummert, gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Es seien immer wieder Gerüchte und Falschinformationen im Umlauf gewesen. „Mit dem Katalog wollten wir alle strittigen Punkte festhalten. Darauf hätten sich dann beide Seiten berufen können“, erläuterte Gummert. Statt erschöpfender Antworten erreichte den GEB aus dem Fachreferat jedoch nur ein kurzes Schreiben, in dem der Fachbereichsleiter Andreas Kalski seine Verwunderung über die eingeschickten Fragen Ausdruck verlieh. Zudem wies er darauf hin, dass alle Themen doch bereits mehrfach besprochen worden seien. Man halte es für sinnvoller, weiterhin im Gespräch Missverständnisse auszuräumen, betonte Kalski.

Bürgermeisterin Sylvia Braun verteidigte gestern das Vorgehen des Fachbereichsleiters. „Auch ich halte es für besser, weiter im Gespräch die Probleme zu benennen und Lösungen zu suchen.“ Zudem habe es in der Vergangenheit viele Treffen zwischen den städtischen Vertretern sowie dem GEB gegeben. Dort seien regelmäßig Protokolle geführt worden. „Es gibt die schriftlichen Antworten auf die Fragen also schon“, entgegnete die Bürgermeisterin.

Kern des Konflikts ist der Mangel an Erzieherinnen

Im Kern des Konflikts geht es um die die Strategien, wie man den Mangel an Erzieherinnen beheben kann. Dem GEB sei bekannt, dass der Arbeitsmarkt für Erzieherinnen und Erzieher bundesweit sehr angespannt sei. „Dies kann aber nicht als omnipotente Ausrede der Stadt Bruchköbel für die derzeitige Situation in den Kitas genutzt werden, zumal es Möglichkeiten gibt, neues Personal zu gewinnen und altes zu halten“, heißt es im Protokoll der letzten Sitzung. Bis auf zwei Plakate seitens der Stadt Bruchköbel seien keine erkennbaren Maßnahmen erfolgt. Es sei seitens des GEB beispielsweise eine ausführliche schriftliche Analyse der Stellenausschreibungen aus den Nachbarkommunen vorgelegt worden, um Optimierungsbedarf aufzuzeigen. Bis heute habe der GEB hierzu weder eine Antwort vom Fachreferat erhalten noch sei organisatorisch darauf reagiert worden.

Die Bürgermeisterin widerspricht dem Vorwurf, man tue zu wenig gegen den Personalmangel, vehement. Unter anderem habe man erst kürzlich im Fachbereich eine zusätzliche Verwaltungskraft eingestellt, um die Leiterinnen in den Kitas zu entlasten. Auch seien die Leitungsteams von zwei auf drei erhöht worden. Nicht zuletzt zahle man übertariflich für die Ausbildung der Erzieherinnen.

Was hat der Rücktritt jetzt für Folgen? „Zunächst keine“, sagt Braun. Derzeit würden in den Kitas die Elternbeiräte gewählt. Diese wiederum bestimmen den Gesamtelternbeirat. Und an dem neuen Gremium liege es, einen neuen Vorstand zu wählen. (Von Holger Weber-stoppacher)

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