Oberissigheimer Gemeindehaus soll erhalten werden

Bruchköbel – Eine Begegnungsstätte für Vereine und alle Generationen im Ort zu schaffen. Das ist das erklärte Ziel eines Vereins, der sich jetzt in Oberissigheim gegründet hat und den Zweck hat, die Trägerschaft für das evangelische Gemeindehaus in dem Bruchköbeler Stadtteil zu übernehmen. Am Montagabend wollen die Mitglieder ihr Konzept im Rahmen einer Versammlung im Gemeindehaus vorstellen.
Der Vorstand der Kirchengemeinde Issigheim, die sich über die beiden Bruchköbeler Stadtteile Ober- und Niederissigheim erstreckt, hatte bereits vor mehr als einem Jahr seinen Mitgliedern vom Beschluss berichtet, das Gemeindehaus verkaufen zu wollen. Ein Grund ist die geringe Nutzung des Gebäudes, erläutert Dr. Matthias Herget, der stellvertretende Vorsitzende und Sprecher des Gremiums. Regelmäßig genutzt werde das Gemeindehaus nur noch von der Frauenhilfe. Ansonsten hätten im vergangenen Jahr lediglich acht Trauerkaffees nach Beerdigungen sowie vier weitere Veranstaltungen in dem Haus mit einer Grundfläche von 370 Quadratmetern stattgefunden. Ausschlaggebend für die Entscheidung ist jedoch vorwiegend die finanzielle Belastung durch das Gemeindehaus. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen, die mit geringeren Zuschüssen seitens der Landeskirche einhergehen, geht es der Kirchengemeinde Issigheim wie vielen anderen Gemeinden: Man kann sich einen großen Immobilienbestand nicht mehr leisten. Erschwert wird die Situation zusätzlich durch die steigenden Energiekosten. Der Kirchenvorstand in Issigheim verwaltet allein sechs Gebäude: die Kirchen in Nieder- und Oberissigheim, jeweils ein Gemeindehaus in den Ortsteilen, ein Pfarrhaus in Niederissigheim und darüber hinaus eine Kita. „Eigentlich reichen die Zuschüsse der Landeskirche nur noch für ein Gemeindehaus“, macht Herget die finanzielle Lage deutlich. Für das Gemeindehaus gebe es derzeit zwei Interessenten, berichtet der stellvertretende Vorsitzende.
Zwischenzeitlich hatte auch die Stadt Bruchköbel Interesse an dem Gebäude angemeldet. Die Pläne, in dem Gebäude Unterkünfte für die stetig steigende Zahl von Geflüchteten einzurichten, hat die Stadt jedoch aus Kostengründen wieder fallen gelassen.
Ein Mehrgenerationenhaus
Der neue Verein will das Gebäude jetzt für die Bürger und die örtlichen Vereine herrichten. „Es soll ein Mehrgenerationenhaus werden“, beschreibt Marco Pirskalla aus dem Vorstand grob die Zielrichtung. In Oberissigheim gebe es immer weniger Orte für gemeinschaftliches Zusammenkommen. Deshalb gelte es, das Gemeindehaus zu erhalten. Es könnte ein Ort für Feiern, Veranstaltungen oder Gruppen sein, die sich dort treffen könnten. Ein Teil könne aber auch für gewerbliche Zwecke vermietet werden, erklärt Pirskalla.
Matthias Herget wundert sich über den Zeitpunkt der Vereinsgründung. Man habe bereits vor einem Jahr bei den örtlichen Vereinen nachgefragt, ob bei diesen Bedarf an zusätzlichen Räumen bestehe und gleichzeitig die Nutzung des Gemeindehauses angeboten. Darauf habe sich aber niemand gemeldet, so Herget. Dennoch: Der Kirchenvorstand sei grundsätzlich bereit, über das Modell des Vereins zu sprechen. Zwei Dinge seien jedoch Voraussetzung, so Herget. Auf die Kirchengemeinde dürften keine weiteren Unterhaltungskosten zukommen. Und außerdem müsse das Projekt nachhaltig sein.
Die Frage wird sein, ob der Verein das Geld aufbringen kann, um die anfallenden Kosten zu tragen. Herget schätzt den Bedarf auf mindestens 20 000 Euro jährlich. Etwa 10 000 Euro für laufende Kosten wie Heizung, Strom und Wasser und rund 10 000 Euro für die Bildung von Rücklagen.
Gedanken zur Finanzierung gemacht
Über die Finanzierung hat sich der Verein laut Pirskalla auch schon Gedanken gemacht. Das Gebäude könnte von Mitgliedsbeiträgen und auch Sponsoren getragen werden, sagt er. Zum Treffen am Montag sind auch Bruchköbels Bürgermeisterin Sylvia Braun und Landrat Thorsten Stolz eingeladen worden. Es ist naheliegend, dass sich auch die öffentliche Hand an dem Projekt in Oberissigheim beteiligen soll.
Der Verein möchte sein Vorhaben im Rahmen einer Informationsveranstaltung am Montag, 27. Februar, im evangelischen Gemeindehaus präsentieren. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. (Von Holger Weber-stoppacher)