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Hilfe auf dem Dach der Welt

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Von: Holger Weber-Stoppacher

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Volker Meyer bei der Arbeit. Bei seinen Besuchen in Nepal misst er regelmäßig die Sehstärke von 250 Kindern in seinem sogenannten Eye-Camp. Das dauert jedes Mal etwa drei Tage.
Volker Meyer bei der Arbeit. Bei seinen Besuchen in Nepal misst er regelmäßig die Sehstärke von 250 Kindern in seinem sogenannten Eye-Camp. Das dauert jedes Mal etwa drei Tage. © Privat
Eines der Schulgebäude: Das Dach muss dringend renoviert werden.
Eines der Schulgebäude: Das Dach muss dringend renoviert werden. © -

Bruchköbel – Lebensfreude und Herzlichkeit sind es, die Volker Meyer in den Sinn kommen, wenn er an Nepal denkt. Und dabei sind die Lebensumstände für die meisten der rund 30 Millionen Einwohner auf dem Dach der Welt alles anderes als rosig. Nepal gehört zu den 20 ärmsten Ländern der Welt.

Der Bruchköbeler Optikermeister und seine Frau Gaby Wutschke haben ein sehr inniges Verhältnis zu dem Himalaja-Staat und dessen Menschen, seit sie dort mit großem Engagement eine Schule unterstützen und sich in dem Internat um die Kinder mit Sehschwächen kümmern.

250 Kinder aus armen Verhältnissen

Das „Bright Horizon Children’s Home“ in einem kleinen Ort in der Nähe der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu wurde 2000 von einer Schweizerin gegründet. Dort werden 250 Kinder aus armen Verhältnissen unterrichtet, die meisten sind Waisen oder Halbwaisen. 200 leben auch in der Einrichtung und werden dort verpflegt. Die Unterrichtssprache ist Englisch. Manche der Kinder müssen mehrtägige Fußmärsche in entlegene Täler zurücklegen, wenn sie ihre Familien besuchen wollen.

Erstmals kamen Volker Meyer und seine Frau Gaby 2000 mit dem Projekt in Kontakt. Nach der Rückkehr von ihrem ersten Trekking-Urlaub in Nepal berichtete ihnen ein Arbeitskollege von Gaby Wutschke, dass seine Schwiegermutter, die Schweizerin Marlies Kornfeld, in Nepal ein Grundstück gekauft hatte, um dort eine Schule mit angeschlossenem Wohnheim zu bauen. Es wurden Paten gesucht. Die Bruchköbeler entschlossen sich spontan zu einer Patenschaft. Von nun an finanzierten sie die Ausbildung der kleinen Surya Mukhi. Mit Erfolg. „Sie ist mittlerweile Lehrerin an einer staatlichen Schule geworden“, sagt Volker Meyer. Erst vor wenigen Wochen haben sie sie nach langer Zeit wiedergesehen.

2015 zwei Patenschaften übernommen

Zunächst einmal blieb es bei der einen Patenschaft, bis das Bruchköbeler Ehepaar 2015, nach einer beruflichen Konsolidierung, zwei weitere Patenschaften übernahm: für Tashi, einen Halbwaisen, dessen Vater als Träger am Fuße des Mount Everest arbeitet. Und Pooja, deren Mutter die Familie allein versorgen muss, seitdem ihr Mann nach einem Unfall behindert ist. „Wir haben die Kinder gleich in unser Herz geschlossen“, sagt Meyer.

Doch die beiden Bruchköbeler wollten nicht nur mit Patenschaften helfen, sondern sich selbst einen Eindruck von dem Projekt verschaffen, bei dessen Gründung sie damals initial geholfen hatten. „Wir waren gleich begeistert von dem Engagement und der Einrichtung“, berichtet Volker Meyer. Ein Jahr später, 2017, besuchten sie die Schule erneut und Meyer beschloss, als Augenoptikermeister sein Wissen und Können zum Wohle der Kinder einzubringen, von denen viele nur schlecht mit Brillen versorgt waren.

Jährlicher Besuch

Jährlich besucht er nun gemeinsam mit seiner Frau das „Bright Horizon Children’s Home“, um die Augen der 250 Kinder zu testen und bei Bedarf mit Brillen zu versorgen. Die Gestelle bringt er aus Deutschland mit, die Gläser lässt er von einem örtlichen Optiker herstellen. „Wir wollten ja nicht den Kollegen vor Ort Konkurrenz machen“, sagt Meyer. Unterstützt wird das Ehepaar aus Bruchköbel dabei von einer jungen Nepalesin, die Meyer an der Fachhochschule in Aalen kennengelernt hat, in der er gelegentlich als Lehrbeauftragter arbeitet. Sie kann übersetzen und bringt als Optometristin das nötige Fachwissen mit. „Silu ist für uns von unschätzbarem Wert“, sagt Meyer. Im Gepäck hat der Bruchköbeler immer rund 50 bis 100 Brillengestelle, die meist von Kunden in seinem Bruchköbeler Geschäft aussortiert worden, aber noch in sehr gutem Zustand sind.

Drei Tage lang nimmt er sich dann vor Ort Zeit, um zu testen und vermessen und mit dem örtlichen Augenoptiker die Gläser zu besprechen. Während die Brillen dann fertiggemacht werden, gehen die Bruchköbeler ein paar Tage auf Trekkingtour. Und vor der Abreise nach Hause werden die Brillen dann bei den Kindern noch angepasst, erzählt er.

In diesem Jahr gleich zweimal geflogen

Weil man während der Corona-Pandemie auf die Reise nach Nepal verzichten musste, sind Volker Meyer und Gaby Wutschke in diesem Jahr gleich zweimal geflogen. Die Koffer, in denen auf der Hintour die Brillengestelle transportiert werden, sind auf dem Rückflug mit bunten und handgefertigten Schals gefüllt, die vor Ort hergestellt worden sind. „Die verkaufen wir regelmäßig zum Weihnachtsmarkt in Bruchköbel.“ Der Erlös geht vollständig zugunsten der Schule, die im Moment sehr großen finanziellen Bedarf hat. Der Grund: Die Dächer müssen dringend saniert werden. An vielen Stellen sind sie undicht geworden. Durch die Feuchtigkeit sei in vielen Räumen bereits Schimmel zu sehen, sagt Meyer und zeigt ein paar Bilder, auf denen man die Schäden deutlich sehen kann.

In der Heimat hält Meyer, der in Bruchköbel Vorsitzender des Marketing- und Gewerbevereins ist, auch Vorträge über das „Bright Horizon Children’s Home“ und seine ehrenamtliche Arbeit vor Ort. Zuletzt berichtete der Optiker bei den Lions in Bruchköbel über sein Engagement im Himalaja und bekam dort nicht nur Lob, sondern auch eine finanzielle Unterstützung: „Volker hat uns nicht nur die bunten Bilder der Touristenkataloge gezeigt, sondern ein Bild vermittelt, wie es abseits der Bergsteigerrouten in dem Land aussieht“, sagte Hans-Jürgen Heck, der amtierende Präsident der Lions, und überreichte neben dem Lions-Clubwimpel auch eine Spende für das „Bright-Horizon-Projekt“.

„Wir freuen uns natürlich über das Geld, das für die Existenzsicherung der Schule wichtig ist“, sagt Meyer. Aber darüber hinaus berichte er auch so gerne über die tolle Arbeit, die in den Bergen Nepals geleistet werde. (Von Holger Weber-stoppacher)

Gaby Wutschke, Volker Meyer und ihr mittlerweile erwachsenes erstes Patenkind Suryha Mukhi.
Gaby Wutschke, Volker Meyer und ihr mittlerweile erwachsenes erstes Patenkind Suryha Mukhi. © -
Viele der Kinder in der von einer Schweizerin gegründeten Schule sind Waisen oder Halbwaisen.
Viele der Kinder in der von einer Schweizerin gegründeten Schule sind Waisen oder Halbwaisen. © -

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