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Jugendarbeit in Bruchköbel: Immer im Gespräch bleiben

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Von: Holger Weber-Stoppacher

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Ein eingespieltes Team: Nicole Lenz und David Dieschburg gehen aktiv auf die Jugendlichen in Bruchköbel zu.
Ein eingespieltes Team: Nicole Lenz und David Dieschburg gehen aktiv auf die Jugendlichen in Bruchköbel zu. © Holger Weber

Bruchköbel – Dezent soll es sein, einem einheitlichen Stil folgend. Und keinesfalls bunt. Bruchköbels Jugendliche haben eine sehr genaue Vorstellung vom Design ihres künftigen Jugendzentrums an der Hauptstraße. Das Interesse an den neuen Räumen sei riesig, freut sich Sozialpädagoge David Dieschburg, nachdem er und seine Kollegin Nicole Lenz die Jugendlichen aufgefordert hatten, ihre Gestaltungswünsche zu äußern.

Frei nach dem Motto: Sagt’s uns.

Mitte des Jahres soll es so weit sein. Sobald die Verwaltung das Bürgerbüro verlassen und sich im neuen Stadthaus eingerichtet hat, wird an der Hauptstraße in Bruchköbel mit der Einrichtung des neuen Domizils begonnen. Auf zwei Stockwerken dürfen sich die Jugendlichen dann im neuen JUZ ausbreiten, die beengten Verhältnisse am Fritz-Horst-Platz endlich hinter sich lassen.

Auch am Fritz-Horst-Platz ist es behaglich

Wobei: Auch dort hat es die Stadt mit Hilfe des Bauhofs eigentlich recht gemütlich gemacht, wenn man bedenkt, dass der Raum zuvor den Charme eine Wartezimmers hatte. Eine weiße Theke, ein paar farbige Bilder – und schon wird’s ganz kuschelig.

Das neue JUZ wird jedoch zwei entscheidende Vorteile haben: Es ist viel größer. Und die Jugendlichen haben es für sich allein, während sie die derzeitige Location mit anderen städtischen Gruppen teilen müssen.

„Wir freuen uns riesig auf das neue Jugendzentrum“, sagt Dieschburg. Dabei sei der Weg bereits das Ziel, beim Ausbau sollen die Jugendlichen kräftig mithelfen. Denn eins steht für Dieschburg fest: „Es soll das Jugendzentrum der Jugendlichen sein und nicht das Jugendzentrum der Stadt Bruchköbel.“ Klar, die Stadt müsse natürlich darauf achten, dass in der neuen Einrichtung alles in geordneten Bahnen verlaufe, doch sollen die Jugendlichen so viele Freiheiten wie möglich erhalten. Beim Handwerken kann der Sozialpädagoge den Kids übrigens fachmännisch zur Hand gehen. Vor dem Fachabitur und dem Sozialpädagogik-Studium hat der Bruchköbeler nämlich einen Schreinerlehre gemacht.

Mehrere Jahre lang hatte es in Bruchköbel überhaupt keine Jugendarbeit gegeben. „Wir mussten praktisch bei null beginnen“, berichtet Dieschburg und kann jetzt mit Fug und Recht behaupten, dass sich in der Stadt einiges getan hat, seitdem er und seine Kollegin Nicole Lenz die Sache in die Hand genommen haben. Kids- und Jugendclub sind beide gut besucht – trotz oder vielleicht sogar wegen der Coronapandemie, in der die Jugendlichen nach Abwechslung und Zerstreuung vom harten Alltag suchen. Im Jugendzentrum wird in Sachen Corona penibel auf Sicherheit geachtet. Bevor die Besucher den Raum betreten, müssen sie sich vor der Tür testen. „Das ist auch für uns wichtig, um uns selbst zu schützen“, sagt der Sozialpädagoge. In den Räumen sollen die Kids dann jedoch abschalten können von Corona und auch von der Schule. Vor allem der Leistungsdruck, das ergab eine von der Stadt erarbeitete Jugendstudie, ist eine der größten Sorgen, die Bruchköbels Jugendliche mit sich herumschleppen.

Aufsuchende Jugendarbeit

Das Jugendzentrum ist jedoch nicht der einzige Ort, an dem die Sozialarbeiter mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen. Mittlerweile wird in der Stadt auch eine aufsuchende Jugendarbeit praktiziert. Immer mal wieder setzt Dieschburg sich in seinen VW-Bus und fährt die Stellen in der Stadt an, wo man seine Pappenheimer sonst noch finden kann: an der Heinrich-Böll-Schule, an der Dreispitzhalle, auf dem Waldspielplatz, aber auch in den Bruchköbeler Ortsteilen. In Roßdorf am Fußballplatz beispielsweise. Dieschburg kommt mit den Jugendlichen ins Gespräch. Und auch wenn danach nicht alle sofort ins Jugendzentrum pilgerten, hätten die Ausfahrten einen spürbaren Effekt: „So wissen sie immerhin, dass es uns gibt und wo man uns findet.“

Ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben, das sind die vorrangigen Ziele der Jugendarbeit in Bruchköbel. Denn wenn man erst einmal das Vertrauen der Jugendlichen gewonnen habe, dann sei alles viel einfacher, auch dann, wenn es wirklich schwerwiegende Probleme zu lösen gelte, sagt Dieschburg. Und davon gibt es in dem scheinbar beschaulichen Bruchköbel einige. Alkohol und Drogen, ja, sagt der Pädagoge, das seien auch Themen, die man nicht ausklammern dürfe. „Saufen ist nie das einzige Interesse von Jugendlichen, die zu oft zur Flasche greifen. Unser Bestreben ist es, weitere Andockpunkte zu finden“, sagt der Pädagoge. Die Ansprache sei jedoch eher ein „lockeres Setting“, sagt er. Der erhobene Zeigefinger bringe nicht viel. „Dann machen viele gleich zu.“ Im JUZ spricht man über heikle Themen deshalb auch mal beim gemeinsamen Kochen, wenn die Atmosphäre eher gelöst ist.

Auch mit den Eltern das Gespräch suchen

Ins Gespräch kommen wollen Davied Dieschburg und Nicole Lenz aber nicht nur mit den Jugendlichen, sondern auch mit deren Eltern. Einmal in der Woche soll es ein Elterncafé im neuen Jugendzentrum geben. Dort können Erwachsene untereinander ins Gespräch kommen. Zum gemeinsamen Frühstück sollen aber auch Fachberater eingeladen werden, die zu allgemeinen Fragen sprechen. Beispielsweise zur Problematik der sozialen Netzwerke oder die Nutzung der digitalen Medien im Allgemeinen, nennt Dieschburg Beispiele.

Derzeit ist das Jugendreferat dabei, das Programm für den Sommer festzuzurren. Beispielsweise soll es einen Graffiti-Workshop geben, der bei den Jugendlichen schon große Vorfreude geweckt habe, sagt Dieschburg. Als Übungsfläche für die Experimente mit der Spraydose dient ein altes Auto. Auch da haben die Jugendlichen bereits sehr genaue Vorstellungen, wie das Vehikel aussehen soll. (Von Holger Weber)

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